zum Hauptinhalt

Tennis: Return gegen die Enttäuschung

Tennisprofi Lleyton Hewitt hat sich von seinen vielen Niederlagen erholt und will in München siegen.

Patrik Kühnen wurde sichtlich unruhig, recht zappelig stand der Turnierdirektor am Rande des Center Courts. Seine Anspannung war verständlich, denn das Zugpferd seines kleinen Turniers am Münchener Iphitos war kurz davor, in der ersten Runde auszuscheiden. Lleyton Hewitt selbst hatte schon fünf Chancen zum Sieg nicht genutzt, und anstatt mit 6:2 und 6:4 entspannt als Sieger vom Platz zu gehen, verschaffte der Australier seinem Gegner Philipp Petzschner neue Luft. So verlor Hewitt den zweiten Satz doch noch mit 6:7 und verwandelte im Tiebreak eines teils dramatischen dritten Durchgangs schließlich erst seinen siebten Matchball – nach zweieinhalb Stunden harter Arbeit am Dienstagabend.

Endlich konnte Kühnen erleichtert den Court betreten und Hewitt eine kleine Schokoladentorte überreichen. Nicht für diesen Erfolg allein, sie stand symbolisch für den 500. Sieg seiner Karriere. Von den noch aktiven Spielern haben nur Roger Federer (638) und Carlos Moya (573) mehr Siege errungen. „Diese 500 zeigt mir, dass ich wohl langsam alt werde“, schob Hewitt mit einem fast schüchternen Lächeln hinterher. Die Sympathien des Publikums hatte er allerdings ohnehin hinter sich. 28 Jahre ist der frühere Weltranglistenerste und zweimalige Grand-Slam-Sieger inzwischen alt, vielleicht zu alt für die ganz großen Titel, doch sein Kämpferherz schlägt offensichtlich noch kräftig genug für ein erfolgreiches Comeback.

Hüftprobleme hatten Hewitt im letzten Jahr so arg geplagt, dass er im Frühjahr zunächst wochenlang pausieren musste. Nach den Olympischen Spielen von Peking wurde eine Operation schließlich unausweichlich. Quasi im Kaltstart trat er zum Saisonbeginn bei den Australian Open an, zum 13. Mal in seiner Karriere. Das bittere Erstrundenaus besiegelte eine weitere Enttäuschung bei seinem Heimturnier. Doch Hewitt ließ sich nicht entmutigen, hatte er doch in den vergangenen Jahren etliche Rückschläge überwunden. Seinen Willen und seinen Biss, stets seine größten Stärken auf dem Tennisplatz, waren noch da und so schaffte es Hewitt in Memphis ins Halbfinale, vor vier Wochen holte er sich in Houston seinen ersten Titel nach zwei Jahren.

Dass der 55. der Weltrangliste in dieser Woche beim eher beschaulichen Turnier in München spielt, ist für Lleyton Hewitt eine Notlösung. Eigentlich war sein Einsatz im Davis Cup gegen Indien geplant, doch aus Sicherheitsgründen hatte sich der australische Tennisverband geweigert, sein Team nach Chennai zu schicken. Der Tennisweltverband ITF droht den Australiern nun mit einer zweijährigen Sperre für den prestigeträchtigen Wettbewerb – für den zweimaligen Sieger Hewitt käme das dem Ende seiner Davis-Cup-Karriere gleich. „Es liegt nicht mehr in meiner Hand. Wir können nur noch auf die Entscheidung warten. Es wäre schrecklich für mich, wenn es so enden würde“, sagte Hewitt. Er wolle seinem Land helfen, in die Weltgruppe zurückzukehren. „Die ITF ist uns in den Rücken gefallen. Dass sie den Austragungsort nicht geändert haben, war die größte Enttäuschung.“

Seinen Ärger bekämpft Hewitt nun am Iphitos, am Donnerstag im Achtelfinale gegen den Niederländer Thiemo de Bakker, den 236. der Rangliste. De Bakker hatte zuvor Rainer Schüttler bezwungen. „Für mich zählt jetzt nur noch die Vorbereitung auf die French Open. Und ich bin heiß auf Matches“, sagte Hewitt. Turnierdirektor Kühnen wird es dankbar vernommen haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false