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Stark in der Zielfindung. Der 57-jährige Bernhard Langer ist heute beim Finale in St. Andrews dabei – der 39-jährige Tiger Woods dagegen nicht.

© dpa

The Open Championship: Bernhard Langer: Mit der Konstanz des Alters

Bernhard Langer ist auch bei den British Open wieder klar besser als der fast 20 Jahre jüngere Tiger Woods.

Sean Foley steht am Rand des 16. Fairways und philosophiert ein wenig vor sich hin: „Wissen Sie, jeder Spieler hat nur eine bestimmte Anzahl guter Schläge in sich. Wenn sie weg sind, dann ist es aus.“ Ob der US-Coach Foley damit seinen ehemaligen Schüler Tiger Woods meint, lässt er offen. Sean Foley ist der Vorgänger von Chris Como und der Nachfolger von Hank Haney und Butch Harmon. Er war Coach von Tiger Woods – zu einer Zeit, als Tiger Woods ebenfalls schon seine Probleme mit dem Golfspiel hatte, aber nicht ganz so viele wie jetzt.

Der zweimalige Gewinner der British Open, der in St. Andrews 2000 und 2005 gewann, hat bei der 144. Auflage des Major Turniers nach Runden mit 76 und 75 Schlägen den Cut um sieben Schläge verpasst. Bei den letzten vier Majors hat er dreimal die Finalrunden nicht bestritten, zuletzt scheiterte er bei der US Open im Juni früh. Während Woods bereits wieder auf dem Heimweg Richtung USA ist, absolviert Bernhard Langer am Sonntag seine dritte Runde. Er leistet sich einen Dreiputt am ersten Loch, verzieht eine langen Schlag am zweiten Loch, der sich am Ende durch unglückliche Umstände zu einer Sieben hochaddiert, aber mit dem Rest seiner 73er Runde ist Langer zufrieden: „Ich habe eigentlich gut gespielt.“

Fest steht: Er spielt im Moment deutlich besser als der fast 20 Jahre jüngere Woods, der nach seiner Runde folgendes Fazit zog: „Irgendwie passierte mir ein Unglück nach dem anderen. Ich hatte meine Chancen, aber ich habe den Ball nicht nah genug an die Fahne geschlagen, und wenn ich das gemacht habe, habe ich den Ball nicht gelocht.“

Bernhard Langer kann sich Woods Schwächen nicht erklären

Einer wie Langer, der im Verlauf seiner Karriere den Aufstieg des Tiger Wood vor knapp 20 Jahren, seinen Höhepunkt in den Jahren 2000 und 2001 sowie das jetzige Debakel erlebt hat, kann sich den Niedergang des 14-maligen Major-Siegers nicht erklären. „So wie er im Moment spielt, ist das für mich sehr schwer zu erklären. Ich war immer der Meinung, er kriegt das wieder hin, nachdem er 2013 wieder vier Turniere gewonnen hat“, sagt der Deutsche. Langer ist dabei nicht der einzige Profi, der den ständigen Trainerwechsel des einstigen Weltranglistenersten für wenig sinnvoll hält. „Ich verstehe dieses ganze Trainerszenario mit den ewigen Wechseln nicht“, sagt der Mann, der sich nie von seinem ersten Coach Willi Hofmann getrennt hat.

Was Langer diplomatisch formuliert, sprach Gary Player, neunfacher Major-Sieger, am Wochenende ganz direkt aus: „Wenn er nach seinem Sieg bei der US Open in Pebble Beach, die er mit 15 Schlägen Vorsprung gewonnen hat, nie wieder eine Golfstunde genommen hätte – dann hätte er 20, vielleicht 22 oder 24 Majors gewonnen“, meinte der Südafrikaner. „Für so einen Mann wie ihn, der alles gewonnen hat, ist das viel härter als für jeden anderen“, fügte Bernhard Langer noch hinzu. „Ich bin mir sicher, dass er so hart trainiert wie irgend möglich.“

Tiger Woods lacht und spricht öfter und mehr als früher

„Ich mache weiter, einfach weiter“, hatte Woods tatsächlich vor seiner Abreise erklärt: „Ich werde in ein paar Wochen in Washington spielen, ich freue mich also auf das Quicken Loans Turnier, das ich hoffentlich gewinne.“ Immerhin gelingt es dem Amerikaner inzwischen, seine katastrophalen Runden auf sympathische Weise mit einem Lachen zu ertragen. Der nicht erfolgreiche Woods von heute führt deutlich mehr Gespräche mit Mitspielern, lacht öfter und gibt mehr Autogramme als der erfolgreiche Superstar von einst. „Das ist mir auch schon aufgefallen“, teilt Langer die Meinung vieler Kollegen.

Der Deutsche jedenfalls bestätigt auch in St. Andrews sein Image vom unermüdlichen Dauerbrenner, der Jahr um Jahr Top-Leistungen bringt. „Es wird nicht einfacher“, merkt er trotzdem an. „Jetzt wechseln bald schon Leute wie Ernie Els auf die Senioren-Tour“. Gut möglich also, dass ihm die Qualifikation für die British Open 2021 in St. Andrews nicht mehr gelingt. Vorsichtshalber wird er deshalb bei der Schlussrunde am Montag das Standard-Bild auf der Swilcan Bridge von sich schießen lassen. Winkend in die Menge wird er sich verabschieden von diesem Turnier – so wie Tom Watson am Freitagabend.

Andererseits: Tom Watson ist 65 Jahre alt und hatte vor sechs Jahren noch eine gute Chance, die British Open zu gewinnen. „Ich schaue mir die Kollegen in den 60er Jahren wie Tom Watson und Hale Irwin schon an. Schaue, wie die das machen“, gesteht Bernhard Langer mit einem Lächeln. Tiger Woods mag mit 39 Jahren am Ende sein – der 57-jährige Langer aber ist noch bester Dinge.

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