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Sport: Toi, toi, toi, Deutschelandu

Von Stefan Hermanns Miyazaki. Der Stadionsprecher gab sich alle Mühe, die Zuschauer zum Nachsprechen der fremden Wörter zu bewegen.

Von Stefan Hermanns

Miyazaki. Der Stadionsprecher gab sich alle Mühe, die Zuschauer zum Nachsprechen der fremden Wörter zu bewegen. „Toi, toi, toi, Deutschelandu". Und jetzt alle! Leider legen die Japaner selbst bei Fußballspielen ihre höfliche Zurückhaltung nur ungern ab, und so klang das „Toi, toi, toi, Deutschelandu“ von den Rängen dann doch ein wenig dünn. Vielleicht hätte der Stadionsprecher von Miyazaki mehr Erfolg gehabt, wenn er es nach dem Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch einmal versucht hätte.

Denn selbst den japanischen Fans dürfte bis dahin aufgegangen sein, dass die deutschen Fußballer für die Weltmeisterschaft öffentlichen Zuspruch bestens gebrauchen können. Daran ändert auch ihr 10:0-Sieg gegen eine regionale Auswahl von Unter-18- Jährigen nichts. Das deutliche Ergebnis täuscht etwas darüber hinweg, dass es zeitweise nicht besonders Vertrauen erweckend wirkte, was die ARD den Deutschen in der Heimat live zum Frühstück präsentierte. Nur Teamchef Rudi Völler fand die Darbietung „ganz amüsant“, „ein paar nette Spielzüge“ hatte er auch gesehen, und alles in allem ist er „davon überzeugt, dass wir hier eine ganz gute WM spielen können".

Das Spiel gegen 17- und 18-Jährige hat diese Einschätzung nicht unbedingt untermauert, aber es war ohnehin klar, dass die Begegnung keinen Aufschluss über die wahre Leistungsstärke der Deutschen geben würde. Immerhin bleibt die Erkenntnis, dass Carsten Jancker zurzeit selbst gegen japanische A-Jugendliche, die im Schnitt einen Kopf kleiner sind als er, arge Probleme hat. In den ersten zehn Minuten lief Jancker viermal ins Abseits. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass der Münchner am Samstag im ersten Vorrundenspiel gegen Saudi-Arabien in der Anfangself stehen wird. Aus irgendeinem Grund schätzt Völler Jancker über alle verständlichen Maße. Dass Jancker gestern in den ersten 45 Minuten mit der vermeintlichen A-Elf spielte, könnte ein Hinweis sein. In der ersten Halbzeit „waren sehr viele dabei, die am Samstag auflaufen werden“, sagte Völler.

Offiziell gilt jedoch, dass noch nichts klar ist, sieht man einmal von der Position des Torwarts ab, für die Oliver Kahn das unumstrittene Erstbesetzungsrecht besitzt. „Wir sind ziemlich offen“, sagte Bundestrainer Michael Skibbe. „Das ist auch das Beste, was man als Trainer machen kann.“ Die Spieler sollen kämpfen bis zuletzt, die innere Spannung möglichst lange aufrechterhalten. Oliver Bierhoff sagte nach der Begegnung gegen den Nachwuchs aus Miyazaki, man müsse auch in einem solchen Spiel jederzeit versuchen, sich aufzudrängen. „Das habe ich getan.“ Vermutlich werden ihm seine Bemühungen wenig nutzen. Im Sturm ist nur noch ein Platz zu vergeben: der neben Miroslav Klose. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Miro am Samstag spielen wird“, sagte Völler. Weil der Teamchef sonst nie etwas zur Aufstellung sagt, darf man diesen Satz getrost als Stammplatzgarantie für Klose werten.

Im Mittelfeld haben gegen Saudi-Arabien Michael Ballack, Dietmar Hamann und Christian Ziege einen Platz in der Anfangself sicher. Fraglich ist, ob Völler neben Hamann einen zweiten eher defensiven Spieler aufbietet – das wäre dann Jens Jeremies –, oder ob er die rechte Seite mit Torsten Frings und Bernd Schneider doppelt besetzt, um das Flügelspiel zu forcieren. Im Moment scheint dies die wahrscheinlichere Variante zu sein.

Die Abwehrkette wird – zumindest gegen Saudi-Arabien, den vermeintlich schwächsten Vorrundengegner – nur aus drei Spielern bestehen. Carsten Ramelow, der den zentralen Platz in der Dreierkette übernimmt, sagt: „Ich bin bereit für diese Position." Für die beiden anderen kommen drei Spieler in Frage: Thomas Linke, Christoph Metzelder und seit gestern auch wieder Marko Rehmer. Der Berliner durfte gegen die U 18 aus Miyazaki als Einziger durchspielen. „Körperlich macht er einen sehr guten Eindruck“, sagte Völler.

Marko Rehmer selbst fühlte sich am Ende „ein bisschen platt“, aber „die 90 Minuten waren sehr wichtig für mich". Fast vier Monate lang hatte er kein Spiel mehr bestritten, und das zweite nach der Verletzungspause könnte gleich am Samstag der Auftakt zu einer Weltmeisterschaft sein. „Ich denke, dass es gehen sollte“, sagte Rehmer. Das ist schön. Aber entscheidend ist sowieso nur, was Rudi Völler denkt.

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