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Sport: Torwart-Entscheidung rückt näher

Klinsmann berät sich heute mit seinem Trainergespann und sagt: „Schaun mer mal“

Rust - Die Entscheidung zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann als WM-Torwart Nummer eins könnte doch schneller als erwartet fallen. Jürgen Klinsmann kündigte für diesen Freitag Gespräche zu dem derzeit brisantesten Thema der Nationalmannschaft an. „Ich werde mich morgen mit meinem Trainerstab zusammensetzen und die Frage diskutieren“, sagte der Bundestrainer bei einem Werbetermin am Donnerstag in Rust bei Freiburg. Den bislang genannten Mai-Termin als Entscheidungsdatum erwähnte Klinsmann, der in den vergangenen Tagen wachsendem Druck von Seiten des FC Bayern München ausgesetzt war, nicht mehr. Stattdessen bemühte er eine Standardaussage von Franz Beckenbauer: „Schaun mer mal.“ Konkreter wurde Berti Vogts. Der frühere Bundestrainer sprach von bevorstehenden „entscheidenden Gesprächen“. Nach dem PR-Termin in einem Freizeitpark reiste Klinsmann nach München weiter. Ob es Gespräche mit der Chefetage des deutschen Rekordmeisters geben wird, blieb vorerst offen. Besonders Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte heftige Kritik am Vorgehen von Klinsmann geübt, der erst in einem Monat seine Rangfolge festlegen wollte.

Der am Donnerstag angespannt wirkende Klinsmann betonte nochmals, dass „ich noch keine Entscheidung getroffen habe. Ich beteilige mich nicht an Spekulationen“. Zugleich sprach er von einer „menschlich schweren und harten Entscheidung“. Doch: „Letztlich habe ich die Verantwortung für die Mannschaft.“ Als Klinsmann auf die Bühne kam, steckte er die Hände in seine hinteren Hosentaschen. Das erschien ihm allerdings doch nicht passend genug. Er zog die Hände nach drei Sekunden raus und verschränkte sie auf dem Rücken. Souverän wirkte er jedenfalls nicht.

Auch Klinsmann-Assistent Joachim Löw deutete eine schnellere Entscheidung an: „Das ist im Moment eine schwierige Situation, die intensiv besprochen wird und bald auch gelöst werden kann.“ Die Kritik aus München ist bei der Leitung der Nationalmannschaft auf Unverständnis gestoßen. „Man kann nicht von Psychoterror sprechen“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Sicher verspüre Kahn momentan Druck. „Aber Oliver hat immer gesagt, dass er Druck mag.“ Lehmann hat für die Attacken aus der Münchner Chefetage sogar Verständnis. „Die vertreten ja Vereinsinteressen, und die wollen natürlich, dass alle Spieler gut spielen. Wenn das nicht so ist, sucht man Ausreden und Gründe“, sagte Lehmann.

Während sich Kahn von seiner Rippenverletzung erholt hat und einen Einsatz im Bundesliga-Spitzenspiel bei Werder Bremen am Samstag anstrebt, sieht sich Lehmann mittlerweile in der besseren Ausgangsposition im Kampf um die Nummer eins. „Ich bin optimistisch und wäre überrascht nach den letzten zwei Jahren, wenn ich nicht spielen würde. Das sage ich ganz ehrlich“, sagte Lehmann nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League mit dem FC Arsenal am Mittwochabend (siehe auch Artikel unten).

Tribünengast Klinsmann hatte das Stadio delle Alpi kommentarlos verlassen. „Irgendwann wird die Entscheidung kommen, ich bin guter Dinge, weil ausschlaggebend die sportliche Leistung auf dem Platz ist“, sagte Lehmann. Entgegen früherer Äußerungen hat er sich aber wohl noch nicht für einen Rücktritt entschieden, sollte er gegen Kahn den Kürzeren ziehen: „Das kann ich nicht sagen.“ Der Münchner Trainer Felix Magath riet Kahn, sich zur Not bei der WM auch auf die Bank zu setzen. „Ich würde ihm empfehlen, selbst wenn die Entscheidung gegen ihn fällt, was ich nicht glauben kann, dass er die WM in Deutschland mitmacht“, sagte der Bayern-Coach. Und: „Wir wären dankbar, wenn Klinsmann das Thema aus der Welt schaffen würde.“ Bierhoff hofft, dass beide Keeper Sportsgeist zeigen und Klinsmanns Entscheidung hinnehmen.

Laut Bierhoff sind die derzeit auseinander gehenden Formkurven von Kahn und Lehmann nicht ausschlaggebend. „Es wäre auch schlecht, wenn die Entscheidung nach einem Spiel fallen würde. Sie fällt nach den Eindrücken der letzten zwei Jahre.“ Lehmann war in Turin zum wiederholten Male ohne Gegentreffer geblieben. „Jens hat gut gespielt, aber es waren keine Situationen dabei, um zu sagen: Das war der entscheidende Punkt“, sagte Bierhoff. bsm/Tsp/dpa

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