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Jubel mit Tradition. Ihre Siege (wie hier gegen Tschechien) feiern die deutschen Volleyballerinnen am liebsten im Kreis. Foto: Nordphoto

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Sport: Tränen im Kreis

Die deutschen Volleyballerinnen gehören nach dem Sieg über die Niederlande zu den weltbesten Acht

Berlin - Am Ende trafen sich die deutschen Spielerinnen zum obligatorischen Tänzchen in der Feldmitte – wie immer, wenn sie ein Spiel erfolgreich bestritten haben. Dieses Mal fielen die Feierlichkeiten der deutschen Volleyballerinnen allerdings etwas länger und heftiger aus, schließlich kann der 3:1 (25:12, 25:14, 19:25, 27:25)-Sieg gegen die Niederlande in die Kategorie „besonders wertvoll“ eingeordnet werden. Das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti hat sein erklärtes Ziel, bei der Weltmeisterschaft in Japan unter die besten acht Nationen zu kommen, nach sechs Siegen und drei Niederlagen erreicht. Und deshalb war die Freude nach dem Nachbarschaftsduell so groß, dass sich Angreiferin Margareta Kozuch ein paar Tränen aus den Augenwinkeln wischen musste. Das bislang so erfreuliche Abschneiden sorgte für Lob von höchster Stelle: „Das ist toll“, sagte Werner Graf von Moltke, der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV): „Dieses Ergebnis hatten wir uns im Vorfeld erhofft. Dass wir das so souverän geschafft haben, ist aller Ehren wert.“

Im Spiel gegen den langjährigen Rivalen Niederlande waren alle Rechenexempel frühzeitig hinfällig geworden. Bei einer Niederlage mit mehr als zehn Ballpunkten Differenz wäre die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti noch durch die Holländerinnen abgefangen worden. Ein Umstand, der ungute Erinnerungen an die WM 2006 aufkommen ließ, als genau das geschehen war. Dieses Mal waren jedoch alle Befürchtungen unnötig, denn die Mannschaft um Spielführerin Christiane Fürst sorgte schnell für klare Verhältnisse. In den ersten beiden Durchgängen deckten die deutschen Volleyballerinnen die eklatanten Annahmeschwächen ihrer Gegnerinnen schonungslos auf und erschmetterten sich einen uneinholbaren Punktevorsprung.

Als die Entscheidung über das Weiterkommen frühzeitig gefallen war, fiel die Spannung im deutschen Team sichtbar ab. Ohne zu brillieren, kam Holland besser ins Spiel und gewann den dritten Satz. Das Nachlassen seines Teams gefiel Guidetti überhaupt nicht, in den Auszeiten gab der temperamentvolle Italiener lautstarke Anweisungen, um seine Spielerinnen zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Und Maren Brinker rief auf dem Feld: „Wir sind Deutschland, wir sind Weltklasse, wir wollen hier gewinnen.“ Tatsächlich fing sich die Mannschaft und verwandelte in Satz vier ihren ersten Matchball.

Nun warten auf die Nationalspielerinnen bei dieser Mammutveranstaltung namens WM also die Spiele um die Plätze fünf bis acht. Der erste Gegner wird dabei am Samstag die Mannschaft aus der Türkei sein. Am Ende der Titelkämpfe wird das deutsche Team sage und schreibe elf Partien in 16 Tagen absolviert haben. Wenn Fußballern ein solches Pensum auferlegt würde, gäbe es einen Sturm der Entrüstung, die Volleyballerinnen absolvieren ihre Pflichtaufgaben dagegen ohne Murren. Gegen die Niederlande wirkten Kozuch, Fürst und Co. erstaunlich frisch und tatendurstig, doch die Belastung ist zu spüren. „Im Moment sind alle überglücklich und merken die körperlichen Strapazen nicht“, sagt Libero Kerstin Tzscherlich: „Aber eigentlich sind wir ganz schön kaputt.“

Wenn Bundestrainer Guidetti darüber referiert, wie die Spielerinnen mit der ungeheuren Belastung bei der WM umgehen, schwingt in seiner Stimme Pathos mit: „Ich habe das schon öfters gesagt, aber heute kann ich das nur noch mal unterstreichen: Ich bin unglaublich stolz, Trainer dieses Teams sein zu dürfen.“

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