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Sport: Trainieren bis aufs Blut

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die für Athleten besondere Bedeutung haben. Heute: die roten Blutkörperchen beim Langstreckenlauf.

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die für Athleten besondere Bedeutung haben. Heute: die roten Blutkörperchen beim Langstreckenlauf.

Felix Limo, der Sieger des BerlinMarathons 2004, muss nicht ans andere Ende der Welt ins Trainingslager fliegen. In seiner Heimat Kenia macht er automatisch ständig ein Höhentraining. Hier, in bis zu 5000 Metern Höhe, ist der Sauerstoff in der Luft geringer, und der Körper kurbelt die Produktion von roten Blutkörperchen an. Die können mehr Sauerstoff aufnehmen – der Sportler ist bei Wettkämpfen im Flachland dann leistungsfähiger.

Rund 25 Billionen runder, eingedellter Scheiben fließen ständig durch den Körper eines Erwachsenen – die roten Blutkörperchen. „Sie sind das Organ, das ewig jung bleibt“, sagt Willi Heepe, der Medizinische Direktor des Berlin- Marathons, der selber schon 51-mal die 42,195 Kilometer lange Strecke bewältigt hat.

Die roten Blutkörperchen, die mit Hilfe des Hämoglobins Sauerstoff von der Lunge in den ganzen Körper transportieren, werden nur drei bis vier Monate alt, jede Minute werden im Knochenmark Millionen neue produziert. „Jugendlich und knackig“ (Heepe) müssen sie sein, um den Athleten mit möglichst viel Sauerstoff zu versorgen und dessen Leistungsfähigkeit zu steigern. Richtig prall werden sie auch durch die richtige Ernährung – Eiweiß, vor allem aber Eisen ist wichtig, das Kerngerüst des Hämoglobins.

Durch die dünnen Wände der Kapillaren, der kleinsten Bluttransportwege, dringt der Sauerstoff in die Zellen. Spitzensportler haben wesentlich mehr Kapillaren als untrainierte Menschen. „Wenn man die Kapillaren eines Untrainierten aneinander legt, reicht man einmal um die Erde“, sagt Heepe, „bei einem Leistungssportler mehr als zweimal.“ Je mehr Kapillaren es gibt, umso besser können die roten Blutkörperchen die Muskeln des Läufers mit Sauerstoff versorgen.

Gleichzeitig nimmt die Strömgeschwindigkeit ab, der Herzmuskel muss weniger arbeiten. Ein 70 Kilogramm schwerer Top-Marathonläufer kann im Training pro Minute etwa 4,5 Liter Sauerstoff aufnehmen – der Normalbürger nur einen bis anderthalb Liter.

Die Zahl der roten Blutkörperchen lässt sich durch Doping mit Erythropoetin (Epo) steigern. Dieses Hormon regt die Bildung roter Blutzellen an. Eine legale Alternative ist das Höhentraining. Nach einiger Zeit bildet der Körper in der Höhe zehn bis dreißig Prozent mehr rote Blutkörperchen. Allerdings „ist dieser leistungssteigernde Effekt nach vier Wochen verpufft“, sagt Heepe. Im Vorteil sind die Läufer, die ständig in der Höhe trainieren, etwa in Kenia. Nicht zufällig dominieren die Kenianer um Felix Limo den Langstreckenlauf. ru

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