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Ende der Abwehrhaltung. Nachdem Dieter Hoeneß alle Verhandlungen mit Juventus Turin abgebrochen hatte, ist Wolfsburg jetzt wieder an Diego interessiert.

© picture alliance / dpa

Transfergezerre: Fünf Tage Tauziehen um Diego

Eigentlich hatte Dieter Hoeneß das Gefeilsche um Diego für beendet erklärt. Der VfL Wolfsburg habe kein Interesse mehr an dem Spieler. Nun wirbt er schon wieder um dem quirligen Mittelfeldspieler.

Von Christian Otto

Der letzte Teil des geheimen Planes ging nicht mehr auf. Einen solch illustren Fußballprofi wie Diego zu einer sportärztlichen Untersuchung nach Wolfsburg zu bitten, ohne dass dieser dort erkannt wird, überforderte selbst Dieter Hoeneß. „Es geht nur noch um Formalitäten“, gestand gestern der große Geheimniskrämer, der im Auftrag des VfL Wolfsburg so lange wie möglich leugnen sollte, dass Diego wirklich zu den Niedersachsen wechselt. Mit dem 25-Jährigen, der angeblich für nur 15 Millionen Euro von Juventus Turin abgeworben wird, steht den Wolfsburgern einer der bisher spektakulärsten Transfers in der laufenden Bundesligasaison ins Haus. Denn mit Diego kauft sich Hoeneß einen Spielgestalter, einen Ersatz für den unzufriedenen Zvjezdan Misimovic und jede Menge Schlagzeilen auf einmal ein.

Der Hauptdarsteller, um den es ein wochenlanges Tauziehen gegeben hatte, war gestern schon in Wolfsburg. Aber seine Berater werden erst heute am Mittellandkanal erwartet, um die letzten Details zum Wohl ihres Schützlings zu regeln. „Dieser Transfer ist relativ kompliziert. Deshalb werde ich ihn erst bestätigen, wenn alles unter Dach und Fach ist“, sagte Hoeneß – wusste aber schon ganz genau, dass er das große Karussell der Nachrichten nicht mehr aufhalten konnte. Auf die Frage, ob Diego schon am Samstag im ersten Wolfsburger Heimspiel gegen Mainz 05 eingesetzt werden könnte, antwortete der VfL-Boss: „Das ist das Ziel. Und es wäre natürlich schön, wenn das schon klappt.“

Mit der Verpflichtung von Diego, der bis 2009 schon im Trikot von Werder Bremen mit seinem Dribbelkünsten und der Fähigkeit zu besonders schönen Toren verblüfft hatte, dürften die Ambitionen der Wolfsburger deutlich steigen. Trotz der Verletzung von Nationalspieler Arne Friedrich, der wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert werden muss und mindestens zwei Monate lang ausfällt, ist die Zielsetzung eindeutig. Die Wolfsburger möchten unbedingt zurück in den internationalen Fußball und sind dafür bereit, das von Hauptsponsor Volkswagen zur Verfügung gestellte Budget voll und ganz zu nutzen. Nach dem vergeblichen Versuch, dem vom FC Chelsea zu Bayer Leverkusen zurückgekehrten Michael Ballack zum VfL zu locken, darf Hoeneß sich nun in seiner Arbeit bestätigt fühlen.

Verhandlungen mit Diego und seinem Clan gehören, diese Erfahrung haben im Vorjahr schon die Verantwortlichen des FC Bayern München gemacht, offenbar zur Königsdisziplin für Fußballmanager. „Ich habe Diego jetzt besser kennen gelernt. Es ist ein klasse Spieler und ein klasse Typ“, sagt Hoeneß und lobte den Brasilianer schon mal vorab. Durch die Verpflichtung Diegos würden die Wolfsburger auch endlich das Problem mit ihrem unzufriedenen und wechselwilligen Spielmacher lösen. Zwar hieß es bis zuletzt, dass der leicht bockige Misimovic unter keinen Umständen den Verein verlassen dürfe und sogar im Fall einer Verpflichtung von Diego gehalten werden könnte. Aber seit gestern dürfte klar sein, dass Misimovic trotz seines bis 2013 gültigen Vertrages keine Zukunft mehr in Wolfsburg hat. Die gehört eindeutig Diego, der sogar gleich für vier Jahre bei den Wolfsburgern unterschreiben soll.

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