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Der Eisvogel. Vedad Ibisevic ruht in sich selbst.

© dpa

Treffsicherer Stürmer: Ibisevic schießt Stuttgart nach oben

Vedad Ibisevic ist der Garant für den sportlichen Aufschwung des VfB Stuttgart. Dabei begann die Saison für den Bosnier mit einem doppelten Fehlschuss.

Dass an diesem Abend die Vergangenheit von Vedad Ibisevic lebendig wurde, ist Chinedu Obasi zu verdanken. Man hätte sonst glauben können, Ibisevic wäre nie woanders gewesen als in Stuttgart. Der Eindruck verstärkte sich am Samstag durch seine drei Tore beim 3:1 über Schalke 04, aber auch sonst ist der Aufwärtstrend des VfB Stuttgart eng mit dem 28 Jahre alten Stürmer aus Bosnien verbunden. 17 Tore in 23 Spielen sind es mittlerweile geworden. Zehn in der Bundesliga, zwei im DFB-Pokal und fünf in der Europa League. Bei dieser Statistik geht es nur um diese Saison, die nicht mal zur Hälfte beendet ist.

Als Obasi seine Arme um Ibisevic legte und der das ebenso herzlich bei seinem ehemaligen Teamkollegen machte, rückte deren gemeinsame Zeit bei der TSG Hoffenheim in den Fokus. Viereinhalb Jahre spielte Ibisevic in Hoffenheim, dort wurde er erstmals richtig als Stürmer wahrgenommen. Seit knapp einem Jahr ist er nun in Stuttgart. Rund fünf Millionen Euro kostete er. Es war einer der wertvollsten Transfers, die der VfB je getätigt hat.

Bei seiner Stuttgarter Quote drängte sich sogar die Frage auf, ob der Torjäger gerade die beste Zeit seiner Profikarriere erlebt? Man landet dann wieder in Hoffenheim und der Saison 2008/09, als der Aufsteiger überraschend Herbstmeister wurde und Ibisevic 18 Tore in 17 Bundesligaspielen erzielte. Der Bundesligarekord von Gerd Müller aus der Saison 1971/72 schien in Gefahr, bis ein Kreuzbandriss den Bosnier stoppte. Obasi spielte damals an seiner Seite; doch während der vor einem Jahr zu Schalke wechselte und dort nicht mehr als Lückenbüßer ist, wurde Ibisevic zu Stuttgarts Strahlemann. Sein Vertrag beim VfB läuft noch bis 2016, was allerdings nicht bedeutet, dass er ihn auch erfüllt. Im Sommer wird er 29 und es böte sich die letzte Chance auf einen Vertrag bei einem großen Verein. Derzeit ist das nicht mehr als Spekulation. Ibisevics Familie beschäftigt sich vielmehr mit ihrem baldigen Umzug aus Bad Rappenau nach Stuttgart. Dort steht nun die Frage im Raum: Geht es Ibisevic so gut, weil es dem VfB besser geht, oder geht es dem VfB gut, weil sich Ibisevic durch nichts aus der Ruhe bringen lässt?

Ibisevic hat in dieser Saison schon zwei Elfmeter verschossen. Gerade der erste, am ersten Spieltag gegen Wolfsburg, war frappierend, weil der Stürmer auch noch den Nachschuss kläglich vergab – und der VfB am Ende verlor. Als Elfmeter-Trottel wurde Ibisevic daraufhin verspottet, trotzdem trat er gleich beim nächsten Elfmeter wieder an und traf. Genauso war es nach dem Fehlschuss in Fürth vor einer Woche. Gegen Schalke verwandelte Ibisevic am Samstag, als sei nichts gewesen. Er verfügt über eine Gelassenheit, die es so selten gibt. Der Mann ruht in sich selbst. „Ich habe schon viel Schlimmeres erlebt“, sagte Ibisevic und meinte den Bürgerkrieg in seinem Heimatland und die Flucht seiner Familie, die bis in die USA führte. „Es kommt vor, dass du ein paar Spiele nicht triffst. Ich weiß dann, es kommt wieder. Es hilft, wenn man tief in seinem Innern weiß, ich will Tore schießen“, sagte er und gestand beim Elfmeter gegen Schalke „wild entschlossen“ gewesen zu sein.

Es ist selten spektakulär, wie Ibisevic seine Tore schießt, dennoch hat sein Strafraumspiel etwas Unheimliches. Er ist einfach da, hält wie selbstverständlich Fuß oder Kopf hin oder sprintet die entscheidenden Schritte zum Ball schneller als seine Verfolger. So wie dreimal gegen Schalke.

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