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Die Triathletin Anna Saller holte im vergangenen Jahr überraschend EM-Silber.

© Imago

Triathlon-Hoffnung Sophia Saller: Hyperbegabt

Sophia Saller ist in der heute in Abu Dhabi startenden Triathlon-Saison die große Hoffnung im deutschen Team. Nebenbei studiert die 20 Jahre alte Münchnerin in Oxford Mathematik. Ein Portrait.

Von Johannes Nedo

Sophia Saller kann sich noch so sehr anstrengen, zu erklären, was genau sie macht – es versteht nur kaum jemand. Sie hat das mittlerweile selbst eingesehen. „Denn das sind Sachen, die keinen Bezug zur Realität haben“, sagt die 20-Jährige. „So ist eben pure Mathematik. Die Leute brauchen schon Grundwissen, um ein bisschen was davon zu verstehen.“ Sophia Saller studiert Mathematik an einer der renommiertesten Universitäten der Welt: in Oxford. Zur Zeit schreibt sie an ihrer Masterarbeit über Kryptografie, speziellen Formen von Verschlüsselungen: „Das ist endlich mal ein Thema, unter dem sich die Leute etwas vorstellen können.“

Sophia Sallers Studium also als anspruchsvoll zu bezeichnen, ist fast schon untertrieben. Doch auch ihrer zweiten großen Leidenschaft geht die Münchnerin auf höchstem Niveau nach. Diese ist zwar ganz einfach zu erklären, gehört aber ebenso zu den herausforderndsten Sportarten überhaupt. Sophia Saller schwimmt, fährt Rad und läuft – so gut, dass sie aktuelle Vize-Europameisterin ist und damit eine der größten Triathlon-Hoffnungen Deutschlands. Wenn sie am Samstag bei der WM-Serie in Abu Dhabi in die neue Saison startet, traut ihr Bundestrainer Ralf Ebli erneut eine Überraschung zu. „Sie ist eine Ausnahmepersönlichkeit, ein außergewöhnliches Talent“, sagt er begeistert.

Das Studium hilft Saller zur Ablenkung vom Sport

Schon das Jahr 2014 bescherte Sophia Saller einige unverhoffte Erfolge. Zur EM im Juni in Österreich reiste sie direkt nach ihrer Bachelor-Prüfung an, alles andere als eine ideale Vorbereitung also. Doch ihr gelang ein grandioses Rennen. Völlig überraschend gewann sie die Silbermedaille. Anfang September wurde sie dann auch noch U-23-Weltmeisterin in Kanada. „Wenn ich mir Bilder von 2014 ansehe, schüttele ich noch immer den Kopf“, sagt Sophia Saller. „Diese Erfolge sind noch nicht in der Realität angekommen.“

Dass sie all das noch gar nicht richtig verarbeitet hat, liegt auch an dem ständigen Wechsel zwischen ihren zwei Welten: dem Triathlon und dem Mathematikstudium (dort steht sie schon jetzt vor dem Abschluss, weil sie zwei Schulklassen übersprungen hat). Aber als Doppelbelastung empfindet sie es gar nicht. Vielmehr sieht es Sophia Saller so, dass ihr das Hin und Her hilft, beides so gut zu meistern. „Der Sport hat mir bei Prüfungen den Kopf freigemacht“, sagt sie. Umgekehrt brauche sie etwas, um nicht 24 Stunden nur an Triathlon zu denken. Das ist dann das Studium. „Ich genieße diese Kombination sehr.“

So ist sie in der komfortablen Position, gar nicht auf den Sport angewiesen zu sein. Saller liegt bereits ein Jobangebot einer Beratungsfirma vor, außerdem könnte sie an der Uni den Doktortitel anstreben. „Ich fühle mich privilegiert, ich muss im Triathlon nicht erfolgreich sein“, betont sie. Doch wahrscheinlich ist diese Gelassenheit genau das, was sie so stark macht. Denn für Sophia Saller ist nun auch Olympia 2016 in Rio de Janeiro ein Thema. „Vor einem Jahr hätte ich darüber gelacht“, sagt sie. Nun schätzt Bundestrainer Ebli ihre Olympia-Chancen als sehr aussichtsreich ein. „Sophia ist unheimlich konzentriert und strukturiert“, sagt er. „Und sie hat ein gutes Gefühl für den eigenen Körper.“

Trotz aller Lobeshymnen, die auf sie gesungen werden – ob von akademischer oder sportlicher Seite, eines will sie sich nicht nehmen lassen: immer wieder von beiden Welten abzuschalten. „Das“, sagt sie, „muss auch sein.“

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