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Sport: Turbulenzen im Schneetreiben

Der HSV unterstreicht beim 4:3 in Bielefeld seine internationalen Ambitionen

Frühe Tore lockern oft genug allzu starre taktische Konzepte auf. Arminia Bielefeld, auch in den Heimspielen eher auf das Verteidigen ausgerichtet, war gegen den Hamburger SV nach frühem Rückstand gezwungen, selbst Initiative zu ergreifen. Heraus kam ein putzmunteres Fußballspiel, das für die 25 115 Zuschauer in der Bielefelder Arena hohen Unterhaltungswert besaß. Für die Arminen nahmen die turbulenten 90 Minuten indes kein gutes Ende: 4:3 (3:2) siegte der HSV und kletterte damit auf den vierten Tabellenplatz.

Nicht einmal fünf Monate ist es her, da war der HSV in der Bundesliga auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt. 0:2 hatte die Mannschaft daheim in der AOLArena verloren, Trainer Klaus Toppmöller wurde danach beurlaubt. Gegner seinerzeit: Arminia Bielefeld. Seit nun Thomas Doll als Trainer die Geschicke des HSV lenkt, geht es rapide aufwärts. 37 von 51 möglichen Punkten sprangen für die Hamburger unter ihm heraus. „Was meine Mannschaft auszeichnet, das ist ihre Riesenmoral, und zwar seit Wochen schon“, lobte Doll nach der Partie in Bielefeld.

Moral war beim HSV in der Tat vonnöten. Nach Benjamin Lauths frühem Führungstor für die Gäste drehten nämlich die Bielefelder auf. Im einsetzenden dichten Schneetreiben ging den Hamburgern mitunter der Überblick verloren, durch Massimilian Porcello und Fatmir Vata kippten die Bielefelder den Spielstand mit 2:1 zu ihren Gunsten. Die Bielefelder Führung wirkte beim HSV wie ein Weckruf. Sergej Barbarez – dessen Vertrag in Hamburg sich mit dem 25. Saisonspiel automatischen um ein Jahr verlängerte – glich mit seinem elften Saisontor wieder aus, kurz vor der Pause schaffte Khalid Boulahrouz das 3:2 für den HSV. Über die Berechtigung des diesem Tor vorangegangenen Freistoßes, von Stefan Beinlich getreten, wurde noch lange hinterher heftig diskutiert. „Ich weiß nicht, was der da gesehen haben will“, kritisierte der Bielefelder Trainer Uwe Rapolder Schiedsrichter Franz-Xaver Wack. Bielefelds Vata hatte sich über die Szene derart aufgeregt, dass er noch beim Gang in die Kabine wütend auf Wack einredete. Der handelte und zog die Gelbe Karte.

„Das war sicher der Knackpunkt, wenn man aus einem 1:2 kurz vor der Pause noch ein 3:2 macht“, sah Doll das Tor aus einem anderen Blickwinkel. Weil Bielefeld „in der zweiten Halbzeit ohne Phantasie anrannte“, so Rapolder, konnte der HSV das Geschehen lange kontrollieren, dem eingewechselten Mehdi Mahdavikia glückte sogar noch das 4:2 nach einem Konter. In Gefahr geriet der Erfolg der Hamburger noch einmal, als Miso Brecko für ein im Übereifer begangenes Foul Gelb-Rot sah. In Unterzahl musste der HSV das 3:4 hinnehmen durch einen Kopfball von Delron Buckley, zu mehr reichte es für die Bielefelder nicht. Rapolder nahm die Niederlage sportlich. „Der HSV hat eine starke Truppe, die schwer zu schlagen ist“, sagte er. Thomas Doll hörte das, verzog keinen Gesichtsmuskel, erwiderte nur: „Unser Weg geht weiter.“ Wohin? In die Champions League? Doll zuckte nur die Schultern und lächelte.

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