zum Hauptinhalt
Die strahlenden deutschen Bronzegewinner.

© dpa

Überraschung in Rotterdam: Deutsche Turner holen WM-Bronze

Sie fielen sich in die Arme und klatschten sich übermütig ab: Die deutschen Turner haben bei den Weltmeisterschaften die große Überraschung geschafft und die nie für möglich gehaltene Bronzemedaille gewonnen.

Auch ohne den verletzten Mehrkampf-Meister Marcel Nguyen wiederholte die Riege um Vorturner Fabian Hambüchen mit 271,252 Punkten am Donnerstag den vor euphorischem Publikum in Stuttgart vor drei Jahren erkämpften dritten Rang. Dabei hatten die Deutschen lange Zeit sogar sogar an hochwertigerem Edelmetall schnuppern dürfen.

"Unglaublich: Das kann nicht wahr sein. Die Mannschaftsleistung war einfach nur sagenhaft", kommentierte ein überglücklicher Fabian Hambüchen den Erfolg. Seine Team-Gefährten strahlten ebenso: Noch vor der Siegerehrung hatten sie vor Freude einen Kreis gebildet und tanzten ausgelassen. Der Titel ging an das favorisierte Team Chinas (274,997), das damit seit 2003 bei Weltmeisterschaften unbesiegt bleibt und nunmehr mit neun WM-Siegen neuer Rekord-Titelträger ist. Silber holte der Olympia-Zweite Japan (273,769).

Die Hauptlast hatte am Tag der ersten Männer-Entscheidung Philipp Boy zu tragen, der als einziger an allen sechs Geräten turnte. "So ein geiler Tag, der Sechskampf war ja noch besser als im Vorkampf.

Jetzt greife ich weiter an und will mir auch im Mehrkampf die Butter nicht vom Brot nehmen lassen", sagte der 23-jährige Cottbuser. Zugleich beschwor er den tollen Teamgeist, der diese Medaille möglich gemacht hatte. "Ich bin einfach nur happy. Aber wenn die anderen heute Abend feiern, muss ich zeitig ins Bett: der Mehrkampf ruft", fügte er strahlend hinzu.

Während bei den Deutschen in ihren 18 Übungen nahezu alles wie am Schnürchen lief, zeigten andere Favoriten-Teams wie die Russen oder Briten Fehler in Serie. "Noch nie waren wir so nah dran an Chinesen und Japanern. Und das ohne unseren Meister. In diesem Team steckt ein Riesenpotenzial", meinte DTB-Präsident Rainer Brechtken.

Schon der Start war blendend: An den Ringen und beim Sprung rissen sich die Deutschen gegenseitig zu hervorragenden Leistungen mit und blieben völlig fehlerlos. Da bewährte sich auch, dass der EM-Zweite Matthias Fahrig die halbe Drehung nach dem Doppelsalto wegließ und so sichere 16,1 Punkte - ebenso wie Philipp Boy - beisteuerte. Zur Überraschung der rund 5000 Zuschauer lag die deutsche Riege damit nach zwei Disziplinen auf der Top-Position.

Der "Rausch" der Deutschen setzte sich auch am Barren fort, obwohl die Chinesen an den Ringen kräftig Punkte gutmachten. Wiederum konnten alle drei eingesetzten Turner voll überzeugen, wobei Boy mit 15,400 Zählern sogar noch mehr Punkte holte als Finalist Hambüchen (15,333). Am Reck als Paradegerät ließen die Schützlinge von Chefcoach Andreas Hirsch auch nichts anbrennen: Mit traumwandlerischer Sicherheit umkreisten alle Drei die Stange, so dass mit dem Reck-Höchstwert der Veranstaltung von 46,099 die Zwischen-Führung auf 1,7 Punkte ausgebaut werden konnte.
Als am Boden im Gegensatz zum Vorkampf auch bei Spezialist Matthias Fahrig alles rund lief, schnupperten die Deutschen trotz der Top-Übungen der Chinesen und Japaner am Barren erstmals an einer Medaille, doch das "Zitterpferd" stellte das Terzett vor die letzte große Konzentrationsprobe. Damit wurden Eugen Spiridonov und Philipp Boy und Sebastian Krimmer aber fertig und sicherten das unverhoffte und stürmisch bejubelte Edelmetall. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false