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Sport: Überraschung verpasst

Trinidad & Tobago unterliegt Paraguay 0:2

Nach seinem Tor hielt er die Hände vors Gesicht. Brent Sancho hatte einen Kopfball unhaltbar am Schlussmann vorbei ins Netz geköpft – ins eigene Netz. Der fleißige Abwehrspieler von Trinidad & Tobago hatte damit früh eine Entscheidung in Gruppe B herbeigeführt. Am Ende verlor der WM-Neuling aus der Karibik sein letztes Spiel gegen Paraguay trotz großen Kampfes 0:2 (0:1) und büßte die letzte Chance ein, überraschend ins Achtelfinale gegen Deutschland einzuziehen. Paraguay war schon vor dem Spiel ausgeschieden, verabschiedete sich aber immerhin mit einem Sieg. Zum Endstand traf der eingewechselte Nelson Cuevas kurz vor Schluss.

Um die Sensation noch zu schaffen, ließ Trinidad & Tobagos Trainer Leo Beenhakker vor Kapitän Dwight Yorke erstmals zwei Stürmer agieren. Neben Stern John setzte er auf Cornell Glen, der bei der 0:2-Niederlage gegen England eingewechselt worden war und bis zum Rückstand mit schnellen Kontern überzeugt hatte. Glen rechtfertigte das Vertrauen: Unermüdlich rannte er Räume frei und trieb den Ball in den Strafraum der verdutzten Paraguayer. Beinahe traf er zur Führung, doch seinen Kopfball nach einem Freistoß von Yorke konnte Paraguays Torwart Aldo Bobadilla abblocken. Kurz vor der Pause musste Glen verletzt ausgewechselt werden.

Ebenfalls überzeugend agierte der bei den ersten Spielen von Trinidad & Tobago verletzte Stammtorwart Kelvin Jack bei seinem ersten WM-Einsatz. Schon nach vier Minuten bewahrte er sein Team vor dem Rückstand, als er einen Kopfball von Roque Santa Cruz ins Aus lenkte. Es blieb die einzige Chance des Favoriten bis zum glücklichen Tor in der 27. Minute. Brent Sancho, der auch diesmal die Abwehr hervorragend organisierte, bekam den Ball nach einem Freistoß von Roberto Acuna und einer Kopfballverlängerung von Julio dos Santos unglücklich gegen den Kopf. Sancho hatte schon gegen England Pech, als er das entscheidende Kopfballduell zum 0:1 gegen Peter Crouch verlor. Crouch hat ihn dabei an den Haaren gezogen.

Paraguay fand nach dem Führungstreffer zur Souveränität und erarbeitete sich Chancen bei hohen Bällen. Einem Abseitstor von Denis Caniza verweigerte der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti aber zu Recht die Anerkennung. Nach dem vorzeitigen Ausscheiden traute sich Paraguays Coach Anibal Ruiz, den bei den heimischen Fans beliebten Julio dos Santos einzusetzen. Ruiz hatte dem Mittelfeldspieler vom FC Bayern nach einem einzigen Bundesligaspiel mangelnde Spielpraxis vorgehalten.

In der zweiten Halbzeit drängte Trinidad & Tobago mutig auf den Ausgleich, blieb aber im Abschluss zu harmlos. Beste Möglichkeit war ein Distanzschuss des eingewechselten Russell Latapy, der knapp über das Tor strich. Den Schlusspunkt für Paraguay setzte dann Cuevas nach einem Doppelpass mit Roque Santa Cruz von Bayern München. Trotz der Niederlage feierten 8000 aus der Karibik angereiste Fans Trainer Beenhakker und sein Team, das gegen Schweden ein 0:0 erkämpft hatte.

In den kommenden Tagen will sich Leo Beenhakker entscheiden, ob er einen längerfristigen Vertrag unterschreibt. Der umstrittene Verbandschef Jack Warner, der in seiner Heimat WM-Tickets zu Wucherpreisen angeboten hatte, hat darüber bereits mit Beenhakker im Teamquartier in Rotenburg an der Wümme verhandelt.

Im mit 46 000 Zuschauern ausverkauften Fritz-Walter-Stadion blieben mehrere hundert Plätze frei. Derzeit läuft eine Untersuchung des Fußball-Weltverbandes Fifa gegen den Landesverband von Paraguay. Er steht im Verdacht, Tickets mit Gewinn an Schwarzhändler verkauft zu haben. Die Stimmung in der kleinsten WM-Stadt war dennoch ausgelassen, schon vor Spielbeginn ging die La Ola durch das Stadion. Bis zum Schlusspfiff feierten auch die deutschen Fans den unermüdlich anrennenden Außenseiter aus Trinidad & Tobago mit Sprechchören. Ihr Beifall galt dabei besonders dem eingewechselten Angreifer Evans Wise. Der spielt sonst für Waldhof Mannheim in der Oberliga Baden-Württemberg.

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