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Sport: Umschalten, bitte

Deutschlands Fußballerinnen verlieren 1:2 gegen die USA und konzentrieren sich auf das Spiel um Bronze

Es war das Spiel des Jahres im Frauenfußball. Deutschland gegen USA – der Weltmeister gegen den Rekordweltmeister, und das im Halbfinale des olympischen Turniers. Doch das war offenbar nicht genug, um die Kreter ins brandneue Pankrio-Stadion in Heraklion zu locken. Die einzigen Griechen unter offiziell 5165 Zuschauern waren freiwillige Olympiahelfer. Sie sahen ein spannendes Spiel mit zahlreichen vergebenen Torchancen, Pfostenschüssen und einer Verlängerung obendrauf, das die USA letztlich verdient mit 2:1 (1:0, 1:1) für sich entschieden. Die deutschen Frauen spielen nun am Donnerstag um Bronze.Gegner ist Schweden. Die Schwedinnen unterlagen in ihrem Halbfinale Brasilien mit 0:1.

Gegen die USA war von Beginn an nichts von dem zu sehen, was Deutschlands Verteidigerin Steffi Jones angekündigt hatte: „Die Chancen stehen 50:50.“ Lange Zeit spielten die USA mit ihren Stars Mia Hamm, Brandi Chastain und Julie Foudy hochüberlegen. Nach 33 Minuten war der WM-Dritte durch Kristine Lilly verdient in Führung gegangen. In der Folge hätte er den Vorsprung mehrmals ausbauen können, nutzte aber die vielen Möglichkeiten nicht. Deutschland kam während der ganzen 90 Minuten zu keiner einzigen zwingenden Torchance.

Erst als das Aus kaum noch abzuwenden war, erinnerten sich die Frauen in Grau-Weiß daran, dass sie die USA vor einem Jahr noch 3:0 im WM-Halbfinale geschlagen hatten. Die Frankfurterin Isabell Bachor nutzte die erste nennenswerte Chance zum Ausgleich in der Nachspielzeit. Plötzlich sah es so aus, als könne Deutschland das Spiel sogar noch in der regulären Spielzeit gewinnen. Die Pässe, die 93 Minuten lang immer ins Aus gehoppelt oder bei einer Gegnerin gelandet waren, kamen plötzlich an. Mit einem Mal kombinierten die Deutschen, und das Spiel der beiden Größen des Frauen-Fußball schien zu kippen.

Doch als die Schiedsrichterin zur Verlängerung anpfiff, hatten die Amerikanerinnen den Schock des Ausgleichs in der Nachspielzeit verdaut. Nach einem Konter gegen die aufgerückten Deutschen und sensationeller Vorarbeit von Superstar Mia Hamm traf Angreiferin Heather O’Reilly in der 99. Minute zum 2:1. Es war das Tor zum Finale. „Wir hatten in der Verlängerung den besseren Atem", beklagte Bundestrainerin Tina Theune-Meyer später mit starrem Blick. „Das Tor ist zu einem unglücklichen Zeitpunkt gefallen. Wir hatten in der Verlängerung genug Chancen, um selbst das 2:1 zu machen.“

Freilich verschwieg die 50-Jährige auch nicht, dass die Leistung ihrer Mannschaft in der regulären Spielzeit der Wichtigkeit der Begegnung kaum angemessen erschien. „Die USA waren die bessere Mannschaft. Sie haben in diesem Jahr noch einen Tick draufgelegt", räumte Theune-Meyer ein. Und ehrlich gab sie zu: „Wir hatten Glück, dass wir nicht höher in Rückstand geraten sind.“

Nun spielen die DFB-Frauen wie schon vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Sydney wieder um Bronze. Und genau dieses kommende Spiel gegen Schweden geisterte bei Tina Theune-Meyer eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff auch bereits im Kopf herum. „Ich habe schon wieder umgeschaltet“, erklärte sie. Denn: „Wir wollen unbedingt eine Medaille.“ Nur: Gold kann es jetzt nicht mehr werden.

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