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Massenstart. Die Tour de Ski will an ihrem Image arbeiten.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Umstrittener Langlauf-Wettbewerb: Die Tour de Ski kämpft um ihr Image

Die Tour de Ski hat in den vergangenen Jahren merklich an Schwung verloren. Deshalb gibt es neue Ideen – und eine Innovation gleich in diesem Winter.

Lucas Bögl neigt zum Masochismus. „Meine Lieblingsetappe ist der harte Schlussanstieg“, sagt Deutschlands derzeit bester Skilangläufer vor der Tour de Ski, die am Samstag (12.45 Uhr, live in der ARD) in Lenzerheide anfängt und am 5. Januar hoch über dem italienischen Val die Fiemme endet. 3,7 Kilometer lang, 425 Höhenmeter, drei 28 Prozent steile Passagen: Die Rampe am Ende bleibt das Alleinstellungsmerkmal der Serie, die in ihre 14. Auflage geht.

Doch die Tour hat an Schwung verloren, seit sich der Schweizer Jürg Capol und der Norweger Vegard Ulvang das Format kurz nach einer Tour de France der Radprofis beim Brainstorming in der Sauna überlegt hatten. Zum zweiten Mal findet eine Tour de Ski ohne einen Gastgeber auf dem für Sponsoren und Sender wichtigen deutschen Markt statt. Oberstdorf beteiligt sich wegen der WM 2021 in diesem und im nächsten Winter nicht.

Erstmals Massenstart zum Abschluss der Tour de Ski

„2022 stehen wir wieder bereit“, sagte Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter im Deutschen Skiverband. Doch gerade die Auflage im Olympiajahr hat Tücken. Die Winterspiele in Peking finden ab dem 4. Februar und damit ungewöhnlich früh statt und noch dazu in einer Höhe von rund 1500 Metern. „Viele Athleten werden frühzeitig ins Höhentrainingslager gehen“, vermutet er.

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Der Thüringer ruft deshalb nach neuen Ideen. Innovation in diesem Winter: Die Schlussetappe wird erstmals als Massenstartrennen ausgetragen. Der eigentlich attraktive Termin zwischen Weihnachten und Dreikönig, an dem sich die Langläufer an die Vierschanzentournee der Skispringer lehnen, bringt Probleme mit sich. „Zu der Zeit vermieten die Hotels ihre Zimmer lieber für zwei Wochen an Urlauber als an zwei Tagen für Sportler“, sagte Schlütter. Für die Rennen an Silvester und Neujahr im italienischen Toblach wohnt das deutsche Team 15 Kilometer vom Wettkampfort entfernt.

Im „Mix von verschiedenen Wettkampf-Formaten und den verschiedenen Ländern“ als Stationen sieht der heute für den Internationalen Skiverband Fis als Marketing-Direktor tätige Capol immer noch die besondere Qualität der Tour. An Internationalität mangelt es in diesem Jahr, da nur die Schweiz mit Auftaktort Lenzerheide und Italien vertreten sind.

Tour de Ski ist nicht der Saisonhöhepunkt

Der Versuch, Vaduz in Liechtenstein zu gewinnen, scheiterte in einer Bürgerbefragung zur Finanzierung. Die deutschen Skilangläufer gehen ohne konkrete Platzierungsziele in die Serie. „Bei den Jungs geht's in erster Linie um die Gesamtwertung und allgemein ansprechende Einzelleistungen, bei den Mädels um gute Leistungen vor allem in den Spezialdisziplinen“, teilte Teamchef Peter Schlickenrieder mit.

Das zwölfköpfige deutsche Aufgebot in diesem Jahr führen die im Gesamt- Weltcup am besten platzierten Athleten Victoria Carl (24. Rang) und Lucas Bögl (34.) an. Anders als in früheren Wintern ohne WM oder Olympia deklariert der DSV die Tour in diesem Jahr aber nicht als Saisonhöhepunkt.

Die Weltcups in Lahti und Oslo Ende Februar und Anfang März nennt Teamchef Peter Schlickenrieder als „sportlichen Höhepunkt“, weil sie genau ein Jahr vor der Heim-WM liegen und damit ein Gradmesser für die Belastungssteuerung sind. Erste Anwärter auf die Gesamtsiege sind die Norweger mit den in der Saisonwertung führenden Therese Johaug und Johannes Kläbo.

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