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Sport: Unauffällig auffällig

Stürmer Christian Gimenez macht die einfachen Dinge richtig – deshalb ist er so wichtig für Hertha BSC

Berlin - Es sei überall das Gleiche, in Basel, in Berlin, auf einem Sandplatz in Afrika. „Man muss einfach entspannt bleiben, sich eine Ecke aussuchen und den Ball dorthin schieben“, sagt Christian Gimenez, der Stürmer von Hertha BSC. Beim Toreschießen entscheiden weniger technische Fertigkeiten oder physische Voraussetzungen, „die Konzentration ist am wichtigsten“, sagt der Argentinier. Und auf keinen Fall dürfe man verkrampfen. Gimenez kennt Verkrampfung vor dem Tor eigentlich nur aus Erzählungen.

Zum Auftakt der Rückrunde am vergangenen Samstag gegen den VfL Wolfsburg war die Qualität des Argentiniers wieder zu sehen. Das Tor zum 1:0 war kein außergewöhnliches, Gimenez hat den Ball angenommen, kurz geschaut, wo Torhüter Simon Jentzsch steht – und dann in die Ecke geschossen. Eben diesen vermeintlich simplen Ablauf beherrscht Gimenez mit außergewöhnlicher Konstanz. Für Hertha ist er deshalb vor allem in Spielen wichtig, in denen sich kaum Tormöglichkeiten ergeben. Gegen den VfL Wolfsburg war das so, im heutigen Spiel bei Hannover 96 könnte es ähnlich werden. Die Niedersachsen haben Schwierigkeiten, selbst das Spiel zu machen. Sie reagieren lieber anstatt zu agieren. Vermutlich wird sich Hannover 96, die schlechteste Heimmannschaft der Liga, weit in die eigene Hälfte zurückziehen, so wie Wolfsburg das im Olympiastadion getan hatte. Viele Chancen wird Hertha wieder nicht bekommen – aber genau die wird die Mannschaft in Hannover nutzen müssen.

Herthas Manager Dieter Hoeneß beschreibt den 32 Jahre alten Gimenez als „einen richtigen Strafraumstürmer. Da bedarf es einer ganz besonderen Technik.“ Es sind die eher unspektakulären Dinge, die einen guten Angreifer auszeichnen. „Den Ball kurz anzunehmen oder aus der Drehung zu schießen, das sind positionsbezogene Techniken, die man beherrschen muss“, sagt Hoeneß.

In der Schweiz schoss Gimenez vier Jahre lang für den FC Basel Tore en masse, bei Olympique Marseille aber setzte er sich zumindest kurzfristig nicht durch. In der Bundesliga hat Gimenez bisher sechs Treffer erzielt, obwohl er in der Hinrunde lange verletzt ausfiel. Hertha ist zufrieden mit dem 1,82 Meter großen Angreifer, der vor dieser Saison von Marseille ausgeliehen wurde. Trotzdem lassen sie noch offen, ob der am Saisonende auslaufende Vertrag bis 2009 verlängert wird. Stichtag ist der 15. April, Hertha will sich im März entscheiden. „Es gibt keine Notwendigkeit, das jetzt schon zu tun“, sagt Hoeneß.

Marko Pantelic war in der vorigen Saison in einer sehr ähnlichen Situation, wie Christian Gimenez es jetzt ist. Auch er war ausgeliehen, und es war lange unklar, ob Hertha ihn halten wolle. „Das hat mich damals etwas gehemmt“, sagt Pantelic heute. „Es gab Situationen, in denen ich hätte freier spielen können, wenn ich gewusst hätte, dass Fehler von mir keine negativen Folgen haben.“ Pantelic hat diese Phase überstanden, inzwischen führt er die Torschützenliste der Bundesliga mit elf Treffern an, sein Vertrag in Berlin läuft bis 2009. Christian Gimenez hat diese Probe noch vor sich. Schwierigkeiten scheint er damit nicht zu haben. „Ich mache mir keinen Druck“, sagt er. Man glaubt es ihm.

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