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Bitte festhalten. Albas Power Forward Deon Thompson zeigt den Bambergern, wo in Berlin der Korb hängt. Foto: Thiemo Napierski

© Thiemo Napierski

Sport: „Und ihr wollt Meister sein?“

Alba gewinnt das Spitzenspiel gegen chancenlose Bamberger 90:75 und provoziert den Titelverteidiger für die kommenden Begegnungen.

Berlin - Chris Fleming hob ungläubig seine Hände, dann ließ er sich resigniert auf seinen Stuhl nieder. Der erfolgsverwöhnte Trainer der Baskets Bamberg hatte gerade mit ansehen müssen, wie Alba Berlins Power Forward Deon Thompson den Ball zum 70:47 in den Korb gestopft hatte – ohne nennenswerte Gegenwehr von Flemings Team. Den Rest des Spiels verfolgte der Coach des dreimaligen Double-Gewinners hauptsächlich im Sitzen und mit hängenden Schultern. Seine Mannschaft blieb gegen die Gastgeber am Sonntagnachmittag völlig chancenlos, die Berliner gewannen das Spitzenspiel überdeutlich mit 90:75 (49:27). „Das Ergebnis lässt sich einfach erklären“, sagte Fleming. „Alba hat wesentlich mehr Energie investiert. Wir waren leer.“ Es war die zweite Niederlage der Bundesliga-Saison für den Spitzenreiter, Alba zog durch den Sieg nach Minuspunkten mit dem Titelverteidiger gleich, hat aber ein Spiel weniger absolviert.

Beide Teams waren am Donnerstagabend noch in der Euroleague im Einsatz gewesen, die Berliner schienen ihre Auswärtsniederlage in Tel Aviv besser verkraftet zu haben als die Bamberger ihren Verlängerungs-Heimsieg gegen Belgrad. Vor 13 786 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof begann Alba aggressiver und konzentrierter und setzte sich auf 25:18 nach dem ersten Viertel ab. Die nahezu makellose Vorstellung wurde allein dadurch getrübt, dass Derrick Byars nach einem Zusammenprall zu Boden ging. Kurz sah es danach aus, als müssten die Berliner den nächsten verletzten Profi beklagen und sich nach einem Ersatz-Ersatz-Ersatz-Spieler umsehen, doch Byars konnte nach einer schmerzstillenden Spritze weiterspielen.

Albas aktuellster Neuzugang Je’kel Foster hätte noch nicht für seinen amerikanischen Landsmann einspringen können. Der am Sonnabend unter Vertrag genommene Aufbauspieler ist noch nicht spielberechtigt, war gestern aber schon in der Halle und verfolgte, wie seine künftigen Mitspieler Bamberg weiter dominierten und den Vorsprung schon vor der Halbzeitpause auf 20 Punkte anwachsen ließen. Bambergs Topscorer Bostjan Nachbar war zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Der 32-Jährige wirkte überspielt, erzielte nur zehn Punkte und kam in der Verteidigung einige Male zu spät. Auch den Mitspielern des Slowenen gelang es nie, Albas Spielfluss zu stören. Am Ende trafen Deon Thompson (19 Punkte), Nihad Djedovic (17), Yassin Idbihi (14) und Zach Morley (14) am besten. Die Führung wuchs auf bis zu 26 Punkte an, Albas Fanblock sang schon früh: „Und ihr wollt Deutscher Meister sein?“

Am Abend konnten die Berliner ihren souveränen Triumph bei der vereinsinternen Weihnachtsfeier noch ein wenig auskosten. „Sonst haben wir vor dieser Feier immer verloren“, sagte Alba-Präsident Dieter Hauert. „Dann habe ich in meiner Weihnachtsansprache schon mal gesagt: ‚Und mit euch Arschlöchern muss ich jetzt auch noch eine Gans essen.‘“ Das konnte sich Hauert gestern sparen.

Die Bamberger bekommen in dieser Saison allerdings noch einige Gelegenheiten zur Revanche. Bis zu neun Mal können sich beide Mannschaften noch begegnen: Das Bundesliga-Rückspiel und zwei Partien in der Euroleague-Zwischenrunde stehen bereits fest, hinzu könnten ein Pokalduell und eine „Best of five“-Serie in den Play-offs kommen. Es ist nicht davon auszugehen, dass auch nur eins dieser Spiele so einseitig wie das gestrige wird.

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