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Sport: Und tschüss in Paris

Der spurtstarke Dai Jin startet beim Prix de l’Arc de Triomphe

Werner Heinz hat ein Auge für Talente. Der Sportvermarkter aus Trier hat schon häufiger Sportler entdeckt, die mit anderen Managern und ihrer Karriere nicht zurechtkamen. So hat er Henry Maske zum Erfolg gemanagt und mit dem folgenden Boxboom viel verdient. Heinz hat schließlich ein Auge für den Erfolg, und manchmal kauft er ihn recht günstig ein. Soweit man bei knapp 49 000 Euro für ein Rennpferd überhaupt von einem Schnäppchen reden kann, hat Werner Heinz vor zwei Jahren auf der Jährlingsauktion in Iffezheim mit Dai Jin eines erwischt. Der dreijährige Hengst ist derzeit Deutschlands erfolgreichstes Rennpferd und wird heute beim Prix de l’Arc de Triomphe in Paris laufen.

Dai Jin ist zwar Außenseiter im wichtigsten Galopprennen Europas, aber kein chancenloser Außenseiter. „Alles andere als Platz fünf wäre eine Enttäuschung“, sagt sein Trainer Andreas Schütz. Jeder gute Platz in dem mit 1,4 Millionen Euro dotierten Rennen auf der Pariser Bahn Longchamp wäre eine Sensation. Nur einmal konnte eines der insgesamt 28 gestarteten deutschen Pferde beim „Arc“ gewinnen. 1975 siegte Star Appeal und brachte den Wettern eine Quote von 1197 für zehn Francs Einsatz.

Bislang hat Werner Heinz, zu dessen Klienten Skispringer Sven Hannawald und Formel-1-Pilot Nick Heidfeld gehören, mit dem Hengst alles richtig gemacht. Er hat Dai Jin von Andreas Schütz, dem erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre, betreuen lassen, und Schütz hat aus ihm einen Derbysieger gemacht. Seit dem Sieg im Juli in Hamburg ist er nur einmal bei einem hochkarätigen Rennen gelaufen, vor zwei Wochen in Köln. Selbst die Große Woche in Baden-Baden hat er ausgelassen. Fünfmal ist Dai Jin in diesem Jahr gelaufen, hat dreimal gewonnen und wurde zweimal Zweiter. 534 000 Euro hat er für Heinz in diesem Jahr verdient, sein Wert wird inzwischen im mittleren einstelligen Millionenbereich gehandelt.

Doch der Prix de l’Arc de Triomphe ist eine andere Liga. Vierzehn Hengste sind am Start, darunter der englische Derbysieger Kris Kin sowie der französische Derbysieger Dalakhani, der dem Stall des Milliardärs Aga Khan gehört und als Topfavorit gilt. Damit ist Paris in diesem Jahr zufällig das gelungen, was auf der Galopprennbahn in Hoppegarten jahrelang vergeblich versucht wurde. Denn im Europachampionat sollten sich alle europäischen Derbysieger messen, doch das ist nie so richtig gelungen. Das Rennen wurde in der Krise nach Frankfurt verkauft. Der Prix de l’Arc de Triomphe ist nun so etwas wie ein Europachampionat.

Eine schwere Probe für Dai Jin. Die Pferde werden das Rennen schnell angehen und das Tempo hoch halten. Dai Jin arbeitet aber wie ein Dieselmotor. Der Hengst kommt langsam ins Rennen und rollt dann das Feld im Normalfall von hinten auf. Auch in Köln lag Dai Jin zunächst an letzter Stelle, musste früh von Jockey Olivier Peslier angetrieben werden und zog dann Pferd für Pferd bis zur Spitze vor.

In Paris wird das nicht so einfach. Immerhin kennt der französische Jockey Olivier Peslier die Bahn dort und auch den Hengst, den er schon beim Derby geritten hat. „Und tschüss“ – das heißt Dai Jin auf Chinesisch – könnte es diesmal in Paris für die anderen Pferde heißen.

Ingo Wolff

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