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Unions Mittelfeldspieler: Michael Parensen kämpft sich zurück

Verletzungen begleiten Michael Parensens Karriere – der Unioner schindet sich im Moment mal wieder für den großen Moment.

Fies wird es meist ab der dritten Woche. Wenn man keine Fortschritte mehr sieht, die Schwellung abgeklungen ist und der Schmerz trotzdem noch da. Dann kommen die Gefühle, die einen ereilen, wenn nicht alles glatt läuft. Wut, Trauer, Enttäuschung. Michael Parensen kennt diese Emotionen gut, sie sind der ständige Begleiter von Fußballern, die nicht spielen können, weil sie verletzt sind. Michael Parensen ist oft verletzt.

Knieprobleme, verursacht durch einen Innenbandriss, kosteten den Mittelfeldspieler des 1. FC Union zwischen März 2010 und Juni 2011 gut siebzig Prozent der Spiele. Schon damals musste sich Parensen wieder mühsam zurückkämpfen. Anfang September, beim Derby gegen Hertha BSC, hat es ihn nun zuletzt erwischt. Die Nachspielzeit lief, das Spiel war eigentlich schon vorbei. Herthas Adrian Ramos ging noch einmal zum Kopfball hoch. Er schraubte sich empor, stand lange in der Luft und krachte bei der Landung mit voller Wucht auf den Knöchel seines Gegenspielers. Michael Parensen versuchte aufzustehen, „aber ich habe sofort gemerkt, dass es nicht geht“, sagt er.

Inzwischen kann Parensen wieder auftreten. Er kommt zu Fuß zum Treffpunkt, einem Restaurant in Berlin-Mitte. Parensen fliegt kurz über die Speisekarte, dann bestellt er eine Kürbissuppe. Die letzten zwei Stunden hat er in einer Arztpraxis verbracht, jetzt ist er hungrig. Mehr als zwei Monate sind vergangen, seit er das letzte Mal spielen konnte. Seitdem: Arztbesuche, Reha, Einzeltraining. Wenn die Mannschaft ihre Einheiten mit dem Ball abhält, schindet sich Parensen an Geräten. Verletzt sein, das heißt, wieder von vorn zu beginnen. Frust baut sich auf: „Es gibt Tage, da gebe ich anderen die Schuld, schreie den Physio oder den Arzt an. Einfach Dampf ablassen kann auch hilfreich sein“, sagt Parensen.

Wer ihm gegenübersitzt, kann sich das nur schwer vorstellen. Parensen, 26 Jahre alt, geboren in Bad Driburg nahe dem Teutoburger Wald, ist grundsätzlich ein positiver Mensch. Einer, der gern lacht und vieles nicht so verbissen sieht. Der Beruf des Profifußballers ist für ihn „der schönste überhaupt“. Aber Parensen ist auch Realist. Verletzungen beeinflussen die Karrieren von Profisportlern, sie können für ein Image sorgen, das derjenige nicht mehr los wird. Nachdem er wieder einen Großteil der Hinrunde verpasst hat, sagt er: „Jetzt habe ich den Stempel: Parensen, der fällt pro Saison immer mal aus.“

Auch am Sonnabend, wenn der 1. FC Union im Stadion An der Alten Försterei gegen den VfR Aalen antritt (13 Uhr), wird Parensen wieder von der Tribüne zusehen. Die Schmerzen im Fuß sind noch da, dabei sollte schon längst wieder alles gut sein. Auch das ist für ihn nichts Ungewohntes. Wann er wieder ins Team zurückkehrt, lässt sich derzeit nicht sagen.

Verletzungen gehören für Parensen zum Fußballersein dazu, aber wer weiß, wo er jetzt ohne sie spielen würde. Wahrscheinlich nicht in der Zweiten Liga. Der 26-Jährige gehört beim 1. FC Union zu den Leistungsträgern. Trainer Uwe Neuhaus hält viel von dem Mann, der außer Torwart und Mittelstürmer so ziemlich jede Position spielen kann. Beide kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei den Amateuren von Borussia Dortmund. Beim aktuellen Deutschen Meister spielte er ab der B-Jugend, dazu gehörte Parensen von der U 16 bis zur U 18 stets zum Kader der Nationalmannschaft. Neuhaus lässt Parensen Zeit, der Spieler kann den Zeitpunkt seiner Rückkehr selbst bestimmen. Der sagt: „Ich kann es kaum noch erwarten.“

Am schönsten sei der Moment, wenn man im Training ein Aha-Erlebnis hat, einen besonders gelungenen Pass oder einen Schuss, „etwas, das dir zeigt: Ich bin wieder da“. Auch dieses Gefühl kennt Michael Parensen nur zu gut.

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