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Universiade: Aufregung nur durch die Schweinegrippe

In Belgrad endet am Sonntag die 25. Sommer-Universiade – die Sportspiele der Studenten haben nur noch Fans in Osteuropa und Asien.

Absperrungen, Polizeieskorten und Kontrollen wie am Flughafen. Derzeit scheint Belgrad einer der am besten bewachten Orte der Welt zu sein. Und das hat seinen Grund. Die Universiade ist zu Gast in Serbiens Hauptstadt. In Deutschland weiß das fast niemand.

Groß feiert sich alle zwei Jahre die studentische Sportbewegung bei der Universiade. Ausgerichtet wird sie von der International University Sports Federation (Fisu). Sie gibt sich alle Mühe, dass ihre Veranstaltung wie kleine olympische Spiele wahrgenommen wird. So gibt es eine akademische Fackel, die zu Beginn der Spiele entzündet wird, ein hermetisch abgeriegeltes Studentendorf sowie eine Eröffnungs- und Abschiedsfeier.

Zur 25. Sommer-Universiade kamen in diesem Jahr etwa 10 000 Teilnehmer nach Belgrad, darunter auch namhafte wie die deutsche Hochspringerin Ariane Friedrich und Hammerwerferin Betty Heidler. Doch trotz des Jubiläums und beeindruckender Teilnehmerzahlen war das Echo selbst in Belgrad klein. Anderswo bekam kaum jemand etwas mit von dem „zweitgrößten Multisportevent nach den Olympischen Spielen“, wie die Veranstalter nicht müde wurden zu betonen. „Nur vier deutsche Journalisten wurden akkreditiert und keiner blieb über die gesamte Zeit hier“, klagte Julia Beranek, Pressereferentin des Allgemeinen Hochschulsports. So musste ein Schweinegrippefall herhalten, damit größere Medien von der diesjährigen Universiade berichteten. Auch die TV-Präsenz nahm sich für ein so großes internationales Sportfest eher bescheiden aus. Einzig das serbische Fernsehen und der kostenpflichtige Spartensender Eurosport 2 zeigten ein paar Bilder.

Die Ursprünge der Universiade gehen zurück auf den Beginn des letzten Jahrhunderts. Schon 1910 gab es in Rom internationale Studenten-Weltspiele. Vor 50 Jahren wurden in Turin erstmals Sportspiele unter dem Namen „Universiade“ ausgetragen. Den letzten deutschen Ausrichter stellte Duisburg 1989 – und das nur, weil Sao Paulo kurzfristig abgesagt hatte. Seit vergangenem Jahr ist klar, dass es so bald keine Universiade in Deutschland geben wird. Hamburg zog seine Bewerbung für 2015 zurück. Begründung: kein Geld. In Zeiten klammer Kassen wollte der Bund seine zugesagten 25 Millionen Euro nicht, wie von Hamburg gefordert, verdoppeln.

Geldmangel war auch in Belgrad ein großes Thema. Keine einzige Sportarena wurde neu errichtet, alte nur renoviert. Ein eher ungewöhnlicher Vorgang in der Geschichte der Studentenspiele. Doch auch bei den Instandsetzungen lief nicht alles nach Plan. So wurde noch in den Tagen vor der Eröffnung der Laufboden in der Roter-Stern-Belgrad-Arena verlegt.

Immerhin wurde das Universitätsdorf komplett neu errichtet. „Die Unterbringung war in diesem Jahr besser als in den Jahren zuvor“, lobte daher Julia Beranek. Es gab sogar Räumlichkeiten zum Krafttraining, Internetsurfen und Gebetsräume für Gläubige jeglicher Couleur. Mit 6000 bis 8000 zusätzlich abkommandierten Polizei- und Sicherheitskräften hatten die Sicherheitsvorkehrungen fast olympische Dimensionen. Dazu kamen etwa 10 000 freiwillige Helfer und ein besser funktionierendes Transportsystem als befürchtet.

Seit 2001 ist ein klarer Ost-Trend im Buhlen um die Vergabe zu beobachten. Bis 2015 werden alle Studentenspiele im Sommer in Asien oder Osteuropa stattgefunden haben. „Der Stellenwert der Universiaden ist in Asien und Nordamerika viel größer als in Europa, da dort der universitäre Sport eine wichtigere Rolle spielt“, sagte Julia Beranek. Und so werden wohl auch künftig Athleten unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit bei Universiaden um Medaillen kämpfen.

David Kölker[Belgrad]

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