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Sport: Unruhe vor dem Umbruch

Der FC Bayern hat in der Krise ein internes Kommunikationsproblem und fahndet nach seiner Kreativität

Es gab in dieser Woche erneut Aufregung beim FC Bayern München, und sie hat noch einmal mit Felix Magath zu tun, dem vor elf Tagen entlassenen Trainer. Eine Sportzeitschrift hatte eine alte Geschichte ausgegraben, einen Streit zwischen Mark van Bommel und Magath während einer Halbzeitpause im November, als Magath schon auf der Kippe gestanden hatte. Eine Frage der Woche war nun: Wer aus dem Spielerkreis verbreitet Interna aus der Kabine? Nannte Roy Makaay die Berichterstattung noch erzürnt „eine Sauerei“, zäumte Magaths Nachfolger Ottmar Hitzfeld tags darauf das Thema andersherum auf und sagte, es passe ihm „generell nicht“, wenn Interna ausgeplaudert würden; er werde das in der Mannschaft ansprechen. Und Mark van Bommel sagte auf die Frage nach den Konsequenzen für den betroffenen Spieler: „Am besten haue ich ihm auf die Fresse.“

Das zumindest war ein Witz, doch allein die Tatsache, dass das Thema an mehreren Tagen beim FC Bayern öffentlich diskutiert wurde, zeigt, dass es ernst genommen wird. Denn es fördert zwei Probleme des FC Bayern zutage: Erstens, dass der Klub sich in Zeiten der sportlich notwendigen Krisenbewältigung von außen in einen noch weitergehenden Unruhezustand versetzen lässt. Und zweitens, dass in der Rückrunde „die interne Kommunikation wichtig“ ist, wie Oliver Kahn zusammenfasste – vor allem also ihre Verbesserung. Denn an ihr hapert es, auch bei der Feinabstimmung auf dem Platz, was Hitzfeld in acht Trainingseinheiten und vielen Einzelgesprächen zu korrigieren versuchte.

Ausgerechnet während der Kennenlernphase – Hitzfeld kennt zwar viele Spieler von früher, aber nicht alle – stand wegen Länderspielen die kritisierte Abwehr nicht zur Verfügung. Er ließ daher die Offensivspieler Laufwege einstudieren und nahm sich erst am Freitag Lucio, Daniel van Buyten, Willy Sagnol und Philipp Lahm vor. Er wolle, sagte er, dass sie „kompakt verteidigen. Da beginnt meine Vorstellung von modernem Fußball“.

Das Mittelfeld aber droht auch unter Hitzfeld wegen Kreativspielermangels eine Baustelle zu bleiben. Selbst der Name von Mehmet Scholl, 36 Jahre alt, fiel als Kandidat für die Startformation. Hitzfeld schloss auch nicht aus, Mark van Bommel weiter nach vorne zu ziehen, um die Spielmacherlast von Bastian Schweinsteiger zu nehmen, der heute gegen Bielefeld ohnehin gelbgesperrt ist. „Ich bin angenehm überrascht von van Bommels Auftreten“, sagte Hitzfeld, „er ist ein Leader, der auf dem Platz seine Mitspieler antreibt.“ Der gab das Lob zurück: „Jeder steigert sich gerade, das Niveau geht hoch.“

Der FC Bayern braucht Platz drei und die damit verbundene Möglichkeit, in der Champions League zu spielen. Denn der Klub benötigt ab Juli einen halben neuen Kader. Ideal wäre es, diesen Umbruch mit einem Trainer vorzunehmen, der ihn mitsteuern kann; Ottmar Hitzfeld aber hat bekräftigt, sein Engagement nach der Saison wieder beenden zu wollen. So suchen die Bayern auch einen renommierten Trainer, der schwieriger zu bekommen wäre, wenn keine Aussicht bestünde, in Europas Elitewettbewerb zu spielen.

Heute soll gegen Arminia Bielefeld – „eine Mannschaft, die man schlagen muss“, so Ottmar Hitzfeld – daher enden, was Makaay „einen Anti-Lauf“ nennt. Und es geht nicht nur um das Ende einer Serie schwacher Spiele. Es geht um die Verlängerung des Erfolgsabonnements.

Klaus Raab[München]

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