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Sport: Unsere kleine Weltauswahl

Mit einem globalen Team spielt Togo beim Afrika-Cup

Verwundert nehmen die Teamgefährten das Medieninteresse an Sherif Touré Cougbadja zur Kenntnis. Zwischen die ungläubigen Blicke mischt sich auch ab und zu ein Lächeln seiner Mitspieler. In den ersten Tagen des Afrika-Cups in Ägypten musste der 24 Jahre alte Fußball-Nationalspieler Togos eine Vielzahl von Terminen mit Fernsehteams, Journalisten und Radioreportern wahrnehmen. „Mein Bruder fragt schon, wer ich denn da in Deutschland sei. Und dann lacht er“, sagt Touré. Ein Star ist er jedenfalls nicht. Tourés Verein Concordia Ihrhove spielt in der Bezirksliga, weswegen die Berufung des nicht nur hier zu Lande völlig unbekannten Fußballers in die Auswahl des WM-Teilnehmers recht überraschend kam. Dabei ist es sein Bruder, der Togo den größten Erfolg in der Geschichte ermöglicht hat. Im letzten WM-Qualifikationsspiel im Kongo war es Abdel Kader Cougbadja, der Togo mit zwei Toren zum 3:2-Sieg schoss. Togos fünf Millionen Einwohner konnten ihr Glück kaum fassen, als ihr Team sich zum ersten Mal die Teilnahme an der WM sicherte. Staatspräsident Faure Guassingbé rief daraufhin einen nationalen Feiertag aus.

Dennoch hat das Interesse an Abdel Kader Cougbadjas Bruder durchaus seine Berechtigung. Der in Deutschland spielende Sherif Touré Cougbadja passt gut in die togolesische Mannschaft, die gestern gegen die Republik Kongo nut einer 0:2-Niederlage in den Afrika-Cup startete. Momentan gleicht sie einer internationalen Auswahl mit deutlich westafrikanischem Einschlag. „Togo ist ein Schmelztiegel verschiedener Ethnien mit vielen ghanaischen und nigerianischen Bindungen“, sagt Trainer Stephen Keshi, der selbst früher für Nigeria gespielt hat. Diese Bindungen sind vor allem den politischen Problemen geschuldet. Nach dem Tod des Staatspräsidenten Guassingbé Eyadéma erklärte sich unter Missachtung der Verfassung kurzerhand sein Sohn Faure im April des vergangenen Jahres zum Präsidenten, was zu Unruhen und der Flucht von 35 000 Menschen führte. Dies erklärt Biografien wie die von Eric Akoto, dessen Familie in Ghana lebt, ihren Sohn aber für Admira Wacker in Österreich und Togos Nationalelf im Einsatz sieht, obwohl er bereits in der ghanaischen Jugendauswahl spielte. „Wenn du die Chance hast, eine WM zu erleben, ist das eine große Sache“, erklärt Akoto. Eine B-Auswahl Nigerias oder Ghanas sei man aber lange nicht.

Trotzdem beendete Trainer Keshi das Bemühen des togolesischen Verbandes, wahllos Spieler mit togolesischen Wurzeln einzubürgern. „Keshi will Spieler, die von sich aus das Trikot Togos überstreifen wollen“, sagt Eric Akoto. Weswegen das Buhlen um Valerién Ismael von Bayern München zwar eingestellt wurde, die Fahndung nach französischen Jugendspielern togolesischer Herkunft aber weiter betrieben wird.

Stephen Keshi setzt verstärkt auf den großen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. „Ich habe keinen Spieler, den man als Schlüsselfigur bezeichnen könnte. Wir sind doch nicht beim Tennis.“ Dass diese unterschiedlichen Biografien überhaupt ein gemeinsamer Fixpunkt eint, hat Keshi einem unerfreulichen Ereignis zu verdanken. Nach dem 2:1-Erfolg in Mali kam es zu Ausschreitungen nach dem Spiel. Vier Stunden harrten die Spieler voller Angst in den Katakomben aus. „Da haben wir zusammengestanden“, erzählt Eric Akoto. „Von da an wussten wir, dass der eine für den anderen da ist.“

Oke Göttlich[Kairo]

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