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Zu viel trainiert? Martin Kaymer legt jetzt erst einmal eine Pause ein.

© dpa

US Masters Tournament in Augusta: Martin Kaymer und die Angst vorm Loch

Acht Mal war Martin Kaymer im Augusta National Golf Club am Start, fünf Mal scheiterte er dort am Cut, nie schaffte er eine Top-30-Platzierung, dabei ist Kaymer dem Platz schlagtechnisch gewachsen. Ein psychologisches Problem?

„Ich kann die Schläge alle – ich kriege sie hier nur nicht hin.“ Eindeutiger kann eine Bilanz nicht sein. Martin Kaymer verabschiedete sich Freitagabend mit diesen Worten vom US Masters aus Augusta National, als der Platz schon in der Dämmerung lag, die Zuschauer die Anlage verließen. Er hatte eine 76 geschossen und mit sieben Schlägen über Par den Cut von zwei über Par klar verpasst. Zugegeben: Auch Bernhard Langer war am Cut gescheitert, mit drei über Par. Die Sache ist nur: Bernhard Langer ist 57, eigentlich auf der Champions Tour zuhause, kein Mann, der bei so einem Major Leistung liefern muss. Bei Martin Kaymer steht die Sache ein wenig anders: Der 30-Jährige ist die Nummer 14 der Welt, er ist der amtierende Champion der Players Championship und der U.S. Open, zweifacher Majorgewinner. Martin Kaymer also ist eine durchaus große Nummer in diesem Spiel – zu Recht.

Mit den Erfolgen wächst der Druck. Kaymer kennt das. Schon einmal, als er nach einer sensationellen Saison im Februar 2011 Weltranglistenerster wurde, sah er sich mit einer Erwartungshaltung in Deutschland konfrontiert, die ihn an mancher Stelle überforderte. Seitdem hat der Düsseldorfer viel dazu gelernt. Er weiß wie das Geschäft mit der Presse, den Sponsoren, den Veranstaltern funktioniert. „Ich entscheide“, ist einer der Lieblingssätze von Martin Kaymer. Das soll heißen: Deutschlands bester Golfer ist nicht fremdgesteuert, kein Profi, der nur den Golfball bewegen kann und ansonsten nicht weiß, was um ihn herum geschieht.

Martin Kaymer war einer der größten Verlierer beim US Masters in Augusta

Und so nahm einer der größten Verlierer dieses US Masters auch die volle Verantwortung für das schlechte Abschneiden auf sich. „Ich entscheide, wann ich aufhöre zu trainieren“, sagte Kaymer. „Ich bin körperlich total platt.“ Er habe in den vergangenen Wochen „wie ein Besessener trainiert“, er sei „eigentlich müde“. Kurz zusammengefasst: Die Turniervorbereitung hat sich, laut Kaymer, als Fehlentscheidung erwiesen. „Ich habe so viele Bälle geschlagen, oft auch noch, wenn mir die Hände schon weh taten. Das mag sich in fünf Monaten als positiv herausstellen.“ Jetzt tat es das nicht.

Kaymer war zum achten Mal im Augusta National Golf Club am Start. Inzwischen hat er fünfmal den Cut verpasst und noch nie eine Top-30-Platzierung erreicht. Er weiß selbst, dass man von einem zweifachen Majorsieger wie ihm erwartet, dass er sonntags um den Titel spielt.

Vor zwei Jahren hat Martin Kaymer in Augusta auf den letzten sieben Löchern allein sechs Birdies gespielt und auch in diesem Jahr zwischendrin ein paar erstklassige Schläge hingelegt. Rein schlagtechnisch ist er diesem Platz also durchaus gewachsen. Die Herausforderung besteht nun darin, sie in Zukunft konstant über vier Runden auf den Platz zu bringen. „Ich habe einfach sehr viel Respekt vor dem Platz, und das ist nicht unbedingt hilfreich“, gibt er zu. Die Hilfe eines Sportpsychologen, die im Golfsport inzwischen durchaus an der Tagesordnung sind und auch von Spielern wie Justin Rose oder Phil Mickelson beschäftigt werden, lehnt er mit den Worten „das fände ich dann doch übertrieben“ aber weiter ab.

Er hat nun zwei Wochen Zeit um seinen wenig überzeugenden Start in die Golfsaison 2015 abzuhaken: Zuerst verlor er in Abu Dhabi auf der Schlussrunde eine Führung von zehn Schlägen und wurde Dritter, danach hat er drei Cuts in Folge verpasst. Die Masters-Pleite schloss die unglückliche Serie ab. Bis zur WGC-Cadillac Matchplay in Florida hat er ein paar Tage frei. „Es kann durchaus auch sein, dass ich zwei Wochen gar nicht spiele“, sagte Kaymer. Trainiert hat er ja ohnehin schon genug.

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