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Sport: Verbissen zum Sieg

Die Füchse Berlin schlagen Magdeburg 33:31 und beweisen, dass sie in der Liga auch mit den gestandenen Teams mithalten können

Berlin - „Das ist dein Siebenmeter!“, tönte es aus den Lautsprechern. Warum gerade dieser? Petr Stochl im Tor der Füchse Berlin hatte zuvor nicht einen Strafwurf des Magdeburgers Christian Sprenger gehalten, aber nun in der 56. Minute beim Stand von 30:29 war es eben ein ganz besonderer. Die 9413 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle spürten, dass die Entscheidung des Bundesligaspiels unmittelbar bevorstand. Nur einer war die Ruhe selbst – Füchse-Kapitän Petr Stochl. Mit einem großartigen Reflex wehrte er den Ball ab.

Spätestens von diesem Augenblick an waren die Gastgeber am Sonntag auf dem Weg zum Erfolg gegen den SC Magdeburg nicht mehr zu stoppen. 33:31 (16:15) gewannen sie, der Sieg könnte ihnen im Abstiegskampf bereits den entscheidenden Vorteil gebracht haben. Während Stochl nach dem Abpfiff sagte, dass er die spezielle Unterstützung vom Mann am Hallenmikrofon „überhaupt nicht gehört“ hatte, beschwerte sich Magdeburgs Sportdirektor Stefan Kretzschmar über diese Hilfe von außen: „Alles hat sich bei den Füchsen professionell toll entwickelt, aber was dieser Mensch da in der Schlussphase abgezogen hat, geht nicht.“

Die Magdeburger waren aber fair genug, den Erfolg des Aufsteigers aus Berlin als verdient anzuerkennen. „Wir haben zum Beispiel das Duell auf der Torhüterposition verloren“, sagte der neue SCM-Trainer Michael Biegler. Entscheidend für den siebten Saisonsieg war aber der unbändige Kampfgeist der Berliner. Hany El Fakharany etwa spielte wegen seiner lädierten Rippe mit schmerzverzerrtem Gesicht – und warf am Kreis trotzdem fünf Treffer für die Füchse. Oder der kleine Österreicher Konrad Wilczynski, der nicht nur sechs Siebenmeter sicher verwandelte, sondern noch sechs weitere Feldtore erzielte. Wilczynski war es auch, der sich acht Sekunden vor dem Abpfiff beim Stand von 32:31 in Unterzahl im Eins-gegen-eins durchsetzte und den Endstand erzielte.

Von diesen Eindrücken musste sich Trainer Jörn-Uwe Lommel erst einmal erholen. „Das war der bisherige Höhepunkt unserer Arbeit, ich bin mächtig stolz darauf, wie wir die schwierige Situation gemeistert haben“, sagte er. „Es war das beste Saisonspiel genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Aus seiner Sicht war der Verlauf der ersten Hälfte für den Sieg mitentscheidend. Die Füchse lagen teilweise mit drei Toren zurück, aber unmittelbar vor der Halbzeit gelang ihnen die erste Führung. „Dieses Erfolgserlebnis haben wir in die zweite Hälfte mitgenommen, und jeder hat plötzlich gespürt, dass ein Sieg möglich ist“, sagte Lommel. Selbst die dritte Zwei-Minuten-Strafe und damit die Rote Karte für Frank Schumann (37. Minute) hatte keinen Bruch im Spiel der Berliner zur Folge. Die Füchse können inzwischen auch mit gestandenen Teams aus dem Bundesliga-Mittelfeld mithalten. Die Deckung wird von Spiel zu Spiel stärker, im Angriff kommt Torgefahr von allen Positionen.

Diese Erkenntnis stärkt das Selbstvertrauen der Füchse weiter. „Wir haben jetzt noch die Heimspiele gegen Minden, Balingen und Wilhelmshaven, die wir gewinnen wollen und werden“, sagt Geschäftsführer Bob Hanning. „Nicht, dass wir diese Teams unterschätzen, aber mit der Leistung wie gegen Magdeburg sollte das möglich sein.“ Dann hätten die Füchse 21 Punkte; mit 20 Punkten ist noch keine Mannschaft aus der Bundesliga abgestiegen. Das würde die Handball-Begeisterung in Berlin noch weiter anfachen. „Die Euphorie hier ist grandios“, sagte SCM-Sportdirektor Kretzschmar, „ich bin beeindruckt.“

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