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Sport: Verhandlung mit dem Schattenmann

Die Fußballspieler aus Südamerika sind schon lustige Kerle. Claudio Pizarro zum Beispiel.

Die Fußballspieler aus Südamerika sind schon lustige Kerle. Claudio Pizarro zum Beispiel. Oder Giovane Elber. Die beiden Stürmer von Bayern München verpassen mit verblüffender Regelmäßigkeit ihr Flugzeug nach Deutschland und somit alljährlich auch das Auftakttraining ihres Arbeitgebers. Auch Werder Bremens Ailton liegt ganz gern ein paar Tage länger in der Sonne, wie natürlich auch Alex Alves, Herthas blondierter Brasilianer. Als die Berliner Bundesliga-Mannschaft am Freitagnachmittag nach der ersten Trainingseinheit vom Platz lief, landete Alves gerade auf dem Flughafen Tegel.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Herthas Führungspersonal ist nach mittlerweile zwei Jahren mit Alves auf derartige Probleme konditioniert. Trainer Jürgen Röber fand es schon bemerkenswert, "dass der Alex immerhin am richtigen Tag gekommen ist", und Dieter Hoeneß, Herthas Manager, drohte wie jedes Jahr mit "einer dicken Geldstrafe". Die "B.Z." wusste von 5 000 Euro Strafe, die "Bild" von 10 000 Euro, der "Berliner Kurier" nannte 15 000 Euro. Alltag für Alex Alves. An Geldstrafen hat er sich in Berlin längst gewöhnt.

Samstagmorgen, Horst-Korber-Sportzentrum hinter dem Maifeld. Trainer Jürgen Röber bittet zum Laktat-Test. Alves rennt einige Runden auf der Laufbahn, lässt sich ein paar Tropfen Blut aus dem Ohr ziehen und fährt lächelnd wieder heim. Mein Gott, soll er Reue zeigen? Egal. Für Alves interessiert sich an diesem Morgen niemand. Nicht jetzt, einen Tag, nachdem Manager Dieter Hoeneß die behagliche Normalität empfindlich gestört hat. "Ja, wir haben mit Huub Stevens Kontakt aufgenommen." Das hat Hoeneß am Freitag erstmals öffentlich zugegeben. Und deshalb interessiert sich wirklich niemand mehr für einen wie Alves. Hoeneß hat dann noch gesagt: "Es werden weitere Gespräche folgen." Mehr mag er erst einmal nicht sagen. Nur: "Wir wollen die Trainerfrage bis zum Ende der Winterpause geklärt haben." Das wäre der 27. Januar. An diesem Tag spielt Hertha BSC in Dortmund.

Röber wird Hertha im Sommer verlassen, das ist klar. Schalkes Trainer Huub Stevens übernimmt wohl seinen Posten, auch das scheint mehr als ein Gerücht zu sein. Doch darum geht es jetzt nicht mehr. Dieter Hoeneß hat verhandelt. Mit Stevens? Und vor allem wann? Es ist eine Frage des Stils geworden. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Stevens bereits mit Hertha verhandelt habe, bevor er seinem Arbeitgeber die Trennung mitteilte. Also vor dem Weihnachtenfest. Stevens dementiert das. Schalkes Manager Rudi Assauer hat daraufhin in der ihm eigenen Art losgepoltert: "Wenn sich herausstellt, dass Huub mich belogen hat, dann werde ich ihn achtkantig rausschmeißen."

Verhandlungen hat es gegeben. Aber auch zwischen Stevens und Hertha BSC? Zwischen den beiden steht Kees Ploegsma, ein wichtiger Mann im Hintergrund. Der 56-Jährige ist seit Jahren der Berater von Huub Stevens. Ploegsma sagt: "Eines will ich klarstellen: Huub Stevens hatte überhaupt noch keinen Kontakt nach Berlin." Was hatte Herthas Manager Dieter Hoeneß nämlich gesagt? "Wir haben Kontakt aufgenommen." Das heißt nicht: "Wir haben persönlich mit ihm gesprochen." Diesen Part übernimmt Ploegsma, der Schattenmann. "Ich habe am Donnerstag mit Berlin telefoniert", sagt er. Mit wem? Mit Hoeneß? "Das sage ich nicht. Es wird in den nächsten Tagen aber ein Gespräch geben. Wir prüfen derzeit die Angebote." Huub Stevens sollen mehrere Anfragen aus Deutschland und dem Ausland vorliegen. Hertha BSC sei "een mooie club", sagt Ploegsma, also ein schöner Klub, aber "auch nicht der einzige Verein, der an Stevens interessiert ist". Niederländische Sportzeitschriften spekulierten zuletzt, Stevens würde den Trainerposten beim PSV Eindhoven übernehmen werden. Ende der 80er Jahre war dort Jugendtrainer gewesen. "Er wird nicht in den Niederlanden Trainer werden", sagt Ploegsma. Vielesspricht nun für Berlin. Hat Stevens bei Hertha bereits unterschrieben? "Nein", sagt Ploegsma. "Ich muss ihm die vorliegenden Angebote erklären, dann wird er sich entscheiden." Der "Welt" sollen allerdings Informationen vorliegen, nach denen es nur noch um die Laufzeit des Vertrages in Berlin geht. Ein Dreijahresvertrag gelte als wahrscheinlich. Solche Details mag Ploegsma nicht kommentieren.

Egon Boesten, André Görke

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