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Still ruht das Stadion. Veranstaltungsorte wie Fußballstadien werden oft auch unter der Woche von Besuchergruppen besichtigt. Dabei besteht immer die Gefahr, dass Sprengstoff oder gefährliche Gegenstände in die Arenen gelangen.

© picture alliance / dpa

Verhinderter Anschlag: Die Ruhe nach dem Schock in Dortmund

Nach dem vereitelten Anschlag ist die Lust der Dortmunder Fans am Stadionbesuch ungebrochen. Polizei und Verein verstärken heute aber ihre Kontrollen.

Fußball ist ein Massenphänomen. Vor allem in Dortmund. Hier sind die Fans ihrem Klub besonders innig zugetan, hier steht das größte Stadion der Republik. Mehr als 80 000 Zuschauer strömen zu den Heimbegegnungen in die Spielstätte. An die Risiken, welche eine so große Popularität in sich birgt, denkt an den Spieltagen niemand.

Plötzlich nun hat die Öffentlichkeit von einem Moment auf den anderen vorgeführt bekommen, welche Gefahren der Stadionbesuch mit sich bringen kann. Gerade noch rechtzeitig vereitelte das BKA einen Anschlag, der im Umfeld des Dortmunder Stadions geplant worden war. Der Verdächtige, ein 25-jähriger Mann aus Krefeld, war wie berichtet in einem Kölner Hotel verhaftet worden, die Ermittler fanden jeweils drei Sprengsätze in seiner Wohnung und im Umfeld des Dortmunder Stadions. Offenbar wollte der Täter das Spiel gegen Hannover 96 zur Erpressung nutzen, ein politischer oder religiöser Hintergrund wird ausgeschlossen.

Bundesligastadien als Anschlagsziele? „Dagegen kann man sich nie versichern“, sagt Joachim Thomas, der Geschäftsführer des Berliner Olympiastadions. „Aber man kann alle nur denkbaren Risiken minimieren.“ Die Sicherheitsstandards in Deutschland rund um Stadionbesuch seien „extrem hoch“. Thomas gibt ein Beispiel: „Das Olympiastadion wird nicht nur am Wochenende zu Veranstaltungen besucht, sondern auch unter der Woche als Baudenkmal. Dadurch sehen wir uns veranlasst, den kompletten Stadionbereich täglich nach abgelegten Gegenständen zu durchsuchen. Dazu gehören das Stadioninnere, die Zaunbereiche sowie die Grünflächen rund um das Gelände.“ Neben den Stadienbetreibern sind Polizei und Security-Firmen in alle Sicherheitsfragen eingebunden.

Die Dortmunder Fans wollen sich durch die Vorgänge vom Donnerstag ihre Lust auf Livefußball nicht verderben lassen. Für das letzte Bundesligaspiel am 14. Mai gegen Eintracht Frankfurt liegen auf der Geschäftsstelle mehr als 300 000 Kaufgesuche für Karten vor. Nachdem eine mögliche Katastrophe frühzeitig verhindert worden zu sein scheint, kann auch das für den heutigen Samstag terminierte Spiel gegen Hannover 96 stattfinden. Das bekräftigte die Dortmunder Polizei am Freitag, sie sieht „keine Gefährdung für die Besucher“. In der größten Stadt des Ruhrgebiets bemühen sich alle Beteiligten, nach der Aufregung um den geplanten Anschlag möglichst schnell wieder Ruhe einkehren zu lassen. Das scheint zu gelingen, wie Jens Volke, Fanbeauftragter der Borussia, versichert: „In den Fanforen tritt nach der ersten Hysterie langsam Sachlichkeit ein“, sagt Volke auf Nachfrage. „Am Anfang konnte man ja denken, da solle unser Stadion eingerissen werden.“ Volke will den gewohnten Gang ins Stadion ohne Bedenken antreten, er sagt: „Ich habe keine Angst, und nach allem, was ich gehört habe, geht es anderen Fans auch so. Ich denke sogar, gegen Hannover wird der Stadionbesuch so sicher sein wie nie zuvor.“

Zumindest hat der Klub zusätzliche Kontrollen angekündigt. „Um den ungefährdeten Besuch aller Fans beim Spiel am Samstag zu ermöglichen, wird der BVB vorsorglich seine Sicherheitsmaßnahmen in Absprache mit der Polizei noch einmal verschärfen“, kündigte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der BVB-Geschäftsführung, an. Dazu gehören eine stärkere Präsenz von Ordnern und Polizisten sowie genauere Kontrollen an den Eingängen. Ähnliche hohe Sicherheitsstandards gab es in Deutschland während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Damals gab es rund um die Stadien sogar mehrere Sicherheitsringe, in denen die Besucher stetig kontrolliert wurden. So akribisch lassen sich alle Zugangswege an normalen Bundesliga-Wochenenden aber nicht kontrollieren, das weiß auch die Polizei. Deshalb versucht sie vor allem, die Fans zu beruhigen. „Für uns ist das ein ganz normales Bundesligaspiel“, sagt Kim Freigang von der Dortmunder Polizei.

Die Polizei richtet ihren Einsatzplan immer individuell nach der Brisanz der Begegnung aus. Wie viele Beamte beim Spiel von Borussia Dortmund gegen Hannover 96 im Einsatz sein werden, will Freigang nicht sagen. „Ausreichend“, lautet seine vage Antwort. Warum konkrete Zahlen nicht an die Öffentlichkeit gegeben werden, erklärt der Polizist so: „Aus strategischen Gründen verzichten wir darauf, um nicht ausrechenbar zu sein.“

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