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Verletzte: Herthas Lustenberger bricht sich wieder den Fuß

Josip Simunic ist weg, der Schweizer erneut verletzt: Wer soll neben Arne Friedrich in der kommenden Saison in der Innenverteidigung spielen?

Am Dienstag hat Fabian Lustenberger sein Debüt als Innenverteidiger gegeben. Das heißt, so ein richtiges Debüt war es gar nicht, denn in der vergangenen Saison hat Lustenberger in der zweiten Mannschaft von Hertha BSC schon ein paar Mal das Abwehrzentrum verantwortet, aber im Bundesligateam war er bis zum Dienstag nur als defensiver Mittelfeldspieler in Erscheinung getreten. Im Testspiel gegen Ferencvaros Budapest durfte sich der Schweizer nach langer Verletzungspause auf ungewohnter Position beweisen. Hertha siegte 2:0 und blieb damit zum ersten Mal in der Vorbereitung ohne Gegentor, was auch dem Spiel des neuen Innenverteidigers zu verdanken war. „Sein taktisches Verhalten ist sensationell“, schwärmte Trainer Lucien Favre.

Am Donnerstag aber war es mit Fabian Lustenbergers Karriere als Innenverteidiger erst einmal wieder vorbei. Ein Ermüdungsbruch im linken Mittelfuß erforderte erst den Besuch eines Krankenhauses im steierischen Fürstenfeld und dann die sofortige Rückreise nach Berlin. Für den 21-Jährigen ist das eine tragische Volte in seiner jungen Karriere, denn vor einem halben Jahr hatte ihn ebenfalls ein Ermüdungsbruch im Mittelfuß zu einer dreimonatigen Pause gezwungen, damals allerdings war es der rechte Fuß. Für Favre ist der abermalige Verzicht auf seinen Landsmann ein erneuter Rückschlag im Bemühen, eine kostendämpfende Alternative für den nach Hoffenheim abgewanderten Josip Simunic zu finden. Lustenberger wäre für ihn durchaus eine Option gewesen für eine der wichtigsten Positionen, die der moderne Fußball zu vergeben hat. „Jeder gute Mittelfeldspieler kann auch in der Innenverteidigung spielen“, sagt der Trainer.

Ein guter Innenverteidiger ist mehr als ein Spieler, der innen verteidigt. Die eigentliche Abwehrkunst ist nur noch die Basis und wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Ein guter Innenverteidiger ist vor allem der erste Spielmacher seines Teams. Nach erfolgreicher Balleroberung beschleunigt er das Spiel mit dem öffnenden Pass, der den Gegner in seiner verwundbarsten Phase trifft, in der Umstellung von Offensiv- auf Defensivspiel.

Niemand in der Bundesliga hat das in der vergangenen Saison so exzellent gemacht wie Josip Simunic, der Australo-Kroate mit der perfekten Ballbehandlung und einem Gefühl für den Raum, das man nicht trainieren kann. Dazu verfügt Simunic, anders als etwa der in der Nationalmannschaft immer so hochgelobte Bremer Per Mertesacker, über ein Zweikampfverhalten, mit dem er noch jedem Stürmer Respekt abgenötigt hat. Sein Wechsel nach Hoffenheim traf Favre schwerer, als er noch vor zwei Jahren gedacht hätte. Bei seinem Amtsantritt in Berlin hatte der Trainer intern für eine Trennung von Simunic plädiert, sich damit aber nicht gegen den früheren Manager Dieter Hoeneß durchgesetzt.

Es zählt zu den ungewollten Glücksfällen der vergangenen erfolgreichen Saison, dass Hertha sich beinahe für die Champions League qualifiziert hätte mit einer Innenverteidigung, die der Trainer so eigentlich nie gewollt hat. Denn auch Simunics Partner Arne Friedrich hatte Favre wegen dessen schwach ausgeprägter Offensivkraft eigentlich als Außenverteidiger eingeplant. Friedrich aber setzte sich durch, und auch beim Neuanfang im Sommer 2009 ist der Nationalspieler im Abwehrzentrum gesetzt. Die Suche nach seinem Passmann läuft noch.

Am Dienstag in Budapest verteidigte neben Lustenberger Herthas Neuzugang Christoph Janker. Der hatte zuletzt in Hoffenheim nur noch auf der Bank gesessen, kann aber von sich sagen, dass er 2005 bei der Junioren-WM als direkter Gegenspieler von Lionel Messi keinen Treffer des argentinischen Wunderstürmers zuließ. „Innen oder außen – das ist mir egal, ich will vor allem spielen“, sagt Janker, für Favre ist er eher auf der linken Seite ein Thema. Größere Chancen hat Steve von Bergen, den Arne Friedrich schon jetzt für einen potenziellen Führungsspieler hält. Der Schweizer hatte seinen Kapitän schon während der Schlussphase der vergangenen Saison bemerkenswert gut vertreten. Der Brasilianer Kaka, den Dieter Hoeneß im vergangenen Jahr zur Verstärkung des Abwehrzentrums verpflichtet hatte, spielt in Favres Überlegungen keine Rolle mehr. Hertha würde ihn zur Aufbesserung des Einkaufsbudgets wohl gern verkaufen, aber es findet sich kein Interessent für den Mann, der dem Verein vor einem Jahr noch knapp zwei Millionen Euro wert war.

Als mögliche Neubesetzung für Simunics Planstelle testet Hertha zurzeit im Trainingslager in Stegersbach den Serben Nemanja Pejcinovic, einen 21 Jahre alten Nationalspieler von Roter Stern Belgrad, der zuletzt mit Herthas Antreiber Gojko Kacar bei der U-21-Europameisterschaft in Schweden spielte. Favre scheint nicht abgeneigt zu sein. Am Donnerstag, als sich die Mannschaft einem harten Zirkeltraining unterzog, nahm sich der Trainer viel Zeit für ein individuelles Übungsprogramm mit Pejcinovic, eventuell wird er ihn sogar schon im Testspiel am Freitag gegen den türkischen Erstligisten Bursaspor aufbieten. „Er hat seine Qualitäten und ist auf dem Platz eine Persönlichkeit“, sagt Favre.

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