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Sport: Verlust der Leidenschaft

Spaniens Handballer sind noch steigerungsfähig

Köln - Die Niederlage kümmerte den amtierenden Weltmeister nur wenig. 28:29 gegen Kroatien, den Olympiasieger – das Ergebnis nahmen die Spanier hin und hakten es ab. Für beide Mannschaften ging es in diesem letzten Hauptrundenspiel der Handball-WM um nicht mehr allzu viel, außer ein bisschen Ehre vielleicht. Qualifiziert für das Viertelfinale waren beide bereits vorher. So nutzte Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor die Gelegenheit auf seine Weise. „Wir hatten zwei Ziele: Den Spielern, die bereits oft im Einsatz waren, eine Ruhepause zu gönnen, und denen, die noch nicht so oft dabei waren, eine Chance zu geben“, sagte er.

Pastor hatte gemerkt, dass sein Team bei diesem Turnier schon häufiger an die Grenzen gehen musste, als es ihm lieb sein konnte. Ein Spiel bereitete ihm vor allem Kopfzerbrechen: das mit 23:27 verlorene gegen Dänemark. „Da haben wir verloren, weil wir nicht mit derselben Leidenschaft aufgetreten sind wie der Gegner“, sagte er danach. Bezeichnend: In der Fairplay-Wertung liegt Spanien nach sieben WM-Spielen an der Spitze.

Im Viertelfinale gegen Deutschland rechnet Pastor wiederum mit einem höchst engagierten, voller Leidenschaft kämpfenden Kontrahenten. Die Spanier können ihrerseits mit einer 6:0- oder 5:1-Deckung gleichermaßen Wirkung erzielen, auch weil dahinter der 36-jährige Torhüter David Barrufet aus Barcelona für zusätzliche Sicherheit sorgt. Glanzstück ist aber der Angriff. Von den Männern im Rückraum kann jeder ein Spiel allein entscheiden. José Maria Rodriguez aus Valladolid zieht oft gleich zwei Spieler auf sich und schafft damit Räume für die präzisen Werfer. Juan Garcia (39 Tore) und Regisseur Iker Romero (beide Barcelona/31) trafen bei dieser WM bisher am besten. Romero war zugleich ein sicherer Siebenmeterschütze. Sollten die Wurfpositionen aus der zweiten Reihe nicht vorhanden sein, bleibt den Spaniern immer noch der bärenstarke Kreisläufer Rolando Urios. Der eingebürgerte Kubaner ist nach Einschätzung des deutschen Bundestrainers Heiner Brand „im direkten Spiel nicht zu halten“. Jeder Gegner stünde bei ihm vor dem Problem, entweder die Anspiele an den Kreis zu verhindern, einen Siebenmeter zu riskieren oder eben einen Treffer hinzunehmen.

In Schwierigkeiten geraten die Spanier, wenn sie von Beginn an unter Druck gesetzt werden. Das hat auch Juan Carlos Pastor erkannt: „Wenn wir nicht von der ersten Minute an konzentriert sind, bekommen wir Probleme.“ Seine letzten Erfahrungen mit der deutschen Mannschaft gehen zurück auf den Juni 2006, als es im 49. Länderspiel zwischen beiden Teams ein Unentschieden gab. Ein Ergebnis, das nun beim Wiedersehen in der Kölnarena nicht möglich ist.

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