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Sport: Verrechnet

Kugelstoßer Bartels scheitert bei der Hallen-WM

Moskau - Ralf Bartels hatte schon mal gerechnet. „Es wäre perfekt, die 21 Meter auch in Moskau zu schaffen“, hatte der Kugelstoßer vor der Hallen-Weltmeisterschaft der Leichtathleten gesagt, die gestern begann. „Das könnte reichen für eine Medaille.“ Mehrfach hatte er die Kugel in diesem Jahr schon mehr als 21 Meter weit gewuchtet und reiste als Zweiter der Welt-Jahresbestenliste selbstbewusst nach Russland. „Wenn ich erst einmal im Finale bin, ist alles möglich“, sagte der 28-Jährige aus Neubrandenburg vor den Titelkämpfen.

Doch genau das war der Knackpunkt. Bartels scheiterte gestern bereits in der Qualifikation und machte die erste große Enttäuschung im deutschen Team perfekt. Dabei hätte er keine 21 Meter, sondern lediglich 20,04 Meter weit stoßen müssen, um das Finale zu erreichen. Doch die Kugel des Dritten der Freiluft-WM 2005 von Helsinki kam schon nach 19,46 Metern auf. Das Finale fand ohne deutsche Beteiligung statt. Der US-Amerikaner Reese Hoffa, der als Weltjahresbester nach Russland gekommen war, sicherte sich mit 22,11 Metern Gold. Es war die viertbeste Hallenweite aller Zeiten.

In Moskau wollte sich Bartels endgültig in der Weltspitze etablieren. Doch aus dem erhofften Aufstieg wurde ein Abstieg. „Das war ein Blackout, der mir nicht passieren darf. Ich habe noch nie einen schlechteren Wettkampf gemacht“, sagte Bartels. „Das war so schlecht, dass ich mich nicht mal mehr ärgern kann.“ Bei den deutschen Hallenmeisterschaften vor zwei Wochen in Karlsruhe war Bartels noch auf 21,43 Meter gekommen. In Moskau hätte er damit Silber geholt. Stattdessen landete er nach zwei ungültigen Versuchen auf Rang 12 hinter seinem deutschen Teamkollegen Peter Sack (19,79).

Bei Bartels hing alles vom letzten Versuch ab. „Am Ende war es eine Kopfsache. Ich war der nervlichen Anspannung nicht gewachsen“, sagte er. Dabei habe er sich gut gefühlt. Nach Karlsruhe hatte der deutsche Hallenmeister noch 21,12 Meter in Chemnitz und 20,59 Meter beim Hallen-Europacup in Lievin/Frankreich gestoßen – alles Weiten, die zum Weiterkommen genügt hätten.

Bartels war enttäuscht, seine Neubrandenburger Vereinskollegin Sonja Kesselschläger vermutlich auch. Sie hatte allerdings nicht das Finale im Fünfkampf verpasst, sondern Bronze – um fünf Punkte. Eine Winzigkeit bei einer Gesamtpunktzahl von 4574. Den abschließenden 800-Meter-Lauf gewann Kesselschläger, doch es reichte nicht zu einer Medaille.

Noch eine weitere deutsche Frau überzeugte: Die Leverkusenerin Silke Spiegelburg zog mit 4,45 Metern als Siebte in den Endkampf der besten acht Stabhochspringerinnen ein. Und das, obwohl die Junioren-Weltrekordlerin die WM-Norm (4,50 Meter) nicht geschafft hatte. Dass sie dennoch nominiert wurde, zahlte sich gestern aus.dpa

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