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Sport: Verschärfte Bedingungen

Beim Handball-Supercup beginnt für die Deutschen gegen die weltbesten Teams der EM-Countdown

Berlin - Mit Anspannung ist wohl am treffendsten beschrieben, wie es derzeit um Andrej Klimowets steht. Zwar hat er bereits 112 Handball-Länderspiele für Weißrussland bestritten, aber dennoch steht er heute beim 14. Supercup vor einer ganz besonderen Herausforderung: Gegen Olympiasieger Kroatien kommt der 31 Jahre alte Kreisläufer zum ersten Einsatz für Deutschland. Im Handball ist das im Gegensatz zu anderen Sportarten möglich. Klimowets ist der vierte Akteur in der Amtszeit von Brand, der schon für eine andere Nation gespielt hat.

„Ich weiß, welche Erwartungen an mich gestellt werden“, sagt Klimowets nur, wohlwissend, dass speziell seine Position zuletzt eine Schwachstelle im Team von Heiner Brand war. Der Nachfolger von Christian Schwarzer, der nur noch in der Bundesliga spielt, wird gesucht. Brand hofft ihn in dem 1,97-Hünen Klimowets gefunden zu haben. Den torgefährlichen und deckungsstarken Mann am Kreis, der vor dieser Saison von Flensburg zu Kronau/Östringen gewechselt ist.

Bei der WM im Januar in Tunesien, als das im Umbruch befindliche Team des Deutschen Handball-Bundes nur Rang neun belegte, fehlte ein Spieler mit diesen Fähigkeiten. „Ich habe Andrej schon vor seiner Einbürgerung am 22. September beobachtet. Ich weiß, dass er uns sehr helfen kann.“ So begründet Brand die Nominierung, zumal der junge WM-Spieler Sebastian Preiß verletzt ist. Für den Bundestrainer kommt es beim Supercup darauf an, Klimowets sehr schnell in seine Mannschaft zu integrieren. Bereits im kommenden Januar muss Deutschland bei der EM in der Schweiz den vor zwei Jahren in Slowenien errungenen Titel verteidigen.

Doch nicht nur die Kreisposition betrachtet Brand „als eine Baustelle im aktuellen Team, die es schnell abzuarbeiten gilt“. Auf die Verletzten oder Rekonvaleszenten Stephan, Preiß, Baur (Lemgo), Jansen (Hamburg), Immel (Großwallstadt), Glandorf (Nordhorn) und seit gestern auch auf Kraus aus Göppingen muss er verzichten. „Auf Grund der gesamten Verletzungsproblematik sind wir noch nicht so weit gekommen wie erhofft. Einspielen ist sehr wichtig. Wir waren in den letzten Monaten permanent im Neuaufbau“, beschreibt er die schwierige Situation.

Probleme dieser Art kennt der kroatische Nationaltrainer Irfan Smajlagic kaum. Die Routiniers Goluza, Losert und Torhüter Sola hat er zwar noch zur Verfügung, aber mit Balic, Dzomba und dem erst 19-jährigen Jungstar Svalina kann er ruhig in die Zukunft blicken. Cervar erreichte im Sommer selbst mit einer lediglich verstärkten B-Mannschaft bei den Mittelmeerspielen den zweiten Platz. Sieger wurde da Weltmeister Spanien, mittlerweile trainiert von Juan Carlos Pastor, mit einem Mix aus Routiniers und aufstrebenden Talenten. Einen Einschnitt gab es beim Supercup-Teilnehmer Frankreich: Aus dem Team „Les Bleus“ wurden Richardson, Kervadec und Anquetil verabschiedet. Dagegen setzen die Trainer der Teams aus Schweden (Ingemar Linnell) und Russland (Wladimir Maximow) nach wie vor auf erfahrene Kräfte.

„Die Teams kommen vor der EM in bester Besetzung. Es gibt nichts Besseres, ich bin froh, unter verschärften Bedingungen meine Spieler zu sehen“, sagt Brand. Dass er nun selbst angespannt ist, gibt er gern zu. Andrej Klimowets könnte dazu beitragen, dass dies nicht so bleibt.

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