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Verschnupft. Den VfL Wolfsburg und Diego verbindet nur noch ein Stück Papier – und ein alter Streit.

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Verzweifelt verflucht: Wolfsburg versucht, Diego loszuwerden

Er war einmal ein großer Hoffnungsträger in Wolfsburg. Doch inzwischen ist der Brasilianer Diego nur noch eine Belastung - die der Klub schnellstmöglich wieder loswerden möchte.

Von Christian Otto

Die Gelassenheit in seinen Worten gehört zum Geschäft. „Vielleicht kommt er, vielleicht will er weg. Ich warte in Ruhe ab, wie es kommt“, sagt Felix Magath über die Personalie Diego, die sein Wirken beim VfL Wolfsburg seit mehr als einem Jahr überschattet. Der Trainer der Niedersachsen und der brasilianische Spielmacher verbindet nur noch ein Stück Papier, das sich Arbeitsvertrag nennt und Diego in der Theorie eine weitere Saison an den VfL bindet. In der Praxis wird händeringend eine Lösung angestrebt, mit deren Hilfe sich Magath eines ungeliebten und sündhaft teuren Spielers entledigen kann. Gesucht wird ein Klub, der sich durch Diegos Extravaganzen nicht abschrecken lässt und dessen Jahresgehalt von sechs Millionen Euro bezahlen kann. Mal soll Spartak Moskau dazu bereit sein, dann wieder Flamengo Rio de Janeiro. Der VfL Wolfsburg ist es in jedem Fall nicht mehr.

Der Blick zurück auf diesen einen Samstag, an dem sich der begnadete Diego seine Zukunft in Wolfsburg und der gesamten Fußball-Bundesliga verbaut hat, führt nach Hoffenheim. Weil der Dribbelkünstler am letzten Spieltag der Saison 2010/11 im Duell mit der TSG Hoffenheim nicht von Beginn an mitkicken durfte, hatte er das VfL-Team in größter Abstiegsnot im Stich gelassen und war abgereist. Eine Saison später, die Diego an Atletico Madrid ausgeliehen war und trotz des Titelgewinns in der Europa League nicht weiter bezahlt werden kann, wartet so mancher in Wolfsburg immer noch auf eine Entschuldigung. „Es könnte sein, dass es für Diego noch etwas zu klären gibt“, meint Magath voller Süffisanz und mag nicht verhehlen, dass ihm die Lust abhandengekommen ist, das direkte Gespräch mit Diego zu suchen. Der Trainer und sein Sorgenkind kommunizieren nur noch über Dritte und Medien miteinander. „Ich lebe in der Realität. Und meine Realität heißt Wolfsburg“, ließ sich Diego zuletzt zitieren. Der Großverdiener gibt keinerlei Angriffsflächen, tritt außerhalb des Platzes sehr professionell auf und hat es zuletzt geschafft, sich dank einer Knieverletzung der harten Saisonvorbereitung von Magath zu entziehen.

Zum Start in die neue Woche müsste er eigentlich in Wolfsburg erscheinen. Zwar hat Francisco Javier Garcia Sanz, der den Aufsichtsrat der VfL Wolfsburg Fußball GmbH anführt, zuletzt vermehrt von Diego und dessen besonderen Fähigkeiten geschwärmt. Aber unter dem Strich wächst die Erkenntnis, dass es in Wolfsburg nie ernsthaft beabsichtigt war, den Spielgestalter zu begnadigen. Der Volkswagen-Konzern, der den VfL finanziert, soll eine Lösung für das Auslaufmodell möglich machen, die Magath ein Sommertheater erspart. Die Umgestaltung seiner Mannschaft wird durch das nervige Tauziehen um Diego behindert.

Wie es dazu kommen konnte, dass aus einem begnadeten Wirbelwind der Bundesliga ein Problemfall werden konnte, darüber lässt sich nur staunen. Von 2006 bis 2009 hatte Diego im Trikot von Werder Bremen so gut gespielt, dass man ihm so manche Eskapade leicht verzeihen konnte. Bei Juventus Turin, wohin Diego von Bremen aus gewechselt war, gab er jedoch ein Jahr lang ein Bild des Jammers ab. In der brasilianischen Nationalelf kam er nie richtig zum Zuge. Und als Dieter Hoeneß, der frühere Manager des VfL, Diego für rund 15 Millionen Euro im Sommer 2010 zurück in die Bundesliga holte, muss die Leichtigkeit in dessen Wirken irgendwo auf der Strecke geblieben sein. Verein und Hauptsponsor wären heilfroh, wenn zumindest noch eine Ablösesumme in Höhe von zehn Millionen Euro für Diego erzielt werden könnte. Den Verlust bei einem solchen Geschäft werden sie als Lehrgeld verbuchen müssen.

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