zum Hauptinhalt

VfB Stuttgart: Unbeholfen nach oben

Der VfB Stuttgart holt mit Jens Lehmann auf. Auch von einem Fehler ließ er sich nicht herunterziehen.

- Als der Ball, wie eine Flanke geschlagen, auf ihn zuflog, dachte Jens Lehmann: „Den fange ich“ – und griff zu. Der Torhüter des VfB Stuttgart fing den auf sein Tor zufliegenden Ball tatsächlich, fiel aber mitsamt seiner Beute hinter die Linie und bemerkte dort, dass es „zu spät war, um ihn wegzuwischen“. Der Bochumer Joel Epalle, der die Flanke geschlagen hatte, gab hinterher gerne zu, dass der kuriose Führungstreffer „zu sechzig Prozent“ Lehmann gehöre. Damit gab Lehmann sich nicht zufrieden. „Ich würde eher sagen: zu hundert Prozent.“

Eine solche Panne kann zum Albtraum für einen Torhüters werden. Lehmann jedoch sah keinen Grund zu verzweifeln. Als wäre nichts geschehen, wurde er umgehend zum Rückhalt seiner Elf. Dank der Tore von Cacau und Tasci kamen die Schwaben noch zu einem 2:1. „Jens wollte die Mannschaft wachrütteln, er ist ein cleverer Hund“, sagte VfB-Manager Horst Heldt. Obwohl sich Lehmanns Lapsus ins Bewusstsein des Publikums einbrannte, wussten die Verantwortlichen, warum sie den früheren Nationaltorwart für ein weiteres Jahr an den Klub gebunden haben. „Jens hat einen Fehler gemacht, aber er hat sich davon nicht runterziehen lassen“, sagte Teamchef Markus Babbel. „Er ist nicht hektisch geworden, sondern hat danach Ruhe ausgestrahlt.“

Lehmanns Selbstbewusstsein hat augenscheinlich nicht gelitten. Nach dem Spiel bekundete der Torhüter abermals Interesse an einem Comeback in der Nationalelf. „Wenn Bedarf besteht und ich gut genug bin: gerne“, sagte der 39-Jährige.

Ihm ist klar, dass er nur noch eine Außenseiterchance besitzt. Das passt in gewisser Weise zur Situation seines Klubs. Als zweitbeste Rückrundenmannschaft der Liga, nach dem VfL Wolfsburg, haben die Stuttgarter sich auf den fünften Tabellenplatz vorgearbeitet. Der VfB kommt etwas unbeholfen nach oben – aber er kommt. Der Sieg in Bochum weckt jedenfalls Erinnerungen an das Meisterjahr 2007: In jener Saison betrug der Rückstand auf den damaligen Spitzenreiter Schalke um diese Zeit sieben Punkte. Nun liegen die Schwaben sechs Zähler hinter Tabellenführer Wolfsburg. Und sogar der vorsichtige Babbel hält eine Steigerung für möglich: „Vielleicht müssen wir unsere Ziele umstecken.“ 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false