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VfL Wolfsburg: Von wegen Ausrutscher

Der VfL Wolfsburg spielt in der Champions League effektiv – und steht vorm Einzug ins Achtelfinale

Von Christian Otto

Ihren Abgang im Nieselregen, der an diesem kalten Istanbuler Abend kein Ende nehmen wollte, genossen sie in vollen Zügen. Es kommt selten vor, dass man als Fußballprofi des VfL Wolfsburg in einem fremden Stadion bejubelt wird – und das auch noch von den Fans des Gegners. „Das war schon ein richtig geiles Gefühl“, sagte Verteidiger Alexander Madlung und sah ungemein zufrieden aus. Das Team des Deutschen Meisters, das in der Bundesliga zuletzt selten meisterhaft gespielt hat, steht nach dem 3:0-Erfolg bei Besiktas Istanbul vor dem Einzug in das Achtelfinale der Champions League. Dass dem VfL Ende November schon ein Remis bei ZSKA Moskau reicht, um das zu schaffen, woran der FC Bayern München gerade zu scheitern droht, erfüllt die Norddeutschen mit großem Stolz.

Die aufgebrachten Anhänger von Besiktas Istanbul, deren Klub in der Champions League gescheitert ist, wandelten ihren Ärger in viel Lob für diesen humorlosen Gegner um. Es galt anzuerkennen, dass sich die Deutschen auch von dieser verrückten Atmosphäre im mit 30 000 Fans gefüllten Inönü-Stadion nicht hatten irritieren lassen. „Der Applaus für uns war am Ende eine sehr faire Geste“, sagte VfL-Spielmacher Zvjezdan Misimovic, der mit einem Schuss aus 25 Metern nach nur 14 Minuten erfolgreich war. Das gesamte Team schöpfte aus diesem frühen Tor eine Sicherheit, die man den Wolfsburgern bei ihrem Debüt in der Champions League noch nicht zugetraut hatte. Einem kurzen Aufbäumen der Türken setzten Christian Gentner und Torjäger Edin Dzeko zwei weitere Treffer entgegen.

Es war diesem Team um den starken Misimovic zu gönnen, dass sie die anderen Ergebnisse der Champions League mit Genugtuung studierte. Trikots vom weltweit bekannten FC Bayern sind in nahezu jedem türkischen Bazar erhältlich. Ehe es diese grün-weißen Trikots mit dem VW- Logo auch bis in die engen Gassen von Istanbul schaffen, wird es noch ein wenig dauern. Aber Madlung, der sein Trikot den Fans schenkte, sprach zu Recht von einer besonderen Situation für den ganzen Verein. Wer es bis in das Achtelfinale schafft und mit Manchester United sogar den Favoriten der Gruppe B hinter sich lassen kann, braucht sich dann nicht länger als einmaliger Ausrutscher des deutschen Profifußballs belächeln zu lassen.

Bei der erfolgreichen Ausgestaltung ihrer Dienstreise an den Bosporus haben die VfL-Profis ihr gewohntes Fußballspiel wiederentdeckt, das oft recht schnörkellos ausfällt, aber sehr effektiv ist. Eigentlich müsste ihr Trainer deshalb lächeln können. „Die Mannschaft hat in diesem Spiel mal wieder gezeigt, zu was sie fähig ist. Jetzt wollen wir mehr“, sagte Armin Veh und setzte doch ein Gesicht auf, als habe man sich in Istanbul blamiert. Der Mann ist sauer über ein mediales Gerücht, das am Spieltag für Unruhe gesorgt hatte. Die vage Idee, dass der VfL Wolfsburg die Arbeit von Veh durch einen Sportdirektor namens Dieter Hoeneß ergänzen lassen könnte, brachte den Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer in Rage. „Das ist Unsinn. Und ich kann so etwas nicht für voll nehmen“, sagte Veh über eine Meldung, die sich wie ein düsterer Schatten über diesen schönen Fußballabend von Istanbul gelegt hatte.

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