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Sport: Visionen eines Bankers

Luxemburger Basketballteam will in der Bundesliga spielen

Berlin. Der Aufenthalt in Luxemburg wäre für die Basketballer von Alba Berlin sehr bequem: In der Sporthalle „Coque“ kann man auch schlafen, nicht auf Isomatten auf dem Boden, sondern in einem von 30 Hotelzimmern. Auch mehrere Restaurants gibt es in der 8000 Fans fassenden Halle. Die Berliner müssten die Arena gar nicht verlassen bei ihrem Bundesliga-Auswärtsspiel. Dass sie künftig bei einem ausländischen Klub um den deutschen Meistertitel spielen könnten, liegt an Alex Kloos. Der 48-Jährige ist Banker und ehemaliger luxemburgischer Basketball-Nationalspieler. „Wir sind ein kleines Land mit hohem Lebensstandard, aber sportlich sind wir als kleines Land einfach klein.“ Alle Basketballer sind Amateure. „Um den Sport nach vorn zu bringen, brauchen wir andere Dimensionen und Visionen.“

Die hat Kloos: Mit den „Luxemburg Stars“, einem Team, das bisher nur auf dem Papier existiert und noch keine Spieler hat, will er „in den nächsten drei Jahren um den Titel mitspielen“. In Deutschland. Am kommenden Mittwoch wird er sein Projekt bei der Gesellschafterversammlung der Basketball-Bundesliga (BBL) vorstellen. Die Luxemburg Stars sind eines von acht Teams, die sich um die beiden Wild Cards bewerben, die die BBL nach der Aufstockung der Liga von 14 auf 16 Teams vergibt. Die Konkurrenten sind die Erstliga-Absteiger DJK Würzburg und TBB Trier, außerdem die Bamberger Sport GmbH, die BSG Bremerhaven, die Bremen Roosters, die Schwelmer Baskets und der SSV Ulm. Entscheidend für die Lizenzerteilung sind unter anderem wirtschaftliche Kriterien und Nachwuchsarbeit.

Dass ein ausländischer Verein sich um einen Platz in der BBL bewerben kann, liegt an den Statuten, die die BBL sich bei ihrer Abspaltung vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) im Jahr 2000 gab. „Da heißt es, dass die Teams um die deutsche Meisterschaft spielen, aber es ist nicht explizit von Teams aus dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland die Rede“, sagt BBL-Commissioner Otto Reintjes. Keiner rechnete damals mit einem nichtdeutschen Antragsteller.

Der Lizenzliga-Ausschuss hat das Ansinnen der Luxemburger abgelehnt, doch das von Kloos eingeschaltete BBL-Schiedsgericht ist anderer Auffassung: Da der Lizenzliga-Ausschuss sich nun einmal mit dem Antrag befasst hat, müssten die Luxemburger auch zur Präsentation zugelassen werden. Eine juristische, keine inhaltliche Entscheidung. „Die Alternative wäre gewesen, dass der Lizenzliga-Ausschuss sagt, wir behandeln die Sache gar nicht, wir wollen keine ausländischen Teams. Dann hätten die Luxemburger vor den Europäischen Gerichtshof ziehen können“, sagt Reintjes. Er hätte diese Variante bevorzugt, „entweder wäre der Antrag abgelehnt worden oder er hätte den europäischen Sport revolutioniert“.

Bekommen die Luxemburg Stars eine Wild Card, wären künftig weitere ausländische Interessenten zu erwarten. Dass es so weit kommt, ist aber unwahrscheinlich. Die Gesellschafter der Liga müssen einstimmig entscheiden. 74 Prozent von ihnen gehören der BBL an, 26 Prozent dem DBB, der ein Vetorecht hat. Die Signale aus dem DBB „sind negativ“, sagt Reintjes. Ausländische Teams sind nicht erwünscht, noch nicht, „vielleicht ist das in fünf bis zehn Jahren anders“. Auch Albas Vizepräsident Marco Baldi kann sich eine deutsche Liga mit ausländischen Teams grundsätzlich vorstellen, schließlich gebe es in der BBL „drei, vier Teams, die keinen deutschen Leistungsträger haben. Aber es gibt keine Not, so etwas in aller Eile zu entscheiden. Das muss man sorgfältig prüfen. Da gibt es tausend Aspekte.“

Für Alex Kloos ist die entscheidende Frage, „wie weit die Deutschen mit dem europäischen Gedanken sind“. Seine Investoren jedenfalls seien „sprungbereit“. Bis zum Saisonstart im Herbst ein Team aus Luxemburgern und Ausländern zusammenzustellen, sei kein Problem. Nicht jedenfalls für Alex Kloos, den Banker mit Visionen.

Helen Ruwald

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