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Volles Halle. In März scheiterten die BR Volleys noch im Endspiel in Westfalen. Schaffen sie es 2015 ins Finale, wären die Chancen auf den ersten Pokalsieg seit 14 Jahren gut.

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Volleyball-Bundesliga: Endspiel im Viertelfinale

Die Favoriten Friedrichshafen und Berlin treffen sich schon im Pokal-Viertelfinale, mit Dresden geht wieder ein Bundesligist pleite. Die Liga kämpft weiter vergeblich um Aufmerksamkeit und hat strukturelle Probleme.

Das Pokalendspiel der deutschen Volleyballer findet in diesem Jahr nicht im westfälischen Halle statt. Sondern in Friedrichshafen. Die BR Volleys treten dort heute offiziell zu einem Viertelfinalspiel an (20 Uhr, Internet-Übertragung unter www.sportdeutschland.tv). Doch wer sieht, wie überlegen die beiden punkt- und satzgleichen Spitzenreiter die Bundesliga anführen, der weiß: Der Sieger dieses Spiels gewinnt wohl auch im März den DVV-Pokal, dann wirklich am traditionellen Endspielort Halle.

„Wir wollen nach 14 Jahren mal wieder den Pokal gewinnen“, sagt Volleys-Manager Kaweh Niroomand, „dafür müssen wir ohnehin Friedrichshafen irgendwann schlagen, dann besser gleich jetzt.“ Der VfB hat zwar nun den Heimvorteil. Aber die Halle in Halle hätte bei den Berlinern auch das Trauma der letztjährigen Finalniederlage wachgerufen.

Doch das ist nur die sportliche Sicht. „Für die Sportart Volleyball wäre es besser, wenn die beiden vermeintlich besten Mannschaften im Finale aufeinandertreffen“, sagt Niroomand, zumal sich eine Live-Übertragung im Free-TV anbahnt.

Erst am Dienstag wurde dem VC Dresden die Lizenz entzogen

Der deutsche Volleyball könnte gerade positive Schlagzeilen gebrauchen. Am Dienstag wurde dem VC Dresden die Lizenz für die Volleyball-Bundesliga (VBL) entzogen. Nachdem letzte Saison drei Klubs aufgaben, hat nach nicht einmal zwei Monaten dieser Spielzeit das erste Team Insolvenz angemeldet.

Klaus-Peter Jung, der als VBL-Geschäftsführer auch den Pokalwettbewerb mitorganisiert, sieht die Situation von Amtswegen positiver. Er persönlich hält den Pokal-Modus mit dem vorweggenommenen Finale im Viertelfinale zwar für „nicht gerade glücklich“. Aber die Vereine hätten sich eben verständigt, frei auszulosen statt mit einer Setzliste anzutreten. Das erhöht die Chancen für Kleine.

Nicht mehr für die Dresdener: Ihr Viertelfinale am Mittwoch gegen Lüneburg fand gar nicht mehr statt. „Das kam völlig überraschend“, sagt Jung, „das hätte nicht sein müssen.“ Und doch weiß er, welches Licht das auf seine Liga wirft: „Leute von außen fragen sich da: ,Welche Wertigkeit hat dann die VBL?’“ Den Schwung der WM-Bronzemedaille der Männer konnte die Liga offenbar nicht mitnehmen.

In Dresden hatten sich die handelnden Personen aus der ausgegliederten Profiabteilung und dem Stammverein verkracht. Fünf Sponsoren fehlte die Planungssicherheit, sie sprangen ab. Der Klub zahlt seit 31. Oktober keine Gehälter mehr und bekam am vergangenen Samstag in Düren keine sechs Spieler mehr zusammen. Die Partie wurde 0:3 gewertet. Dresden fällt nun komplett aus der Wertung, tritt nicht mehr an, auch zum Spiel bei den Volleys am 21. Dezember nicht mehr, und muss 35 000 Euro Geldstrafe zahlen.

Jung sagt, Dresdens Planungen seien solide gewesen, bei der Lizenzierung habe nichts auf das plötzliche Aus hingewiesen. Und zu vergleichen sei der Einzelfall ebenfalls nicht mit vorherigen Rückzügen. Doch gerade das Ende der drittbesten Mannschaft Haching trifft die Liga in dieser Saison hart. „Wir haben in dieser Saison noch zwei Mannschaften auf höchstem Niveau“, sagt Jung, zwar würden sich Bühl und Düren entwickeln, aber „wünschenswert wären vier Spitzenteams.“ Immerhin: Früher dominierte mit Friedrichshafen nur ein Team. Das gibt es auch in anderen Sportarten, etwa im Fußball. Aber beim Volleyball ist das Gefälle, was Finanzen und Professionalität angeht, deutlich größer. Spitzenklubs wie Berlin und Friedrichshafen haben große Hallen und Sponsoren, sie sind populär, das wollen sie für die ganze Sportart. Doch viele Männer-Erstligisten kommen kaum hinterher.

Vielerorts findet die Volleyball-Bundesliga noch in Turnhallen statt

„Die Strukturen sind noch nicht so stabil wie bei den Frauen-Bundesligisten“, sagt Jung. Daher wird vielerorts auf Ehrenamtliche und Turnhallen zurückgriffen. Um das zu ändern, haben die Klubs einen Masterplan beschlossen, der bis 2016 größere Hallen und mehr hauptamtliche Mitarbeiter anpeilt. Einen Namenssponsor für die Liga soll nun eine Agentur finden.

Niroomand reichen die Bemühungen nicht. „Man fragt sich schon, wie da geprüft und geplant wird“, sagt er zum Aus der Dresdner und regt sogar eine Schadensersatzklage gegen den Klub an. Immerhin habe er die Schmelinghalle für das Spiel angemietet. Bei ihm wächst die Skepsis, ob der Masterplan wirklich sein Ziel erreicht. „Die Vereine investieren nach den neuen Vorgaben, aber die Vorteile sind bisher für niemanden erkennbar“, sagt der Volleys-Manager. Die Liga müsse endlich Einnahmen bringen, die sie dann zentral ausschüttet. Ein Schlüssel sei es dabei, endlich einen Sender zu finden, der Spiele im frei empfangbaren Fernsehen übertrage und dafür zahlt. Oder wenigstens einen Sponsor für die Internet-Livestreams, die die Klubs selbst viel Geld kosten.

Das sich nun Dresden zurückzieht, „das schmeißt uns alle zurück, auch den Verband, der ohne interessante Liga kaputtgeht“, klagt Niroomand. Der Manager macht sich Gedanken, wie Volleyball attraktiver zu vermarkten ist, falls der Masterplan nicht aufgeht. „Vielleicht wäre es besser, den Profibereich in einer eigenen Gesellschaft auszugliedern“, überlegt er laut, „der Leistungssport als eigenes Produkt ließe sich besser verkaufen.“

Das Pokalfinale jedenfalls verkauft sich gut, nach Halle strömen jedes Jahr um die 10.000 Zuschauer, egal ob Volleys oder VfB dabei sind. „Das ist eine Marke“, sagt Niroomand, „aber leider nur einmal im Jahr.“ Immerhin: Dieses Jahr gibt es zwei Endspiele. Das offizielle und das vorweggenommene, heute in Friedrichshafen.

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