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Volleyball: Das Charlottenburger Wir-Gefühl siegt

Die SCC-Volleyballer funktionieren wieder als Team. Nach dem 3:1-Sieg über den Moerser SC hat der SC Charlottenburg nach vier Jahren wieder das Endspiel um die deutsche Volleyball-Meisterschaft erreicht.

Von Karsten Doneck, dpa

Gedanken ans Endspiel verschwendete noch niemand. Das lag nicht etwa an der Erschöpfung nach einem kraftraubenden Spiel. Zu sehr erfüllte die Spieler des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg der Rückblick auf das bewältigte Pensum mit Stolz. Nach dem 3:1-Sieg am Montagabend über den Moerser SC in der Sömmeringhalle hat der SCC nach vier Jahren wieder das Endspiel um die deutsche Meisterschaft erreicht. Gegner ist der VfB Friedrichshafen, in der Serie Best of five erstmals am Samstag am Bodensee. Das erste Spiel in Berlin steigt am 15. April (Dienstag).

„Wir stehen wieder da, wo wir jahrelang waren“, beschlichen SCC-Manager Kaweh Niroomand nach dem Sieg gegen Moers fast schon sentimental-nostalgische Gefühle. Sechs Tage zuvor hatte es noch finster um die Charlottenburger ausgesehen. Mit einem völlig uninspirierten Auftritt waren sie in der Halbfinalserie Best of three vor eigenem, entsetztem Publikum von Moers mit 0:3 abgekanzelt worden. Doch danach trat das ein, was den SCC in dieser Saison vom SCC der vorangegangenen Saison unterscheidet. Jaroslav Skach, Zuspieler und Mannschaftskapitän, sagt: „Jeder von uns hat sein Ego hinten angestellt. Wir haben uns geschworen: Einer muss dem anderen helfen, nur so können wir das noch schaffen.“ Der folgende 3:0-Sieg des SCC in Moers war auch Ausdruck dieses frisch geweckten Wir-Gefühls.

Und auch Trainer Michael Warm bestätigte: „Von der individuellen Klasse der Spieler her mag Moers stärker sein, aber wir haben das bessere Teamwork.“ Im dritten und entscheidenden Spiel des Halbfinales spielte freilich nicht nur die mannschaftliche Geschlossenheit eine Rolle, sondern auch die Nerven. „Wir wussten: Wir dürfen nicht überdrehen, wir dürfen aber auch nicht ängstlich sein, sondern müssen da genau den Mittelweg finden“, sagte Libero Sebastian Prüsener und fügte zufrieden hinzu: „Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen.“

Moers prallte in der Sömmeringhalle auf eine undurchdringliche Wand gelebter Emotionen. Auf dem Feld feierten die SCC-Spieler samt Trainer Warm geradezu frenetisch jeden gewonnenen Punkt, und dieser permanent glimmende Funke sprang sofort auf das Publikum über, das leidenschaftlich mitfieberte.

„Es hilft uns enorm, dass wir als Gruppe harmonieren. Wenn da mal ein Fehler passiert, dann fällt das Team nicht gleich auseinander“, sagte Kaweh Niroomand. Es gab Szenen gegen Moers, die Willen und Kampfkraft des SCC auch für Nicht-Volleyball-Sachverständige verdeutlichten. Zum Beispiel Mitte des zweiten Satzes: Da jubelten die Moerser bereits über den Punkt zum 16:16-Ausgleich, missachteten dabei aber völlig, was auf der anderen Seite des Netzes Wundersames passierte. Da holte nämlich Prüsener den schier aussichtslosen Ball zurück ins Spiel – regelkonform mit dem Fuß, aus Abwehr wurde Angriff, den Skach mit dem 17:15 gegen verdutzte Moerser abschloss. Prüseners trockener Kommentar später: „Fußball macht doch auch Spaß.“

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