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Funkenflug. Die Berliner feierten am Sonntagabend ihren Triumph.

© dpa

Volleyball: Feierpause bei den BR Volleys

Der Berliner Volleyballklub jubelt nur kurz über den souveränen Pokalsieg – die Meisterschaft hat Priorität.

Von Johannes Nedo

Besondere Erfolge bringen besondere Talente zum Vorschein. Als die Spieler der BR Volleys in der Nacht von Sonntag auf Montag ihren Pokalsieg in einer Mannheimer Bar feierten, stellte sich Robert Kromm auch hinter den Tresen. Der Berliner Kapitän mixte ein paar Cocktails, verteilte sie, ohne etwas zu verschütten, an seine Mitspieler und bewies so, dass er auch als Barkeeper eine gute Figur abgeben würde.

„Es ist doch klar, dass wir nicht zu sehr feiern“

Ähnlich souverän hatten sich Kromm und seine Teamkollegen zuvor während des Finals präsentiert. So befreite die Mannschaft von Trainer Roberto Serniotti den Klub von dem Makel, den Pokal nicht mehr gewinnen zu können. 16 Jahre lag der letzte Triumph zurück. Dass die Berliner gegen den TV Bühl zudem klarer Favorit waren, hatte den Druck nur gesteigert. Wie das Team mit den hohen Erwartungen und der ungewohnten Kulisse umging, war dann schon beachtlich. Sie ließen sich von den 12.000 Zuschauern in der Mannheimer Arena, der größten Besucherzahl bei einem Volleyballspiel in Deutschland, nicht verunsichern, dominierten das Finale und siegten mit 3:0.

Doch so sehr allen Berlinern danach anzusehen war, wie sehr sie diesen Erfolg genossen, ausschweifend und exzessiv verlief die improvisierte Party der Volleys nicht. „Es ist doch klar, dass wir nicht zu sehr feiern“, sagte Paul Carroll. Denn der Außenangreifer weiß, dass sich dieser Titelgewinn auf zweierlei Art und Weise auf die letzte Saisonphase auswirken kann.

Der Pokalsieg soll die Zweifel wegfegen

Einerseits könnte der vierte Pokalsieg der Mannschaft einen zusätzlichen Schub geben. Sie könnte daraus noch mehr Sicherheit ziehen, nachdem sie in den vergangenen Wochen auch einige Leistungsschwankungen gezeigt hatte. Die Niederlagen in der Liga gegen Bühl Ende Januar und besonders zu Hause gegen Friedrichshafen kurz darauf hatten Zweifel aufkommen lassen, wie konstant die Mannschaft ihr Niveau halten kann. Auch die überraschende Pleite vor zwei Wochen im CEV-Cup gegen den finnischen Klub Valepa Sastamala irritierte die Verantwortlichen im Verein. Der Pokalsieg könnte all diese Zweifel nun hinwegfegen.

Andererseits birgt er auch Gefahren. Carroll hat schon erlebt, wie trügerisch diese Zufriedenheit sein kann. Als er 2011 mit Unterhaching den Pokal gewann, hätten sich danach alle von dem Triumph einlullen lassen, sagte er: „Und dann sind wir in der Liga im Halbfinale ausgeschieden.“ Auch in der derzeitigen Situation könnten die Volleys empfänglich sein für zu viel Zufriedenheit. Der erste Titel ist geholt, in der Liga sind sie Tabellenführer mit sechs Punkten Vorsprung auf Friedrichshafen. Aus den verbleibenden drei Spielen der Hauptrunde reichen ihnen vier Punkte, um als Erster in die Play-offs zu gehen. Da könnte leicht der Schlendrian einziehen.

Am Donnerstag wartet ein schweres Spiel im CEV-Cup

So sehr Serniotti stets die Professionalität seiner Spieler lobt, will der Italiener nun auch zu großer Unbeschwertheit entgegenwirken. Er tut dies, indem er schon Sonntagnacht Videos des nächsten Gegners studierte. Am Donnerstag müssen die Berliner in der Schmeling-Halle ein 1:3 gegen Sastamala wettmachen, um noch das Halbfinale des CEV-Cups zu erreichen. Die Verantwortlichen der Volleys haben zuletzt immer betont, dass sie drei Titel in dieser Saison anstreben. „Um das zu erreichen, müssen wir unbedingt die Kontrolle und die Konzentration behalten“, sagte Serniotti.

Denn nach der angestrebten Aufholjagd gegen die Finnen folgen zwei schwere Auswärtsspiele in Frankfurt und Lüneburg. Sollten die Partien verloren gehen, wäre die Hochstimmung schnell dahin. Deswegen begrüßt es Serniotti auch, dass seine Spieler nach dem Pokalsieg nicht über die Stränge schlugen. „Wenn wir das letzte Spiel der Saison gewinnen, dann können wir so richtig feiern.“

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