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Sport: Volleyball: Nachbeben am Hardtberg

Es ist schwer, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, wenn einen die Vergangenheit beschäftigt. Zwölf Tage ist es her, seit es bei der Meisterfeier des VfB Friedrichshafen zum Eklat kam: Trainer Stelian Moculescu verließ genau in dem Moment wutschnaubend die Halle, als Publikumsliebling Holger Kleinbub nach zehn Jahren im Verein verabschiedet wurde.

Es ist schwer, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, wenn einen die Vergangenheit beschäftigt. Zwölf Tage ist es her, seit es bei der Meisterfeier des VfB Friedrichshafen zum Eklat kam: Trainer Stelian Moculescu verließ genau in dem Moment wutschnaubend die Halle, als Publikumsliebling Holger Kleinbub nach zehn Jahren im Verein verabschiedet wurde. Moculescu hatte den "Volleyballer des Jahres" zuvor in den Finalspielen auf die Bank verbannt, ihr Verhältnis war gestört. Moculescus Verhalten rief wiederum VfB-Geschäftsführer Karl Schöllhorn auf den Plan, der erregt Moculescus Umgangsformen monierte und mehr Selbstbeherrschung einforderte. "Wir sind nicht der FC Moculescu" - dieses Statement von Schöllhorn klingt nach.

Inzwischen hat sich der Zwist zum Machtkampf zwischen dem Trainer und dem Geschäftsführer ausgeweitet. Was das mit der Europameisterschafts-Qualifikation zu tun hat, bei der die deutsche Nationalmannschaft von heute bis Samstag in der Bonner Hardtberghalle auf Lettland, Spanien und die Slowakei trifft? Ganz einfach: Moculescu ist neben seinem Job in Friedrichshafen auch noch Bundestrainer, Kleinbub ist als Kapitän der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) ebenfalls in exponierter Stellung. Da wundert es nicht, dass die Nachbeben der Eruption vom Bodensee auch bei der Vorbereitung zu diesem Pflichttermin zu spüren waren. Vor allem, weil Moculescu vier Tage nach dem Titelgewinn in München Gespräche mit Peter Kleinmann, Manager des österreischischen Meisters Hotvolley Wien, geführt hatte. Der Inhalt? "Kein Kommentar!", sagt Moculescu. Seine Zukunft in Friedrichshafen? "Kein Kommentar!" Die Differenzen mit Schöllhorn: "Kein Kommentar!" So viel dann aber doch: "Außer mit dem Kassierer habe ich in Friedrichshafen mit keinem Probleme."

Konstruktiver waren da schon die beiden Siege in den drei Vorbereitungsspielen gegen Bulgarien. Moculescus Erkenntnis: Junge Leute wie der Berliner Zuspieler Ilja Wiederschein oder der Unterhachinger Diagonalangreifer Michael Mayer machen den Etablierten Druck. "Sie haben wirklich sehr gut gespielt", sagt Moculescu, der sich freut, "einige Alternativen zu haben". Auf der Liberoposition nominierte er den Berliner Vincent Lange und ließ den Wuppertaler Frank Bachmann außen vor, was der gebürtige Rumäne als "schwerste Entscheidung, seit ich Bundestrainer bin" einstufte.

Auch Holger Kleinbub wurde aus dem Kader für Bonn gestrichen. Der Kapitän spielt in den Planungen des Bundestrainers derzeit keine Rolle. Die Aussichten der deutschen Auswahl vor dem heutigen Auftaktspiel gegen Lettland scheinen schwer kalkulierbar. Nach den ersten drei Begegnungen in der Slowakei stehen Moculescus Männer mit einem Sieg auf Rang zwei. Die vier Ersten und die beiden besten Zweiten schaffen den Sprung zur EM. Kein leichtes Unterfangen, doch der Heimvorteil könnte helfen. Wie man die Kulisse zum Höhenflug nutzt, bekommen die Volleyballer derzeit von den deutschen Eishockey-Spielern vorgeführt. Moculescus Vorgabe könnte auch vom Eishockey-Bundestrainer Hans Zach stammen: "Wenn die Jungs nicht großartig nachdenken und sich ihre Lockerheit bewahren, kommt der Rest von allein."

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