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Sport: Vom ersten Tag an Vollgas

In Imola geht es für Michael Schumacher und Ferrari schon fast um alles

Manchmal lassen Notsituationen ganze Tage in einem anderen Licht erscheinen. Ferrari zum Beispiel hat ganz plötzlich eine große Zuneigung zum Freitag entwickelt, jenem in Formel-1-Kreisen eher ungeliebten Einrolltag an einem Rennwochenende. Der Rennstall des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher nutzte den ersten Trainingstag beim Grand Prix von San Marino, um seine Ambitionen auf den ersten Saisonsieg kundzutun. Seit Wochen fiebert Ferrari auf den Start der Europa-Saison in Imola hin, wo die WM für das italienische Team nach eigenem Bekunden erst richtig beginnt.

Schon im ersten Trainingsdurchgang war Schumacher in letzter Minute mit viel Einsatz und vermutlich wenig Benzin an Bord die deutlich schnellste Runde des Tages gefahren. In der zweiten Stunde musste er sich dann zwar am Ende Weltmeister Fernando Alonso geschlagen geben, war aber trotzdem sehr zuversichtlich. „Es gibt keinen Grund für Pessimismus. Unsere Verbesserungen am Auto funktionieren, die Reifen sind gut“, sagte der 37-Jährige. „Das Auto ist einfach schneller und effizienter.“ Ziel sei es nun, um die Poleposition und den Sieg mitzufahren – „und ich glaube auch, dass wir das schaffen können“.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat Ferrari in den vergangenen Wochen großen Aufwand betrieben und das halbe Auto modifiziert. Eine neue Motorausbaustufe soll in Imola ein deutliches Leistungsplus bringen, zudem wurden Aufhängung, Front- und Heckflügel verändert sowie die Aerodynamik generell verfeinert.

Dennoch hat der Freitags-Auftritt bei der Konkurrenz noch nicht die gewünschte Wirkung erzielt. „Lasst uns erst mal abwarten, wie sich das im Laufe des Wochenendes entwickelt“, meinte Renault-Pilot Alonso gelassen, „jeder weiß doch, dass es nicht so schwierig ist, am Freitag starke Zeiten zu produzieren, wenn man das unbedingt will.“

Schumacher und Ferrari wollten dies wohl unbedingt. Für sie stellt das Rennen in Imola die große Bewährungsprobe dar. Nach den beiden großen Enttäuschungen von Malaysia und Australien fordert nicht nur die italienische Presse jetzt einen Sieg – alles andere wäre nicht genug. Ganz unschuldig ist Ferrari an dieser Erwartungshaltung nicht. Nach den Tests in Barcelona in der vergangenen Woche hatte Schumacher stolz verkündet, er sei „sehr zuversichtlich“, dass man für alle Probleme Lösungen gefunden habe. In Imola muss das einstige Weltmeisterteam jetzt den Beweis dafür erbringen.

Allerdings müsste selbst ein Sieg beim Heimrennen zwangsläufig noch keine Trendwende bedeuten. „Ich habe eigentlich kein großes Problem damit, wenn Michael hier gewinnt“, sagt der Weltmeisterschaftsführende Alonso. „Letztes Jahr war Ferrari hier auch sehr stark, aber es kommen auch wieder andere Strecken.“ Worauf der Spanier anspielt: Die Charakteristik des Autodromo Dino e Enzo Ferrari ist offenbar so besonders, dass das Abschneiden hier kaum Rückschlüsse auf den weiteren Saisonverlauf zulässt. Das weiß auch Michael Schumacher. „Für mich ist Imola kein Schicksalsrennen“, stellt er klar. „Höchstens insofern, als dass von jetzt an jedes Rennen wichtig ist.“ Und jeder Freitag.

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