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Sport: Vom Inferno ins Paradies

Von Vincenzo Delle Donne Cesare Maldini ist 70 Jahre alt und seit 50 Jahren im Fußballgeschäft. Am Mittwoch aber hat er sich gefreut wie ein Kind über das 3:1 gegen Slowenien, mit dem Paraguay in das WM-Achtelfinale gegen Deutschland einzog.

Von Vincenzo Delle Donne

Cesare Maldini ist 70 Jahre alt und seit 50 Jahren im Fußballgeschäft. Am Mittwoch aber hat er sich gefreut wie ein Kind über das 3:1 gegen Slowenien, mit dem Paraguay in das WM-Achtelfinale gegen Deutschland einzog. „Es war einer der schönsten Momente meines Lebens“, schwärmte der italienische Fußballtrainer in Paraguays Diensten. „In nur einer halben Stunde sind wir vom Inferno zum Paradies aufgestiegen.“ Der mehrfache Großvater Maldini hüpfte auf und ab und herzte seine Spieler. Momente wie diese zeugen davon, dass Maldini noch immer einen Riesenspaß am Fußball hat.

In Italien wird Cesare Maldini liebevoll „Cesarone“ genannt, der große Cäsar. Er ist so etwas wie der große alte Mann des italienischen Fußballs. Er liebt Herausforderungen. Etwa den Job in Paraguay. Sein Vorgänger Sergio Markarian war trotz geschaffter WM-Qualifikation entlassen worden. Maldini erhielt erst nach langen Diskussionen eine auf ein halbes Jahr begrenzte Arbeitsgenehmigung.

Maldini begann seine Karriere 1954 beim AC Mailand. Als Kapitän gewann er 1963 den Europapokal der Landesmeister. Sein Talent als Fußballer hat der aus Triest stammende Maldini an seinen Sohn Paolo vererbt, den Kapitän der aktuellen italienischen Nationalmannschaft. Papa Cesare widmete sich zuletzt vor allem den Junioren. Dreimal hintereinander (1992, 1994, 1996) führte der grau melierte Herr die italienische U 21 zum Gewinn der EM. 1996 übernahm er dann als Cheftrainer die A-Mannschaft. Doch ausgerechnet bei seiner ersten WM 1998 in Frankreich verließ ihn das Glück. Im Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich schieden die Italiener im Elfmeterschießen aus. Maldini musste zurücktreten. Damals war ihm ein Fehler unterlaufen: Er ließ sich den verletzten Alessandro Del Piero für das wichtige Frankreich-Spiel aufzwingen, obwohl Roberto Baggio in sehr viel besserer Form war.

Vorbei und vergessen. Vier Jahre später ist Maldini wieder bei einer WM. Im Achtelfinale sieht sich der „Opa der Trainergilde“ („Gazzetta dello Sport“) keinesfalls als Außenseiter. „Ich weiß nicht, ob wir gegen Deutschland gewinnen werden“, sagt er, „aber wir werden alles unternehmen, um es zu schaffen.“ Vor dem Spiel stand Maldini noch kurz vor der fristlosen Entlassung. Jetzt ist gar von Vertragsverlängerung die Rede.

Die neue Wertschätzung schmeichelt dem Italiener. Wird er die Offerte annehmen, so sie denn kommt? „Man soll niemals nie sagen“, antwortet Maldini. „Wenn du in Südamerika gewinnst, vergöttern sie dich, wenn du verlierst, lynchen sie dich.“ Maldini weiß, dass er immer an seinen Schreibtisch beim AC Milan zurückkehren kann. Der Klub schätzt ihn als Talentspäher. Und der italienische Verband, der ihn vor vier Jahren vor die Tür gesetzt hat? Maldini lacht. Für seinen Sohn freut er sich, dass Italien noch das Achtelfinale erreicht hat. Und ihm selbst ist mit Paraguay eine schöne Rückkehr auf die internationale Bühne gelungen.

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