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Spaß auf unruhigem Arbeitsplatz. Nach dem Sieg gegen Valencia hatte Felix Magath gut lachen. Doch das könnte ihm bald vergehen: Trotz Vertrags bis 2013 wird Schalke 04 den Trainer möglicherweise bald vor die Tür setzen. Foto: dapd

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Sport: Von der Autokratie zur Ottokratie?

Schalke 04 will Trainer Felix Magath anscheinend am liebsten sofort ersetzen – Rehhagel soll einspringen

Vordergründig war es ein wunderbarer Abend für den FC Schalke 04. Die Mannschaft feierte am Mittwoch gemeinsam mit den Fans den 3:1-Sieg gegen den FC Valencia und den Einzug ins Viertelfinale der Champions League. Das schunkelnde Schalke präsentierte sich als starke Gemeinschaft. Sogar Trainer Felix Magath, der zuletzt mächtig unter Druck geraten war, zeigte sich hochzufrieden, auch wenn er wie gewohnt längst in den Katakomben verschwunden war, als die anderen noch draußen feierten.

Am nächsten Morgen gab es für den umstrittenen Trainer und Manager allerdings schlechte Nachrichten. Einige Zeitungen riefen in Erinnerung, was schon am Spieltag kolportiert worden war: Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann Magath das Feld räumen müsse. Der Ton wurde sogar noch schärfer. „Wir müssen die Reißleine ziehen, völlig unabhängig von der Champions League. Im ganzen Verein brennt es lichterloh“, sagte Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies dem „Kicker“.

Magath verfolgt derweil weiter die Strategie, alles an sich abprallen zu lassen. Von einer geplanten Entlassung wisse er nichts, und er sehe auch keinen Grund, sich damit zu befassen, sagte er am Donnerstag. Anderslautende Medienberichte „nehme ich nicht so ernst“, sagte Magath, der auch Vorstandsmitglied ist. „Ich verhalte mich korrekt und mache meine Arbeit, so gut ich kann. Das werde ich auch in Zukunft tun.“

Am Montag kommt der Aufsichtsrat zusammen. Noch am Donnerstagabend teilte der Klub auf seiner Homepage mit, dass Tönnies „für das Wochenende“ Magath „zu einem intensiven Gespräch eingeladen“ habe. „Ich habe in den letzten Tagen immer gesagt, dass das Spiel gegen Valencia absolute Priorität hat. Jetzt, nach unserem tollen Sieg, können wir uns wieder anderen Dingen zuwenden, die in letzter Zeit aufgelaufen sind. Ich bin nicht sein Kontrahent, sondern sein Kontrolleur. Deshalb lade ich Felix Magath zu einem klärenden Gespräch unter Männern ein“, wird Tönnies zitiert.

Intern werden Magath ein zu autoritärer Führungsstil und übersteigertes Machtstreben vorgeworfen. Von einem „verlorenen Jahr“ und von „sozialer Inkompetenz“ ist die Rede. Für den Fall, dass es rasch zu einer Trennung kommt, steht nach Medienberichten Otto Rehhagel als Übergangstrainer bereit. Der 72 Jahre alte Fußball-Lehrer im Ruhestand könnte die Mannschaft für den Rest der Saison übernehmen, damit Schalke Zeit für die Suche nach einem neuen Trainer gewinnt, der Anforderungskriterien wie „jünger“, „moderner“, „kommunikativer“ erfüllt. Von der Autokratie zur Ottokratie – das würde zum Theater auf der Volksbühne Schalke 04 passen.

Magath hatte sich am gestrigen Abend nicht weiter geäußert. Er verweist auf sein bis 2013 gültiges Anstellungsverhältnis: „Warum sollte man darüber reden, mit mir weiterzumachen? Das ergibt sich doch aus dem Vertrag.“ Diese formale Deutung hatte er nach dem Champions-League-Spiel mit folgender Aussage garniert: „Mir war klar, dass es kein ruhiges Arbeiten wird.“ Die rauschende Nacht gegen Valencia habe aber wieder gezeigt: „Auch unruhiges Arbeiten kann viel Spaß machen.“

Laut Schalke-Satzung kann der Aufsichtsrat ein Vorstandsmitglied mit einem Zweidrittelbeschluss abberufen. Allerdings muss er zu einer Anhörung geladen werden. Das könnte mit dem Gespräch am Wochenende „unter Männern“ erfüllt sein. Derweil hat der Klub am Freitag zur Pressekonferenz vor dem Spiel am Samstag gegen Frankfurt geladen. Dort heißt es: „Als Gesprächspartner steht Chef-Trainer Felix Magath zur Verfügung.“

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