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Ein Pferd für

© dpa

Sport: Von edlem Geblüt

WETTKAMPF DES TAGES: Zara Phillips rangiert in der britischen Thronfolge auf Platz 14. Beim Finale der Vielseitigkeitsreiter will sie weiter vorne landen.

Der Name von Zara Phillips’ Pferd ist schon mal standesgemäß. High Kingdom heißt der elfjährige Wallach, auf dem sich die Tochter von Prinzessin Anne und deren erstem Ehemann Mark Phillips gestern in den olympischen Geländeritt der Vielseitigkeitsreiter stürzte. Nach der Dressur am Wochenende stand der zweite Teil des Wettbewerbs auf dem Programm – und kaum jemand freute sich darauf so sehr wie die Frau, die im offiziellen Thronfolge-Ranking des britischen Königshauses an Nummer 14 geführt wird. Das lag an der freiheitsliebenden Zara Phillips selbst, die die Etikette der Monarchie in ihrer wilden Jugend gerne mal ignoriert hat. Vor allem aber freute sich die 31-Jährige, das begehrteste Objekt der Fotografen auf dem olympischen Reitgelände, für ihr Pferd High Kingdom.

Denn die Dressurprüfung ist für ihr Pferd wie für viele Schüler die Mathestunde: vorgegeben, aber durchaus verzichtbar. Im Viereck werden Pferd und Reiter vor allem Beherrschung und Stil abverlangt. In dem Punkt muss High Kingdom aber noch einiges dazulernen, die olympischen Ausritte im kurvenreichen Gelände des Greenwich Park sind dagegen ganz nach seinem Geschmack. „Er ist gelangweilt von der Dressur und will jetzt rauskommen“, sagte Zara Phillips vor dem Geländeritt, in den die Britin nach der Dressur als 24. der Einzelwertung und auf Rang drei mit dem britischen Team gestartet war.

Heute Vormittag ab 11.30 Uhr steht dann der letzte und entscheidende Teil des Reiter-Triathlons auf der Agenda, das Springen. Die deutschen Vertreter Ingrid Klimke, Dirk Schrade, Sandra Auffarth und Michael Jung gehen als Führende in das Finale des Wettbewerbs. Doch auch die deutschen Vielseitigkeitsreiter kommen dabei nicht um einen Kommentar zu Zara Phillips herum.

Schließlich reitet das aktuelle Opfer der versammelten englischen Boulevardpresse nicht nur mit Heimvorteil durch den Greenwich Park, sondern auch als Lieblingsenkelin der pferdesportbegeisterten Queen. Der Konkurrenz fällt Phillips royaler Hintergrund aber schon lange nicht mehr auf. „Das merkt man ihr überhaupt nicht an“, findet etwa die 44-jährige Klimke und betont: „Sie ist unheimlich locker und witzig.“ Während Welt- und Europameister Michael Jung an Phillips noch etwas anderes schätzt: „Sie hat den Presserummel, so haben wir jetzt mehr unsere Ruhe.“

Für ihn selbst sei der Kontakt zur royalen Kollegin nichts Besonderes mehr. „Sie ist ja schon lange dabei, und wir sind schon häufiger auf denselben Wettkämpfen geritten“, sagt Jung. Und so wie der 30-Jährige hat auch Zara Phillips bereits einige Titel gesammelt: 2005 gewann sie den EM-Titel im Einzel, im Jahr darauf holte sie bei der WM in Aachen Silber mit der Mannschaft und Gold im Einzel. Nur Olympia stand für die blonde Frau bislang unter einem schlechten Stern.

Sowohl 2004 als auch 2008 musste sie passen, weil sich ihr damaliges Pferd Toytown – aus dem Stall der Queen stammend – einmal am Bein verletzte und einmal das Schlüsselbein brach. Vor dem olympischen Heimspiel ist endlich mal nichts schiefgegangen: Zara Phillips ist dabei, Gatte Mike Tindall, ein in Großbritannien berühmter Rugbyspieler, und Mama Anne, mit extravaganter Kopfbedeckung auf dem Haupt, sehen ihr bei ihren Auftritten zu. Die Tochter schwärmt dazu brav: „Es ist ein fantastisches Gefühl, ein Teil der olympischen Familie zu sein und für mein Land zu reiten.“

In der Vergangenheit wurde Zara Phillips oft als „Royal Rebel“ bezeichnet, und Fragen zur Großmutter, die ihre sportliche Enkelin so schätzt, beantwortet sie gerade bei ihrem viel beachteten Olympia-Debüt nur sehr ungern. „Auch die Königin ist sehr stolz auf mich. Überhaupt steht meine Familie immer hinter mir“, erklärt die Vielseitigkeitsreiterin, die auf Wunsch ihrer Eltern keinen Adelstitel trägt. Und auch über ein persönlich wichtiges Vorhaben im Greenwich Park spricht sie noch. „Ich hoffe“, sagt Zara Phillips, „dass ich mehr Glück als Mum habe.“ Ihre Mutter, früher ebenfalls eine Vielseitigkeitsreiterin, war bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal vom Pferd gefallen und am Ende auf Goodwill nur 24. geworden.

Zara Phillips machte es gestern besser: Vor 15 000 ihr zujubelnden Zuschauern absolvierte sie den Parcours ohne Schwierigkeiten und wurde Zehnte. Mit dem britischen Team geht sie auf dem zweiten Platz in das heutige Springen. Eine Medaille für das Königshaus ist also in Reichweite.

Die 31-Jährige ist die Enkelin

der Queen – und der Liebling der englischen Presse

Die deutsche Mannschaft

liegt vor dem abschließenden

Springen in Führung

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