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Vorne weg. Fernando Alonso ist der erste Fahrer, der in dieser Saison zum zweiten Mal ein Rennen gewinnen konnte. Foto: dpa

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Sport: Von elf auf eins

Alonso gewinnt Grand Prix in Valencia, Schumacher rast auf Rang drei.

Sebastian Vettel warf wütend seine Handschuhe gegen eine Begrenzungsmauer, Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey vergrub minutenlang verzweifelt den Kopf in beiden Händen. Lange Zeit sah Sebastian Vettel, der Formel-1-Weltmeister, im Red Bull wie der sichere Sieger des „Großen Preis von Europa“ in Valencia aus. Dann rollte der Deutsche mitten auf der Strecke einfach aus und fuhr zur Seite. Sein Auto war defekt.

Fernando Alonso dagegen kam ins Ziel, und als er die Ziellinie überquerte, flippten sie auf den Rängen fast aus. Der Spanier hatte seinen Heim-Grand-Prix gewonnen, er hatte sich von Platz elf auf Rang eins vorgearbeitet. Der Finne Kimi Räikkönen wurde Zweiter. Aber die wichtigste Personalie nach Alonso war die von Michael Schumacher. Der siebenmalige Weltmeister raste als Dritter ins Ziel. Und damit stand er endlich wieder auf dem Podest. Von dieser Position aus hatte er den Massen zuletzt 2006 bei seinem Sieg in China zugewunken.

Ferrari-Pilot Alonso ist nicht nur der erste Fahrer, der 2012 zum zweiten Mal triumphiert, er übernahm auch die WM-Führung. „Wir erleben in Spanien im Moment schwierige Zeiten. Es ist kaum in Worte zu fassen, wie ich mich fühle“, verkündete er hoch emotional.

Aus der Pole-Position war Vettel vom Start weg davongerast; nach neun Runden hatte er bereits zehn Sekunden Vorsprung auf den Briten Lewis Hamilton, der sich dann sogar dem lange drängelnden Romain Grosjean im Lotus beugen musste. Aber auch der Franzose konnte Vettels Tempo nicht mitgehen. Als der Weltmeister zum ersten Mal in die Box kam, ebenso wie Grosjean in Runde 15, betrug sein Vorsprung 15 Sekunden.

Doch dann kam nach einigen Kollisionen, die Trümmerteile auf der Strecke hinterließen, in Runde 28 das Safety-Car heraus, fast 20 Sekunden Führung von Vettel waren weg. Wenigstens schaffte er es, beim Re-Start vorne zu bleiben, doch auch diese Freude währte nur kurz. Direkt nach dem Neustart blieb der Red Bull stehen: Lichtmaschinen-Probleme. „Warum es diese Probleme gab, wissen wir noch nicht genau“, sagte Vettel schwer enttäuscht. Das Safety-Car habe aber auch eine Rolle gespielt. „Man hat gesehen, dass wir bis dahin ungestört davonziehen konnten. Das Safety-Car hätte man sich sparen können.“

Alonso, der im Training als Elfter noch enttäuscht hatte, schaffte das Wunder. In einer starken Aufholjagd hatte er sich bald auf Rang vier gearbeitet, dann nutzte er ein massives Problem von Hamilton bei dessen Boxenstopp und fuhr auf Rang drei. Bei McLaren, Hamiltons Team, war wieder einmal ein Wagenheber kaputt gegangen. Die Pannenserie bei McLaren in dieser Saison nimmt bemerkenswerte Ausmaße an.

Beim Re-Start in der 34. Runde quetschte sich dann Alonso zum Jubel der Fans an Grosjean vorbei, und als in der gleichen Runde Vettel stehen blieb, übernahm der Spanier die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab.

Michael Schumacher profitierte davon, dass Pastor Maldonado in der vorletzten Runde im Kampf um Platz drei Lewis Hamilton berührte und den Briten von der Strecke bugsierte. „Ich habe nicht ans Podest gedacht“, sagte der siebenmalige Weltmeister. „Am Ende des Rennens fragte ich, welchen Platz ich belege. Ich dachte, ich bin Siebter oder Achter. Ich war in der Endphase des Rennens so beschäftigt, dass ich einfach nicht mitgezählt habe.“ Auch Schumacher waren Emotionen anzumerken. „Das sind Momente, die man sehr stark genießt.“

Zweitbester Deutscher wurde Nico Hülkenberg, der mit Rang fünf sein bestes Saisonergebnis hatte. Nico Rosberg wurde Sechster, und das in einem Rennen, in dem er den Start verpatzt hatte und scheinbar aussichtslos zurücklag. „Was für ein Rennen“, sagte er kopfschüttelnd. „Zeitweise hatte ich gedacht, ich lande auf Platz 15.“

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