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Vor dem Halbfinale: Italien beschwört "Geist von 1982"

3:1 hatte Italien Deutschland im WM-Finale von 1982 geschlagen; 2006 denken viele Italiener an das denkwürdige Erlebnis zurück.

Dortmund - Deutschland gegen Italien. Ein Duell. Ein Klassiker. Und ein zuverlässiger Lieferant für Legenden, «Geister» und «Komplexe». Vor dem WM-Halbfinale am Dienstag in Dortmund (21.00 Uhr, live im ZDF und bei Premiere) werden sie jetzt wieder erzählt, beschworen oder verniedlicht. Die Italiener bauen auf den «Geist von 1982». Damals reiste die «Squadra Azzurra» auch mit einem Ligaskandal zum WM-Turnier nach Spanien, startete schwach ins Turnier, gewann aber schließlich im Finale mit 3:1 gegen Deutschland.

Auch die Halbfinalpartie zwischen beiden Mannschaften bei der WM 1970 in Mexiko ist immer wieder Thema. Bei einem der besten WM-Spiele aller Zeiten setzten sich die Italiener mit 4:3 nach Verlängerung durch. Beide Partien verleiteten die «La Gazzetta dello Sport» zu der Feststellung: «Seit dem legendären 3:4 bei der WM 1970 und dem 1:3 im Finale 1982 gegen uns haben die Deutschen einen Minderwertigkeitskomplex.»

Von einem Komplex kann bei der deutschen Nationalmannschaft von heute keine Rede sein. Nach dem überzeugenden, wenngleich etwas glücklichen, Viertelfinalsieg gegen Argentinien (5:3 nach Elfmeterschießen) strotzt die Truppe von Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor Selbstbewusstsein. Die Mannschaft sei fest entschlossen, den WM-Titel zu holen. «Wir haben diese Chance und wir sind zu allem fähig», sagte Klinsmann. Die bittere 1:4-Klatsche aus dem letzten Aufeinandertreffen im März in Florenz ist im DFB-Lager längst vergessen. «Darauf gehen wir überhaupt nicht mehr ein», betonte Assistenztrainer Joachim Löw.

Für Unsicherheit könnte lediglich die mögliche Sperre für Deutschlands Mittelfeldakteur Torsten Frings sorgen. Am Montag wollte die FIFA entscheiden, ob der Bremer wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit bei Tumulten nach dem Argentinien-Spiel gesperrt wird. Pikanterweise hatten italienische Fernsehsender die Bilder der Aktion von Frings gezeigt. Ansonsten kann Klinsmann für das Spiel personell aus dem Vollen schöpfen. Kapitän Michael Ballack und Stürmer Miroslav Klose können trotz Blessuren aus dem Argentinien-Spiel auflaufen.

Trotz des großen Selbstbewusstsein gehen die Deutschen mit Respekt in die Partie. «Italien ist gut organisiert im hinteren Bereich und besitzt zudem sehr gute Einzelspieler», sagte Verteidiger Christoph Metzelder. In der Tat haben die Italiener bei diesem Turnier bisher vor allem in der Defensive überzeugt. Nur ein Gegentor kassierte das Team von Marcello Lippi in den bisherigen fünf Partien - und das war ein Eigentor. Ansonsten spielte das Starensemble um Francesco Totti und Luca Toni wenig berauschend.

Vor der «neuen» deutschen Mannschaft haben sie deshalb auch Respekt. So sagte Torwart Gianluigi Buffon: «Deutschland im Halbfinale wird ein echter Brocken für uns. Jetzt brauchen wir Klasse, Mut und ein bisschen Glück.» Stürmerstar Luca Toni glaubt zwar an den Erfolg seiner Mannschaft. Es warte aber «ein ganz hartes Stück Arbeit» auf Italien: «Deutschland spielt inzwischen richtig gut. Nur mit einer Galavorstellung können wir den Finaleinzug schaffen», sagte er. Zudem tritt die Lippi-Truppe nicht in Bestbesetzung an. Verteidiger Alessandro Nesta wird wegen einer hartnäckigen Adduktorenzerrung wohl nicht spielen können und wahrscheinlich durch Marco Materazzi ersetzt, der seine Rotsperre abgesessen hat.

Dabei spricht die Statistik klar für die seit 23 Spielen ungeschlagenen Italiener. Die «Squadra Azzurra» ist eins von nur sechs Teams, gegen die Deutschland eine negative Bilanz aufweist. In insgesamt 28 Spielen gelangen sieben Siege, bei acht Unentschieden und 13 Niederlagen und einem Torverhältnis von 33:42 Toren. Bei großen internationalen Turnieren ist das DFB-Team gegen Italien sogar noch sieglos. Weder in den vier bisherigen WM-Duellen noch in den zwei späteren EM-Vergleichen gelang der Auswahl des DFB ein Erfolg.

Nur der Spielort Dortmund spricht für Deutschland. Bei bislang 14 Spielen dort gewann die Nationalmannschaft 13 mal und erzielte ein Remis. (tso/ddp)

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