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Körperspannung ist alles. Hier bejubeln im Spiel gegen Köln einige Hertha-Spieler den Führungstreffer des umringten Torschützen Vedad Ibisevic. Foto: dpa/Hilse

© dpa

Vor dem Pokalspiel bei St. Pauli: Hertha BSC schläft nicht

Hertha BSC spielt seit Wochen in der Meisterschaft am oberen Limit. Die Berliner wollen ihre starke Form auch in den Pokal transportieren.

Pal Dardai machte am Sonntag gegen zehn Uhr eine für ihn beruhigende Beobachtung. Für die Profis von Hertha BSC stand das obligatorische Spieltags-Auslaufen auf dem Programm. Ein bisschen die Muskeln lockern, den Ball etwas tanzen lassen, regenerieren, vielleicht anschließend noch in die Sauna. Die Spieler hätten es sich nach dem 2:1-Sieg am Vortag über den 1. FC Köln verdient. Aber nichts da, Herthas Trainer spürte, dass seine Spieler willig und gierig waren, ihre Körperspannung verriet ihm das. „Die Mannschaft will aktiv bleiben, wir lassen die Körper nicht einschlafen“, sagte Dardai mit strahlenden Augen.

Am Montag wird der Hertha-Tross nach Hamburg reisen, wo bereits am Dienstagabend das Pokalspiel beim Zweitligisten FC St. Pauli ansteht. Dardai vermutet, dass die Aufgabe sich leichter liest, als sie in Wirklichkeit werden dürfte. Für den Trainer geht es darum, die bisher starken Leistungen aus der Bundesliga hinüber in den Pokalwettbewerb möglichst verlustfrei zu transportieren. Spielt da aber auch die Psyche mit? Da spielt der Klub seit Wochen in der Meisterschaft am oberen Limit, er hat sich gegen Borussia Dortmund behauptet und eben mal den Tabellenzweiten aus Köln geschlagen. Und nun geht es gegen den Tabellenletzten aus der Zweiten Liga. Zwischen Hertha und St. Pauli liegen 32 Tabellenplätze. Mehr geht eigentlich kaum.

Bayernjäger sind andere, sagt Ibisevic

Bei Hertha wollen sie davon nichts hören. Schon gar nicht das Wort Bayernjäger. „Hey, es ist nicht mal November, die Saison ist jung“, sagt Kapitän und Köln-Torschütze Vedad Ibisevic, „und: Bayernjäger sind andere.“ Schön, Hertha habe gegen die bis dahin ungeschlagenen Kölner zwar ein Spitzenspiel für sich entschiedenen und muss in einer Woche bei der TSG Hoffenheim antreten, vom Tabellenstand her wieder ein Spitzenspiel. Für Manager Michael Preetz habe das aber in dieser Phase der Saison keine Aussagekraft. „Was für mich Aussagekraft hat, ist, dass wir nach acht Spieltagen schon 17 Punkte haben“, sagte Preetz. Noch nie hat eine Herthamannschaft zu diesem Saisonzeitpunkt mehr Punkte gehabt. Knapp die Hälfte der Hinrunde ist gespielt; würde Hertha in diesem Tempo weiter Punkte sammeln, wäre an Weihnachten der Klassenerhalt gesichert und am 20. Spieltag das offizielle Saisonziel von 45 Punkten erreicht.

Solcherlei Hochrechnungen taugen selten etwas, vor allem helfen sie einem im Pokalwettbewerb nicht. „Egal wo sie stehen, St. Pauli ist besser als ihr Tabellenplatz“, sagte Dardai, der auf den für die Liga gesperrten Valentin Stocker zurückgreifen wird. Leicht angeschlagen sind dagegen die beiden Innenverteidiger John Anthony Brooks und Sebastian Langkamp. „Wenn wir müssen, werden wir Lösungen finden“, sagte Dardai.

Dardai ließ bereits Elfmeterschießen üben

Bereits am Sonntagmittag gab es für sein Team die Gegnerbesprechung. „Jeder weiß, was uns dort erwartet, körperlicher Einsatz ist ganz wichtig“, sagte Dardai. Es wäre töricht, sich allein auf die spielerischen Vorteile zu verlassen, die ein Bundesligist aus der Spitzengruppe gegenüber einem abstiegsgefährdeten Zweitligisten haben sollte. Dardai: „Ich habe selten gesehen, dass man im Pokal spielerisch leicht einen unterklassigen Verein aus dem Weg räumt.“

Der Ungar weiß aus seiner aktiven Zeit, wie es ausgehen kann, wenn man die Aufgabe etwas zu leicht nimmt, auch wenn er im konkreten Fall nicht auf dem Platz stand. In der Saison 2005/06 empfing der FC St. Pauli als Drittligist die Berliner im Achtelfinale. Hertha führte 2:0 und dann noch einmal in der Verlängerung 3:2, am Ende aber gewann St. Pauli 4:3. „Wir sind damals irgendwie so dahin gefahren und haben uns mit dieser Einstellung blamiert“, sagte Dardai. Diese laxe Einstellung werde er als Trainer nicht zulassen. „In der vergangenen Saison haben wir es ganz gut hingekriegt, wir haben jedes Pokalspiel sehr ernst genommen.“ Nach Siegen über vier Zweitligisten in Folge erreichte Hertha das Pokalhalbfinale, dass dann allerdings im Olympiastadion gegen Dortmund 0:3 verloren ging. „Das wird uns heute nicht mehr passieren, wir werden den Gegner nicht unterschätzen, sondern wollen weiterkommen.“ Notfalls auch in einem Elfmeterschießen. Das hat Pal Dardai bereits üben lassen. Sicher ist sicher.

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