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McLaren

© dpa

Vor dem Start: Neue Bescheidenheit in der Formel 1

Die Formel 1 erhält zur kommenden Saison ein neues Gesicht. Technik und Kosten sollen runter gefahren werden – mehr Spannung ist das Ziel. In den Rennställen regt sich allerdings Unmut.

Die Vorstellung des neuen Ferrari in Maranello fiel vollschlank aus. Ohne große Show präsentierte der italienische Rennstallstall den neuen Dienstwagen von Weltmeister Kimi Räikkönen und Felipe Massa. Bei McLaren-Mercedes fällt die Abkehr vom aufgeblähten Ereignis noch drastischer aus. Vor einem Jahr führten die Silberpfeile ihr neues Fahrzeug noch in einer Mega-Show 250.000 Zuschauern in Valencia vor. Am heutigen Montag wurde der neue MP4-23 den Mitarbeitern der Frühschicht des Stammwerkes in Stuttgart-Untertürkheim vorgestellt. Sportlich wollen die Silberpfeile freilich große Brötchen backen und 2008 eine goldene Ära einläuten. "Man kann nicht bei Daimler und Mercedes-Benz sein, ohne zu den Besten gehören zu wollen. Das steckt sozusagen in der DNA unseres Unternehmens", sagte Mercedes-Boss Dieter Zetsche. Williams verzichtet übrigens zum ersten Mal ganz auf eine Vorstellung seines neuen Boliden.

"Für Grand-Prix-Sport beginnt neue Zeitrechnung"

Forciert hat die neue Bescheidenheit der Formel-1-Rennställe der Automobil-Weltverband Fia: Präsident Max Mosley hat für die nächsten zehn Jahre neue Regeln auf den Weg gebracht. "Für den Grand-Prix-Sport beginnt eine neue Zeitrechnung", zitiert die "Welt" den ehemaligen Ferrari-Weltmeister Jody Scheckter. Die Fia will vor allem Technik, Geschwindigkeit und Kosten reduzieren.

Die Sparmaßnahmen sind laut Fia notwendig, da sonst der Rückzug der Hersteller drohe. Diese sind nicht mehr gewillt immense Summen in die Formel 1 zu pumpen, auch wenn der Erfolg ausbleibt. So setzte erst kürzlich der Toyota-Vorstand seinem Kölner Formel-1-Ableger ein Ultimatum bis 2010. Dem Team von Tadashi Yamashima droht das Aus, wenn es nicht bald Erfolge vorweist. Mit jährlich 400 Millionen Dollar gesponsort, fährt Toyota ständig der Konkurrenz hinterher.

Fahren ohne Computersteuerung

Aus Angst vor schweren Unfällen will die Fia die Geschwindigkeit drosseln, "bevor es zu einer Katastrophe kommt", wie Mosley fürchtet. Zukünftig soll dem Fahrer selbst wieder mehr Bedeutung zukommen. "Die Zeit des Computerfahrens ist vorbei", sagt Ex-Weltmeister Niki Lauda im "Kicker". Das fahrerische Können soll ein entscheidender Faktor über Erfolg oder Misserfolg werden. "Dem Publikum ist es egal, ob Acht-, Zehn- oder Zwölfzylindermotor, Traktionskontrolle oder eine überstiegene Elektrotechnik zum Einsatz kommen. Sie wollen ihre Lieblingsfahrer in einem engen sportlichen Wettbewerb um den WM-Titel fahren sehen", glaubt Mosley.

Nachdem bereits 2007 der Einheitsreifen eingeführt wurde, werden 2008 alle Formel-1-Fahrzeuge mit einer Standardelektronik ausgerüstet. Außerdem wurde die Weiterentwicklung der Motoren für die nächsten zehn Jahre gestoppt. "Die Teams werden so auf einem einheitlichen Niveau eingefroren, das verschärft den Wettbewerb", nimmt Ex-Pilot John Watson an.

Die Umstellungen bereiten den Piloten allerdings Probleme. Bei den Wintertests waren weit mehr Dreher und Unfälle zu beobachten, als in den Jahren zuvor. "Was die Sicherheit angeht, haben wir einen Rückschritt. Es wird mehr Unfälle geben", prophezeit Ferrari-Fahrer Massa. Der richtige Einsatz der Bremse ist nun weit diffiziler als früher, als eine elektronisch gesteuerte Motorenbremse dem Fahrer die Arbeit abnahm. BMW-Teamchef Mario Theissen ist von den Neuerungen ebenfalls nicht begeistert. Die Einheitselektronik sei "ein Riesenfehler". Er beziffert die Umrüstungskosten für sein Team auf einen hohen einstelligen Millionen-Betrag.

Matthias Bossaller

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