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Das australische Team ist schon mitsamt Gepäck in  Rio eingetroffen. Die deutschen Athleten folgen, vorher haben wir einen Blick ins Gepäck geworfen.

© dpa

Vor den Olympischen Spielen: Ein Blick ins Gepäck der Athleten

Fünf deutsche Olympiateilnehmer erzählen, was sie alles mit zu den Spielen nach Rio de Janeiro nehmen.

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Extra Koffer fürs Paddel, Knieschalen und Schildkröten-Hüte. Was die deutschen Athleten mit nach Rio nehmen, ist ziemlich unterschiedlich.

Sebastian Brendel
Sebastian Brendel

© Roland Weihrauch/dpa

Sebastian Brendel, Olympiasieger 2012 im Kanu

Unsere Boote werden per Luftfracht nach Rio geschickt, in doppelter Ausführung, damit es Ersatzboote gibt. Die wichtigsten Sachen, die ansonsten heil ankommen müssen, sind meine drei Paddel und die Knieschale. Mir ist bei der WM 2011 das Paddel gebrochen, seitdem überlasse ich nichts dem Zufall. Für den Transport habe ich bei meinem Paddelhersteller einen speziellen Koffer bauen lassen. Das gibt es nicht serienmäßig, sie haben das nur für mich gemacht. Sie wollen ja auch nicht, dass noch einmal ein Paddel von mir kaputt geht. Der Koffer ist zwei Meter lang, 30 Zentimeter mal 30 Zentimeter.

Ganz wichtig ist auch meine Knieschale. Wir Canadierfahrer knien ja im Kanu, jeder hat da seine eigene Schale, die ans Knie angepasst ist. Der eine hat eine dickes Knie, der andere ein langes, der Winkel ist anders. Mit meiner Schale fahre ich seit 2012. Sie ist aus Schaumstoff, ich habe sie selbst zu Hause aus einem Block geschnitzt, mit einem Messer und einem scharfen Konservendosendeckel. Die gibt es also nur einmal auf der Welt, ich habe auch keine Reserveschale. Deshalb kommt sie ins Handgepäck, die darf ich auf keinen Fall verlieren.

Andreas Bretschneider
Andreas Bretschneider

© Wolfram Kastl/dpa

Andreas Bretschneider, Kunstturner

Ich nehme so gut wie nichts mit, nur ein paar Turntrikots und meinen Kulturbeutel. Ich konzentriere mich aufs Wesentliche. Aber zwei Dinge sind extrem wichtig. Einmal die Reckriemchen, die Handleder. Die sind speziell vom Hersteller an meine Hände angepasst, den Luxus haben nicht alle Turner. Die kommen genauso ins Handgepäck wie mein Spannungsmesser. Das ist so ein 20, 30 Zentimeter langes Ding, mit einer Stahlfeder drin, das kostet 170 Euro oder so. Das benutzen normalerweise Segler, ich glaube, die messen damit an irgendwelchen Seilen die Windstärke. Wir haben das umfunktioniert und halten das an die vier Drahtseile, mit denen die Reckständer im Boden verankert werden.

Diese Drahtseile kann man härter und weicher stellen, dadurch verändert sich die Schwingung der Reckstange. Ich turne ja meine beiden Spezialsaltos, den Bretschneider gehockt und gestreckt, das sind die beiden schwierigsten Elemente im Turnen überhaupt. Dafür brauche ich ein besonders hartes Reck – je härter es ist, desto besser kann ich mich nach oben katapultieren.

Früher hat man sich doch einfach gegen die Seile gelehnt und das abgeschätzt. Jetzt haben wir dieses Gerät, damit gehe ich kurz vor meinem Wettkampf ans Reck und stelle es so ein, wie ich es brauche. Am Gerät ist eine Skala, ich weiß nicht einmal, in welcher Einheit. Aber ich weiß, welche Werte ich brauche, die kann ich auswendig. Deswegen darf ich das auf keinen Fall verlieren. Sonst müsste ich das Reck per Hand einstellen, und damit könnte ich gar nicht umgehen. Das würde mich total rausbringen.

Marco Koch
Marco Koch

© Frank Rumpenhorst/dpa

Marco Koch, Schwimm-Weltmeister 200 Meter Brust

Für mich ist es super wichtig, ein oder zwei Kissen aus meinem Bett dabei zu haben, damit ich bequem liegen und gut schlafen kann. In Rio werde ich im Olympischen Dorf bestimmt noch Ohropax und eine Schlafbrille brauchen – aufgrund der Startzeiten der Finalläufe am späten Abend müssen wir Schwimmer unbedingt tagsüber schlafen können. Deswegen werde ich wohl auch Alufolie einpacken, um die Fenster abzudunkeln. Das ist eigentlich ganz einfach: zwei Lagen über die Fenster – dann kommt kein Licht mehr rein.

Lisa Unruh
Lisa Unruh

© Bernd Thissen/dpa

Lisa Unruh, Hallenweltmeisterin im Bogenschießen

Alles, was ich brauche, ist in meinem Bogenkoffer. Der Bogen, meine Wettkampfpfeile, mein Spektiv, das ist so ein Fernrohr, um zu sehen, wo ich hingeschossen habe.

In den Koffer kommt auch mein Hut. Den brauche ich unbedingt, damit mich die Sonne im Wettkampf nicht blendet. Das ist so ein Anglerhut, den habe ich mir schon vor Jahren spontan mal irgendwo im Ruhrgebiet gekauft. Der hat nicht mehr als 15 Euro gekostet, aber er ist eigentlich unersetzbar. Wenn ich ihn verlieren würde, das wäre doof. Klar, ich könnte mir einen neuen Hut kaufen. Aber dann wäre vielleicht die Krempe zu groß oder er würde zu locker sitzen und mir wegfliegen, wenn es windig wird.

Die Krempe ist von der Breite her perfekt, außerdem ist sie weich. Einen Hut mit größerem, festem Schirm, ein Basecap oder so kann ich beim Schießen nicht benutzen. Da wäre der Schirm der Sehne im Weg.

Der Hut ist leider nicht besonders schön. Aber was soll’s, er ist praktisch. Und beige passt irgendwie auch zu mir, einen roten Hut hätte ich mir sicher nicht zugelegt. Ich bin eher so der schlichte Typ.

Kai Kazmirek
Kai Kazmirek

© Michael Kappeler/dpa

Kai Kazmirek, Zehnkämpfer

Als Zehnkämpfer reist man immer mit schwerem Gepäck. Für jede der zehn Teildisziplinen habe ich ein paar Schuhe, dazu muss ich mich absichern, falls ein Paar kaputt geht. Meine Hochsprungschuhe sind zum Beispiel sehr speziell – da nehme ich lieber zwei Paar mit. Mit Badeschlappen, Joggingschuhen und so weiter werde ich Rio also mit knapp 20 Paar Schuhen anfliegen. Außerdem müssen Geräte mit: zwei bis drei Speere, zwei bis drei Disken, sechs bis sieben Stäbe für den Stabhochsprung. Die ganze Ausrüstung reist mit mir, das Einchecken ist immer ein Riesenakt und sieht sehr lustig aus. Die Leute fragen immer: Was ist das alles?

Mit der offiziellen Teamkleidung komme ich wahrscheinlich auf drei große Koffer – und die ganzen Gerätschaften zusätzlich. Ich nehme auch eine Kühlweste mit, um zwischen den einzelnen Disziplinen den Körper runterzukühlen.

Und Babybrei, der schnell in den Magen geht und schnell zu verdauen ist. Ich packe alle möglichen Sorten ein, süße und herzhafte, ich weiß ja vorher nicht, worauf ich zwischen zwei Disziplinen Appetit habe.

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