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Alle sind wir da, außer ... Dieses Mal wird Präsident Gegenbauer den Mitgliedern einiges zu erklären haben.

© dpa

Vor der Mitgliederversammlung: Herthas verlorene Kandidaten

Schon vor der Wahl einer neuen Hertha-Vereinsführung auf der Mitgliederversammlung am 29. Mai muss Präsident Werner Gegenbauer einige Rückschläge einstecken.

Ganz gleich, wie das Relegationsrückspiel am Dienstag in Düsseldorf ausgehen wird, ob Hertha BSC nun die Klasse hält oder in die Zweite Liga runter muss, über das Wohl und Wehe des Berliner Fußballklubs wird am 29. Mai entschieden. An diesem Tag findet die Mitgliederversammlung statt, sie war wegen der Relegationsspiele von Anfang Mai um drei Wochen nach hinten verschoben worden.

Auf der Tagesordnung steht die Wahl eines neuen Präsidiums. Für das Amt des Präsidenten, das faktisch mächtigste Amt im Hertha-Universum, gibt es wie vor vier Jahren bei der vergangenen Wahl nur einen Kandidaten, den Amtsinhaber Werner Gegenbauer. Der 61 Jahre alte Unternehmer war schon 2008 ohne Gegenkandidat mit 77,8 Prozent der Stimmen gewählt worden – allerdings in einem für den Verein sehr viel ruhigeren Umfeld. Sollte Gegenbauer im ersten Wahlgang nicht die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen auf sich vereinen können, würde es zu einem zweiten Wahlgang kommen. Würde auch da seine Wahl scheitern, könnte der Versammlungsleiter über den Abbruch der Mitgliederversammlung abstimmen lassen. In diesem Fall müsste es zu einer Fortsetzung der Mitgliederversammlung sehr zeitnah kommen. Wahrscheinlich würde Gegenbauer dann nicht mehr zur Wahl stehen. In der Satzung heißt es für diesen Fall: „Kandidaten, die der Mitgliederversammlung bereits vorgeschlagen worden sind und nicht die erforderliche Mehrheit gefunden haben, sollen bei dieser Wahl nicht noch einmal vorgeschlagen werden.“ Eine Soll-Bestimmung, der Aufsichtsrat könnte einem erneuten Anlauf Gegenbauers zustimmen.

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In jedem Fall wird das neue Präsidium für vier Jahre bis 2016 gewählt. Dem neuen Präsidium sollen neun Mitglieder angehören. Es muss laut Satzung mindestens sieben haben, um geschäftsfähig zu sein. Ein Kandidat gilt dann als gewählt, wenn er die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erzielt, also mindestens eine Stimme mehr hat als 50 Prozent der gültigen Stimmen der anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder.

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Für den Posten des Vizepräsidenten kandidieren der Amtsinhaber Jörg Thomas und das bisherige Präsidiumsmitglied Torsten Manske. Letzterer kandidiert für den Fall seiner Niederlage um den Vizeposten auch für das Präsidium. Als Kandidat für das Amt als Vize ist er von Gegenbauer vorgeschlagen, was intern als Affront gegen den bisherigen Vize Thomas angesehen wird. Hier wird es also zu einer Kampfabstimmung kommen. Während Thomas, seit 1994 im Amt, ausschließlich als Vizepräsident kandidiert, hält sich Manske eine Hintertür offen. Sollte Manske scheitern, was nicht unmöglich erscheint, könnte er als einfaches Gremiumsmitglied gewählt werden.

Gibt es eine Lagerzugehörigkeit im Präsidium?

Nach diesen Wahlgängen, die jeweils gesondert durchgeführt werden, kommt es zur Wahl der Präsidiumsmitglieder. Für die maximal sieben freien Plätze gab es einst 14 Bewerbungen plus der von Manske. Demnach stellen sich alle sechs bisherigen einfachen Präsidiumsmitglieder erneut der Wahl. Das sind neben Manske noch Christian Wolter, Michael Ottow, Renate Döhmer, Ingmar Pering und Norbert Sauer. Dazu kamen neun neue Kandidaten, die satzungsgemäß bis Mitte Januar 2012 beim Aufsichtsrat des Vereins von einem Hertha-Klubmitglied vorgeschlagen werden mussten.

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Inzwischen aber sind von den neun neuen Kandidaten nur noch sechs übrig geblieben. Drei Kandidaten, alle von Werner Gegenbauer vorgeschlagen, sind ausgeschieden. Als da wären Dörte Höppner, Oliver Dunk und Frank Briegmann. Die Gründe für ihr freiwilliges beziehungsweise unfreiwilliges Ausscheiden aus dem Kandidatenkreis sind unterschiedlich. Dunk beispielsweise, ein Medienunternehmer, stolperte unfreiwillig über Kriterien, die ein Präsidiumskandidat zu erfüllen hat. In seinem Fall war es schlicht die Dauer seiner Mitgliedschaft im Verein. Die Satzung schreibt vor, dass ein Kandidat fürs Präsidium mindestens zwölf Monate dem Verein angehören muss. Dieses Mindestkriterium erfüllte Dunk nicht. Was merkwürdig wirkt, wenn er vom Präsidenten persönlich vorgeschlagen wurde. Anders verhält es sich bei Briegmann. Der Musikmanager und Präsident von Universal Music in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie der Deutschen Grammophon, zog seine Kandidatur freiwillig zurück. „Ich kommentiere das nicht“, sagte Briegmann.

Bleiben derzeit sechs neue Kandidaten für das wichtigste Hertha-Gremium. Die Posten sind begehrt, vor allem seit dieses Gremium nach der Satzungsänderung vor fünf Jahren deutlich an Einfluss gewonnen hat. Gerade deshalb hat in der laufenden Spielzeit die Kritik an der Arbeit des Präsidiums zugenommen, weil es entweder a) zu stumm war oder aber b) viele Entscheidungen wie etwa die Trainerentlassungen und -einstellungen absegnete. Nur bei genauerer Betrachtung ist aufgefallen, dass die Entscheidungen des Präsidiums längst nicht einstimmig ausgefallen sind.

Bislang konnte der Präsident, der in der Öffentlichkeit das Bild als größter Befürworter und Beschützer von Geschäftsführer Michael Preetz abgibt, auf eine einfache Mehrheit im Gremium bauen. Wenn, dann gab es lediglich bis zu drei Mitglieder, die ihm Kontra boten. Vor diesem Hintergrund wird es darauf ankommen, wie die internen Machtverhältnisse im neuen Präsidium aussehen werden. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hat Gegenbauer selbst vier bisherige Präsidiumsmitglieder für eine erneute Kandidatur vorgeschlagen, nämlich Manske, Ottow, Döhmer und Sauer. Wer mag, kann hier auf eine Lagerzugehörigkeit schließen.

Zudem könnte es erstmals seit Jahren dazu kommen, dass die Presse nicht zugelassen wird. Prinzipiell sind Mitgliederversammlungen nicht öffentlich, sondern ausschließlich den Mitgliedern vorbehalten. Bislang war es aber so, dass der Versammlungsleiter die anwesenden Mitglieder um Einverständnis gebeten hat, die Presse zuzulassen. Inzwischen liegt dem Präsidium ein Antrag vor, wonach die „Springer-Presse“ ausgesperrt werden soll. Sehr wahrscheinlich würde ein solcher Antrag auch mehrheitsfähig sein, der dann allerdings auf alle Pressevertreter ausgeweitet werden dürfte.

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