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Sport: Vorübergehend glücklich

Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso nimmt die Probleme an seinem Renault noch gelassen in Kauf – die Frage ist nur, wie lange

Er stand da vor dem Motorhome seines Teams und sagte, dass er sich nicht viel ausrechne. Es war Samstag, er bereitete sich auf den Großen Formel-1-Preis von Malaysia vor, und vermutlich gingen ihm noch die Bilder von 2007 durch den Kopf. Das motivierte. Damals stand er hier, in Sepang, Malaysia, ganz oben auf dem Siegerpodest. Damals war er noch Fernando Alonso, der große Formel-1-Star. Er ist natürlich immer noch ein Star, er ist immerhin zweimaliger Weltmeister. Aber er ist nicht mehr automatisch im Spotlight. Fernando Alonso, der Spanier, fährt jetzt für Renault. Und Renault ist insgesamt gesehen derzeit ein Team aus der zweiten Reihe in der Formel 1. Aber Alonso sagt, er sei glücklich.

Glücklicher jedenfalls als in der vergangenen Saison bei McLaren-Mercedes, als er zwar bis zum letzten Rennen in Brasilien um den WM-Titel kämpfte, aber enorm an der schlechten Atmosphäre zwischen ihm und dem Team und seinem Fahrerkollegen Lewis Hamilton litt. Selbstverständlich hatte Alonso auch einen Anteil an der Atmosphäre, aber er litt trotzdem.

Mit Renault hatte er 2005 und 2006 den WM-Titel gewonnen, aber das ist Vergangenheit, Renault 2008, das ist eine Art Zwischenlösung. Für ihn, fürs Team. Irgendwie muss man da durch, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. „Wir haben in Australien gesehen, dass wir nicht besonders konkurrenzfähig sind. Das haben wir aber schon nach den Wintertests gewusst“, sagt Alonso. „Wir sind in der Gruppe mit Red Bull, Williams und Toyota. Wer in dieser Gruppe vorne ist, hängt von der Streckencharakteristik, den Bedingungen und der Strategie ab.“ Überrascht wurde er davon nicht. „Ich wusste ja, wie weit Renault 2007 hinten lag. Dass man das nicht im Winter aufholen kann, war mir völlig klar.“ Immerhin, der Rückstand ist kleiner geworden. „Aber ich möchte wieder Rad an Rad mit Ferrari und McLaren fighten. Doch dafür sind wir noch zu weit weg“, sagt der Spanier. Eine Überraschung ist natürlich aber immer möglich, ein unerwartet guter Platz, vielleicht sogar ein Sieg.

Alonso versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Notfalls mit Ironie. „Weiter hinten im Feld sind die Rennen etwas spannender. Ich stecke in einer Gruppe und muss ab der ersten Runde viel kämpfen. Das wird wohl die ganze Saison so sein. Ich genieße diese neue Herausforderung.“

Die viel größere Herausforderung ist allerdings die Verbesserung des Autos. „Wir verlieren derzeit in allen Bereichen“, sagt Alonso. „Wir haben noch viele Verbesserungsmöglichkeiten.“ Die große Frage ist nur: Was passiert, wenn nicht zumindest Mitte der Saison spürbare Fortschritte zu erkennen sind? Kaum vorstellbar, dass Alonso dann auch noch im nächsten Jahr für Renault fährt. Zudem hat Ferrari-Boss Luca di Montezemolo schon mehr als einmal öffentlich Interesse an Alonso gezeigt.

Aber noch wiegelt der zweimalige Weltmeister ab. „Leute, wir sind gerade mal beim zweiten Saisonrennen. Es ist noch viel zu früh, über solche Dinge zu reden.“ Vielleicht zu früh, um darüber zu reden. Aber nicht, um darüber nachzudenken. Denn einer wie Alonso ist ganz sicher nicht in der Formel 1, um nur im Mittelfeld mitzufahren. Er ist ein Siegfahrer. Und wenn er sich in dieser Rolle bei Renault nicht verwirklichen kann, nun, dann gibt’s ja Alternativen.

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