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Sport: Wahlkämpferaus Ekuador

Benedikt Voigt über das, was Schiedsrichter und Bankräuber verbindet Vielleicht verhalten sich korrupte Schiedsrichter ähnlich wie gierige Bankräuber. Wenn Letztere zum ersten Mal eine Bank überfallen, steht die Polizei vor Schwierigkeiten.

Benedikt Voigt über das, was Schiedsrichter und Bankräuber verbindet

Vielleicht verhalten sich korrupte Schiedsrichter ähnlich wie gierige Bankräuber. Wenn Letztere zum ersten Mal eine Bank überfallen, steht die Polizei vor Schwierigkeiten. Die Bilder der Überwachungskamera sind unscharf, Zeugen widersprechen sich, in der Verbrecherkartei findet sich kein Täterprofil. Doch dann schlägt der Bankräuber wieder zu und wieder und wieder. Und mit jedem Überfall mehren sich die Indizien, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Täter einen Fehler macht. Das ist der Moment, in dem sich der Bankräuber verrät.

Der Fußball-Schiedsrichter Byron Moreno stellte bei der Fußball-Weltmeisterschaft den Italiener Francesco Totti wegen einer „Schwalbe“ vom Platz und annullierte Dammiano Tommasis Golden Goal. Das hat ihn, will man es höflich formulieren, in Italien unbeliebt gemacht. Das Land war in jenem Achtelfinale gegen Südkorea (1:2) ausgeschieden, weshalb nun Politiker, Funktionäre und Fans dem Schiedsrichter Bestechlichkeit vorwarfen. Nur gab es keine Beweise. In Ekuador feierten sie ihren Schiedsrichter wie einen Volkshelden – bis zum vergangenen Wochenende. Da gab Byron Moreno im Spiel zwischen Deportiva Universitaria Quito und Barcelona Guayaquil zwei unberechtigte Elfmeter, verweigerte eine klare Rote Karte und sparte sich den Höhepunkt für den Schluss auf. Beim Stande von 2:3 gegen Quito zeigte er sechs Minuten Nachspielzeit an, beim Stande von 4:3 für Quito pfiff er schließlich ab. Moreno hatte das Spiel mal eben eigenmächtig um zwölf Minuten verlängert. Die Tore waren in der 109. und 111. Minute gefallen. In seinem Bericht an die Schiedsrichterkommission gab er frühere Zeitpunkte an. Was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte: Byron Moreno bewirbt sich gegenwärtig bei einer Wahl um den Posten als Stadtrat. In Quito.

Das war nun auch dem Fußball-Weltverband zu offensichtlich. Die Fifa leitete eine Untersuchung ein, die Morenos Spielleitungen überprüfen soll. Bei der römischen Staatsanwaltschaft läuft bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechlichkeit, und in Ekuador ist der Schiedsrichter für 20 Spiele gesperrt. Das allerdings ist eine falsche Maßnahme. Man sollte ihn weiter pfeifen lassen, bis er sich noch mehr verrät. Man könnte Moreno nämlich mit seiner eigenen Taktik schlagen: Das Spiel so lange laufen lassen, bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Und dann – Abpfiff.

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