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Sport: Wasserball: Real in den Köpfen

Dunkel ist es nicht und es besteht auch nicht die Gefahr, dass der Strom abgeschaltet wird. Wie etwa in Jugoslawien, wo der VK Becej deshalb nur unter sehr schwierigen Bedingungen trainieren kann.

Dunkel ist es nicht und es besteht auch nicht die Gefahr, dass der Strom abgeschaltet wird. Wie etwa in Jugoslawien, wo der VK Becej deshalb nur unter sehr schwierigen Bedingungen trainieren kann. So war es nicht verwunderlich, dass der Champions-League-Sieger bei seiner Ankunft in Berlin vor allem einen Wunsch hatte, "möglichst viel, sehr viel spielen". Trainer Kasas, der die ungarischen Wasserballer in Sydney mit zum Olympiasieg geführt hatte und mit Molnar und Biros gleich zwei "Goldjungen" nach Becej mitbrachte, bekommt in dieser Woche in Schöneberg ausreichend Gelegenheit dazu. Vormittags und abends, was gleichermaßen für die Wasserfreunde Spandau 04 von Vorteil ist. "Die Spieler merken, dass sie sich plötzlich in einer anderen Wasserball-Welt bewegen", sagt Trainer Peter Röhle, "da wollen und sollen sie ja schließlich auch hin."

Die Spandauer können dabei an den Vormittagen ihre physischen Grenzen genau ausloten, denn ein Auswechseln ist kaum drin. "Schlotterbeck, Purschke, Kirsch, Grotzki und Schrödter gehen dann in die Schule", begründet Röhle, warum sein Stamm-Team fast immer durchspielen muss. "Ich passe aber schon auf, dass die Jungs am Wochenende nicht kaputt sind." Beim internationalen Alfred-Balen-Cup geht es von Freitag bis zum Sonntag nicht nur gegen Becej, sondern auch gegen die Meister aus Ungarn (Ferencvaros Budapest) und Russland (Dynamo Moskau). Nur mit halber Kraft dürfte dabei für den deutschen Rekord-Titelträger nichts zu gewinnen sein.

"Um die Kraft allein geht es nicht", meint Spandaus Kapitän Patrick Weissinger, "wir müssen auch aufpassen, dass unsere jungen Leute nicht völlig demotiviert werden." Becej (Weissinger: "Alles sympathische Jungs") kann mit 15 Spielern im Training munter durchwechseln, ohne dass sich ein Leistungsverlust bemerkbar macht. "Wir können zwar vom Schwimmen her ganz gut mithalten, aber in allen anderen Komponenten des Wasserballs fehlt uns im Vergleich zu Bejce etwas", schätzt Weissinger kritisch ein. "Dennoch, so macht Training viel mehr Spaß." Muss es auch, denn schließlich haben sich die Wasserfreunde in dieser Saison ein hohes Ziel gesteckt. Die Champions League ist das Maß aller Dinge, der einzige Anspruch, mit dem Spandau 04 letztlich auch den deutschen Wasserballsport international wieder salonfähig machen könnte.

Der erneute Gewinn von Meisterschaft und Pokal ist für die Wasserfreunde zur Pflichtübung geworden. Würden sie jedoch am letzten November-Wochenende in Madrid (Röhle: "Dort haben wir als Verein nie gespielt") bestehen, wäre das von ungleich höherem Wert. Der Zufall wollte es, dass erneut Becej einer der Gegner sein wird. Die Gedanken von Peter Röhle jedoch kreisen vor allem um Real Madrid. So hat er den ehemaligen Spandauer Wasserballwart Günter Schwill in die spanische Hauptstadt geschickt, der auf Teneriffa als Zahnarzt praktiziert, um neben Videoaufzeichnungen auch persönliche Eindrücke zu bekommen.

"Dass wir die Belgier von Dauphins Mouscronnoins besiegen, davon gehe ich aus. Aber gegen Madrid wird es für uns um Rang zwei gehen, mit dem wir in der Champions League wären", erklärt Röhle die Besonderheit gerade dieses Spiels. Alle Spandauer wissen das, die Spieler aus Becej natürlich auch. "Nur, darüber reden wir in dieser Woche nicht", sagt Röhle. Klar ist ohnehin, je geringer der Abstand zu Becej ist, desto größer wird die Chance für die Wasserfreunde.

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